Unlustig, überdreht und überflüssig…25.01.2020
Es war einmal im Jahr 2000, als Mel Gibson durch das Zusammenwirken seltsamer Umstände plötzlich wußte, was Frauen wollen, weil er deren Gedanken lesen konnte. Das verhalf ihm erst zu einigen Vorteilen, führte dann aber auch – im konservativen amerikanischen Kino dieser Zeit ein absolutes Muß – zur charakterlichen Wandlung samt Happy End. Nun habe ich schon oft auf dieser Plattform kundgetan, daß dem aktuellen Hollywood-Ausstoß jegliche Kreativität fehlt und man sich von Sequel zu Prequel zu Spin-Off handelt. Oder man nimmt einfach einen älteren Film und dreht ihn, mit kleinen Änderungen versehen, neu. Die Änderungen hier. Die Hauptfigur ist weiblich und schwarz statt männlich und weiß. Ansonsten der gleiche Film, die gleiche Geschichte, nur unfaßbar schlecht.
Die Sportagentin Ali wird wieder mal bei einer Beförderung trotz herausragender Leistung übergangen, da die Firma, in der sie arbeitet, von Männern geleitet wird. Typische Wirtschaftswelt. Dank Tee, einem Medium und einem Unfall kann sie plötzlich die Gedanken von Männern lesen. Das nutzt sie zu ihrem Vorteil und überlistet die Kollegen, und auch in ihrem Privatleben ist diese Gedankenlesegabe zwar zunächst nicht allerbest, dann aber durchaus hilfreich. Das war in der heute etwas bieder wirkenden Komödie aus dem Jahr 2000 ähnlich, nur hier ist man halt dem Gender- und dem Hautfarbenthema der heutigen Zeit verbunden. Leider aber regieren hier platte Zoten, flache Sexwitze und eine bewußt derbe Sprache, und Frau Henson ist nun mal nicht Herr Gibson.
Dem war zum größten Teil der Erfolg des Vorbilds zugute zu halten, hier aber nervt die völlig over the top agierende, ach was sage ich, chargierende Henson vom ersten Auftritt an. Andere Kritiker sehen das anders, finden die Leistung mitreißend und witzig, ich teile diese Meinung indes nicht. Der Rest vom Fest sind Klischees: natürlich hat sie einen männlichen Assistenten, und der ist, das muß sein, schwul. Und wenn die Hauptfigur nervt, der Humor flach oder kaum vorhanden ist, der Film darüber hinaus viel zu lange dauert und in der letzten Hälfte auch noch zur typischen RomCom wird, dann ist das, trotz des vielleicht notwendigen Befassens mit männlicher Dominanz in der Wirtschaft, leider völlig uninteressant. Es hätte lustig sein können, zu hören, was Männer denken, aber sie denken eh nur an das eine: an Kaffee ( so eine zentrale Szene des Films). Aha. Wußte ich gar nicht – ist mir aber auch genau so gleichgültig wie dieser Film, der nur zwei Stunden meiner kostbaren Lebenszeit vergeudet. Danke dafür, 2/10.