Keine Sorge, ihr müsst euch nicht erst sämtliche "Conman"-Filme anschauen, die zwischen 1998 und 2002 gedreht wurden, um "Conman in Tokio" zu verstehen oder gar Spaß an dem Film zu haben. Hier wird uns eine eigenständige Story präsentiert, die niemanden verwirren dürfte. Da ich die anderen Teile bisher nicht sehen konnte, bin mir sowieso nicht ganz sicher, ob "Conman in Tokio" überhaupt etwas mit den anderen Teilen zu tun hat, außer den Charakter Cool, der damals von Andy Lau verkörpert wurden...
Zu Beginn hätte ich wirklich nicht gedacht, dass man Action und Comedy hier so perfekt miteinander kombinieren zu vermag und vermutete einen totalen filmischen Reinfall. Das anfängliche Billard-Spiel schien recht albern und erinnerte mehr an einen reinen Slapstick-Film und als Jeresey, gespielt von Nick Cheung ("Duell in der verbotenen Stadt"), auch noch anfängt zu singen, da er in der Öffentlichkeit nicht Fluchen soll, ist der erste Gedanke der Ausschaltknopf, aber nur kurz darauf kommt es zum ersten Kampf und ab da merkt man: "Conman in Tokio ist mehr als nur Slapstick-Kino aus Hongkong. Zwar muss man sich an den Angeber bzw. besten Spieler Hongkongs (besser 3er Vorstädte) Jersey erst einmal gewöhnen und auch seine materiell veranlagte Freundin möchte man zu Beginn am liebsten den Hals umdrehen, aber seine Überheblichkeit, die aus Können und reiner Dummheit resultiert, sorgt stets für Erheiterung und Spaß im Film.
So ist er das genaue Gegenteil zu Cool, gespielt von Louis Koo ("The Suspect", "Legend of Zu"). Cool war und ist der beste Spieler Asiens und wusste seine Karten in jeder Situation einzusetzen. Nachdem seine Freundin aber ins Koma fiel, zog er sich zurück und führte ein verbittertes Leben in Japan als Restaurantbesitzer. Nur durch die chaotische Unterstützung von Jeresey fasst er wieder Mut, packt seine Karten und versucht seine Freundin vor seinen ehemaligen besten Freund Yeung, gespielt von Ben Lam ("Total Risk", "Police Story 2"), zu retten. Hier beginnt das, was die Amis mit ihren Buddy Movies immer so perfekt inszenierten: Action, Comedy und coole Sprüche am laufenden Band. Sei es "Bulletproof - Kugelsicher" mit Adam Sandler, "Bad Boys - Harte Jungs" mit Will Smith oder die kultige "Lethal Weapon"-Serie - alle vermischten witzige Elemente, mit knallharter Action und so auch "Conman in Tokio". Neben guten Martial Art-Kämpfen dürfen wir auch einiges an Kartentricks bewundern, die nicht nur am Spieltisch stattfinden, sondern dank Cools Talent zur tödlichen Waffe für seine Gegner werden wenn sie zu Hunderten durch die Lüfte sausen. Hier bekommen wir einen wirklich phantastischen Aspekt geboten, der zwar unrealistisch jedoch nicht uninteressant ist und dank eines gelungen Scores für Stimmung sorgt. Regisseur Tony Ching ("Shaolin Scorcerer", "Hero") vermischte verschiedene Genres miteinander ohne auch nur eins aus den Augen zu verlieren und zitiert hier aus diversen Klassikern der asiatischen Filmgeschichte. Besonders auffällig ist dies als Cool seine im Koma liegende Freundin im Arm hält und sich mit einem Schwert durch eine Horde Yakuza kämpft. Diese Sequenz erinnert deutlich an "Lone Wolf and Cub", obgleich dies nicht die Intensität und vor allem Brutalität des Originals aufweist. Der Schluss auf dem Boot entpuppt sich schnell als spannendes und Action geladenes Finale und sorgt für die eine oder andere Überraschung. "Conman in Tokio" ist eine perfekte Mischung aus Komödie und Action, mit einer Prise Dramaturgie, die nie aufgesetzt wirkt. Hongkong-Kino wie man es liebt und für mich eine kleine Perle am asiatischen Actionhimmel, die man nicht versäumen sollte …