Mosquito Squadron ist finanziert von Oakmont Productions, die sich ab 1968 für einen überschaubaren Zeitraum auf preiswerte, anspruchslose Kriegsfilme spezialisiert hatten und mit Hilfe von United Artists die Kinos u.a. auch noch mit den knallig betitelten Tauchfahrt in die Hölle, Alarmstart für Geschwader Braddock und Hellboats - Grüße aus der Hölle versorgten. Dabei besteht man - wenn schon nicht aus einer kompletten Durchschrift - die meiste Zeit aus emulierten Versatzstücken von Inhalt und Form anderer Quellen; das hervorgerufene déjà vu nutzt allerdings demjenigen, der auch mit den vorhergehenden filmischen Vertretern etwas anfangen konnte.
Die Geschichte ist nicht allzu weit entfernt von Kampfgeschwader 633 [ 1964 ], der sich selber auch wenig versteckt im Genre bediente.
Man behält gekonnt das bewährte Grundkonzept: Wie so oft muss man etwas ganz Spezielles zerstören und dies unter extrem erschwerten Bedingungen. Im Drei-Stufen Plan kommt erst das Training für diese nahezu unmögliche Mission, dann etwas Gefühl und als Finale die jeweilig trickreiche Abschußsequenz.
In diesem Fall muss eine englische Fliegerstaffel unter Führung von Sq. Leader Quint Munroe [ spielt wie eine kalte Hundeschnauze: David McCallum ] eine in Frankreich gelegene Basis deutscher V-Raketen zerstören. Das Problem liegt darin, dass diese Raketen in einem Tunnel neben einem Kastell entwickelt werden und es nichts bringen würde, einfach etwas drauf zu schmeissen; ein vertikaler Abwurf wäre ein völliger Fehlschlag. Man muss es wie beim Billard hineinkullern lassen. Dazu nutzt man die „Highball“ genannte Royal Air Force-Bombe des Wissenschaftlers Barnes Wallis: Eine Rollbombe, die noch vor Abwurf in Rotation gebracht wird und auf dem Boden angelangt dem Ziel entgegenspringt.
Gab es diese wirklich - allerdings auf Wasser und bestimmt nicht auf Erdboden ! - und wurde sie im Krieg vor allem bei der Zerstörung von deutschen Staudämmen eingesetzt [ z.b. Möhne- und Ederdamm; verfilmt in The Dam Busters ], so hat der Film selber mit der Realität nicht mehr viel zu tun und möchte dies augenscheinlich auch gar nicht.
Dabei befindet er sich nicht nur in guter Gesellschaft, sondern nutzt auch deren Ressourcen. Ist die Idee schon nicht original, so stammt die einleitende Ouvertüre mit einem V1 Angriff auf London ganz signifikant aus Geheimaktion Crossbow, entleiht man auch einige diverse Einstellungen aus Kampfgeschwader 633 und dreht auch noch am selben Flugplatz Bovingdon, Hertfordshire. An dessen umgebende Heidelandschaft man sich jetzt bereits familiär gewöhnt hat [ Wir alle sind verdammt wurde 1962 ebenfalls dort gefilmt ].
Beim Betrachten hat man demnach desöfteren das Gefühl, bereits etwas Erlebtes und vor allem Gesehenes neu aufgetischt zu bekommen. Hinweisschilder und sonstigen Markierungen kennt man schon vom letzten Mal, was die Orientierung angenehm erleichtert und die Aufnahme sehr gastlich macht. Vertrautes in der immer noch wunderschönen, vollständig begrünten Nachbarschaft wird ebenso noch mal dargereicht wie die kleinen, fast intimen Quartiere der Besatzung, wo ein warmbraun getäfelter Schreibtisch schon fast den gesamten Raum ausfüllt. Vermittelt im Nu das Gefühl, daß man wieder zu Hause ist.
