A Lifetime Treasure ist von den Anfang 2019 in verhältnismäßiger Vielzahl erschienenen kantonesischen Neujahrskomödien wahrscheinlich die traditionellste, nicht wie Missbehaviour eine offensivere gesellschaftliche Satire, keine Musicalbearbeitung eines Off-Broadway-Stückes wie I Love You, You're Perfect, Now Change und auch keine Dramödie mit ebenso kritischen Ansätzen wie A Home for a View. Sondern ganz einfach eine Komödie, mit nichts anderem als der schlichten, aber oftmals auch schwierig umzusetzenden Unterhaltung und der 90minütigen Gaudi für das danach darbende Publikum im Sinn. Gedreht von einem Regiedebütanten mit der Unterstützung eines erfahreneren, aber eher im kleinen Bereich und nicht mit Humor tätigen Kollegen, und besetzt mit eher der Semiprominenz, die sonst im Fernsehen werkelt oder als durchgängige Nebenrolle und mit schleichender Karriere zu sehen ist:
Im Auftrag ihres Vorgesetzten Rainy Cloud [ Lam Suet ], eines skrupellosen Betreibers von ausbeuterischen Pflegeheimen und Seniorenresidenzen, sollen die beiden Tunichtgute Chun [ Louis Cheung ] und Lok [ Bob Lam ] das als sehr gut geltende, aber auch spezielle Heim vom 'Chief' [ Andrew Lam ], einem Arzt im Ruhestand auf Lantau beobachten und dort für Missstände und eine entsprechende Übernahme sorgen. Die beiden lassen sich als Assistenten von der einzigen Fachkraft dort, der Krankenschwester Ching-Ching [ Ivana Wong ] anheuern und lernen so auch schnell die Bewohner kennen: Richard [ Richard Ng ], der um seinen verstorbenen Sohn trauert, den ehemaligen Detective Uncle Crab [ Sammo Hung ], der nur einen einzigen unerledigten Fall hat, den wuseligen Ben Chow Tai-Bun [ Teddy Robin Kwan ], den ehemaligen Militärfunker Uncle Dragon [ Bruce Leung ] und Jane [ Tien Niu ]. Die beiden Neulinge vor Ort und Stelle machen sich an die Arbeit, ihren geheimen Auftrag auszuführen, stoßen doch bald auf ungeahnte Schwierigkeiten.
Spielend nicht bloß weitab von der Gesellschaft und der Moderne auf einem abgeschiedenen Eiland, einem Fischerdörfchen außerhalb der Zivilisation, sondern auch noch in einer ebenso wenig von dem Umland frequentierten Seniorenresidenz pflegt der Film auch sein Understatement und seine eher hausbackene Rustikalität. Wirkend wie aus einem anderen Jahrzehnt und auch mit solchen Darstellern und Figuren sowieso besetzt, gleicht sich auch die Inszenierung, die Atmosphäre und der Humor diesem an, wobei das erstere durchaus angenehm in seiner eher ruhigen Art und Weise, das letztere bei kantonesischen Komödien sowieso eher gewöhnungsbedürftig ist. Die hauptsächlichen Komödianten sind dabei natürlich die Neuankömmlinge in der Szenerie, die falschen Fuffziger, die sich eingeschlichen haben ohne Berufserfahrung, ohne Engagement und auch noch mit niederträchtigen Absichten, aber erst den wesentlich gerissenen Bewohnern scheitern und schließlich und endlich doch nicht verkehrt im Herzen sind.
Gespielt wird das Duo von Bob Lam, der bislang zuweilen eher negativ aufgefallen ist, sich hier aber etwas zurücknimmt oder von der Regie zurückgepfiffen wird, und von Louis Cheung, welcher neuerdings zu den vertrauten Gesichter der HKer Kinolandschaft gehört und in kleineren Produktionen (wie ebenjene hier) genauso wie sein Partner auch zuweilen die Hauptrolle spielt. Während die tatsächlich Namhaften, aber eben auch schon betagten Schauspieler eigentlich nur getreu einer Funktion besetzt und ihre Marotten pflegen und rein aus Tradition und der Ehrfurcht (?) davor anwesend sind, wird die vergleichsweise jüngere Generation noch und dies entscheidend für den Gewinn durch die quirlige Ivana Wong vertreten; ein kleiner Coup der Filmemacher, die die richtige Wahl getroffen haben und Gespür für das nötige Etwas der leicht quakenden Frische am Beweisen sind. Die Herangehensweise der Komödie also aus etwas Asbach Uralt, mitsamt leichter Sentimentalität, viel Nonsensedialog, einer Parodie von sage und schreibe dem ersten Mission Impossible, der irgendwie aus dem letzten Jahrtausend schon und nicht gerade das aktuellste Vorbild für eine Hommage ist, dazu das Wechselspiel aus den unterschiedlichen Generationen, wo die Einen am Ende des Lebens und am Abend der Existenz und die anderen zwar noch mittendrin, damit aber auch noch am Lernen sind.
Um die Szenerie etwas herauszubrechen, gibt es auch einen Abstecher an ein Filmset, ein Dreh namens "Zombie Bathrobe", welcher von einem der anwesenden Rentner, ausgerechnet Darsteller Richard Ng auch noch als "You ruined the Hong Kong film industry." bezeichnet und prompt das Set zerstört wird – Ng hat selber mehrfach in Jiāngshī-, also in Chinese Hopping Vampire Werken mitgespielt – , wobei auch in dieser Szene die Sichtweise der Filmemacher hier ehrenhaft sein mag, aber falsch ist. [Derartige Filme wie "Zombie Bathrobe" drehen heute die Chinesen, für den Onlinemarkt und die danach verlangenden Streamingdienste nämlich, zuhauf auch, die 'Einheimischen' fast gar nicht mehr.] Nächster Abstecher geht dann doch mal in die Metropole hinein, die Sonderverwaltungszone, für einen kurzen emotionalen Moment, wobei der soziale Charakter des Filmes dann doch ein bisschen Oberwasser und dramaturgische Fallhöhe in all dem sonstigen Kinkerlitzchen gewinnt. Erinnern tut man insgesamt an Gallants (2010), schon von der Ausgangsidee her, dann auch an dem Versuch der Vereinbarung von Lustig und Ernst, und Tradition und Moderne, wobei es hier beim simplen Versuch bleibt und bis auf einen vielleicht zehnsekündigen (erstaunlich guten) Kampf gen Ende (mit deutlichem Einsatz eines Stuntman) auch keinerlei Aktionszenen vorhanden sind.