Bei der narrativen Innenverkleidung muss man Autoren und Regisseur zugutehalten, dass sie durchaus in der Lage sind, die Erzählung hier und da mit Erweiterungen anzureichern und auch einige geschickte Plotwechsel einzubringen. Man macht das Beste daraus, dass man über ein restriktives Produktionsetat verfügt, verschwendet wenig Zeit mit Vorreden und hält sich eng an den selbst vorgebenen Zeitrahmen. Man geht die wenigen militärischen und begrenzt persönlichen Schwierigkeiten mit Steigerungswinkel Sechs an und achtet darauf, den Zuschauer ja nicht in die Langeweile zu bringen und die anfängliche Euphorie einer Ermüdung und Erschöpfung weichen zu lassen.
Boris Sagals Regie ist weitgehend unauffällig, verzichtet auf inszenatorische Aufgabenstellungen und einen Ausdruck von Individualität und konzentriert sich auf die knappe Bebilderung. In einer Art perfekten, wenn auch ein bisschen provinziell - sterilen Nachbereitung leicht zu folgen und trotz seiner Rückständigkeit angenehm zu konsumieren.
Der etwaige moralische Konflikt formuliert sich mit einer persönlichen Schwierigkeit und knüpft so eine zweigleisig - paralle Storykonstellation. Ein privater Widerspruch, der eng mit der eigentlichen Mission verbunden ist:
Munroe verliebt sich in Beth Scott [ Suzanne Neve ], der Frau seines mittlerweile abgeschossenen besten Freundes, die auch die Gefühle erwidert. Wobei man später feststellt, dass es da noch ein Hindernis geben könnte und man zwischen Gefühl und Vaterland ebenso abwägen muss wie zwischen jetzt gefährdeten und vielleicht in der Zukunft bedrohten Menschenleben.
Liebe und Krieg also, Politik und Solidarität, Glauben, Enttäuschung und Verrat. Mannigfaltiges Plotarsenal; alles aber nur in Schlagworten einer naiven Rekonstruktion, nicht in der Erläuterung.
Die Romanze bleibt ebenso wie der moralische Zwist und das vorbereitende Training auf wenige Momente beschränkt und dient weniger als anheizendes denn als unterhaltendes Element. Mögliche Identifikation wird durch blasses Schauspiel verschenkt. Gespräche sagen das Nötigste. Der Rest wird durch Blicke erledigt. Zeit ist knapp, schnelllebig und wird nicht in Rationierungskarten ausgegeben. Munroe riskiert am Himmel und am Boden mehrmals sein Leben - der Bombenteppich zu Beginn, ein Erkundungsflug über dem flakgespickten Schloss und ein Angriff feindlicher Flieger auf die Basis - und füllt so auch bereits vor dem Showdown in zumindest kompetenter Weise den Actionpegel auf.
Am Ende knallts noch mal so richtig; erst die Erfüllung der Operation, dann die Auslöschung des anliegenden Schlosses und seiner Insassen mit Unterstützung der französischen Résistance sowie der Kampf Soldat gegen Panzer. Und dann grüsst nach 86min auch schon der Abspann. Die Karenzfrist ist erreicht.
Richtig gut wirds zwar nie, da kann sich der Komponist Frank Cordell mit seiner an Ron Goodwin ermahnenden leicht - sinfonischen Vertonung noch so sehr ins Zeug legen. Alles sieht ebenso wie die unzeitgemäßen Frisuren und das immobile Gehabe fast noch anachronistischer als die 60er Jahre aus. Das Hauptaugenmerk ist weit von den titelgebenden, oftmals schlecht getricksten Jagdbombern weg und man verhält sich tendenziell recht konservativ, mit einem starken Hang zum unfreiwilligen Humor. Aber auch wenn man bei weitem nicht in irgendwelche Annalen eingeht und mehr Qualität darstellen möchte, als man in der Lage zu ist: Man bemüht sich zumindest um genug Abwechslung im old-fashioned Sujet.