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Mit der Rolle des rechtschaffenen Texas-Rangers scheint Chuck Norris wohl seine Berufung gefunden zuhaben. Doch lange bevor „Walker“ in Serie ging, schlüpfte er zum ersten Mal in „Lone Wolf McQuade“ in Cowboyhut und enge Jeans. Der Film präsentiert sich als typisch banaler Norris-Reißer der späten Siebziger und frühen Achtziger, in dem es einfach darum ging als rechtschaffener Gesetzeshüter bösen Fieslingen den Garaus zu machen.

Dabei stilisiert Regisseur Steve Carver Chuck einmal mehr in ungeahnte Höhen. Die Kamera schwenkt heroisch um ihn, der Ton tut sein Übriges und trainiert wird grundsätzlich in Zeitlupe. Das Gesetz darf McQuade schon mal nach Belieben biegen, als Pressevorführexemplar taugt er überhaupt nicht und von Ex-Frau, Tochter und neuer Liebschaft wird er angehimmelt wie ein Vorzeigemodel mit Millionen in der Tasche. Neben einigen Machoallüren, soll er später aber auch ein wenig menscheln und das ist dann eher peinlich, da Norris Stärken ganz woanders liegen. Nämlich in seinen Martial-Arts-Fähigkeiten und so geht auch fast in jeder Situation irgendwer auf ihn los.

Atmosphärisch kommt der Film recht gut weg, da er, dank der außergewöhnlich guten Kompositionen Francesco De Masis („Thunder“, „The New York Ripper“) klassische Westernatmosphäre um einen einsamen Helden geschnuppert wird. Nicht zuletzt, weil ein Großteil des Films in der staubigen Wüste oder einschlägigen Cowboylocations spielt.

Einmal mehr präsentiert sich Norris hier als Ein-Mann-Armee, die gleich zu Beginn eine ganze Bande von Dieben an der mexikanischen Grenze ausschaltet und nebenher noch den mexikanischen Polizisten Kayo (Cmdr. Chakotay – Darsteller Robert Beltran in einer seiner ersten Rollen) rettet. Er wird später zu seinem Partner, Brummbär und Einzelgänger McQuade kann ihn zunächst nicht ausstehen, schließlich raufen sie sich doch zusammen, man kennt diese angedeutete Buddykomponente aus zu vielen Filmen…

Überhaupt ist das Skript alles andere als einfallsreich und letztlich sehr holprig zusammengestückelt worden. Im Grunde hätte der Film auch locker eine Viertelstunde kürzer ausfallen können, so dass es zu einem spannenderen Actionthriller gereicht hätte. Die Ermittlungsarbeiten des Duos sind dabei nicht immer nachvollziehbar, bilden aber einen Vorwand für ein paar recht spektakuläre Actionszenen. Während dessen bleibt leider immer recht schleierhaft, woher Carradine immer die richtigen Informationen bezieht, warum man sich auf dem Flugplatz in der Wüste so dumm anstellt und ob der Liliputaner im Rollstuhl mehr als nur ein möglichst exotischer Bösewicht sein soll.

Die Action ist, wie sollte es auch anders sein, auch in diesem Norris-Vehikel das Prunkstück. Nicht sonderlich ausgefeilt, aber recht spektakulär und mit einem entsprechenden Härtegrad wird geschossen und aufeinander losgeknüppelt. Insbesondere der finale Fight zwischen Norris und Bösewicht David Carradine („Kill Bill“, „Cannonball“) kann sich sehen lassen, sind doch beide Männer vom „Fach“. Zudem gibt es ein paar nette Verfolgungsjagden, Explosionen und Anschläge auf den unbequemen Gesetzeshüter - eben das Standardrepertoire

Ein bisschen eigenartig fallen die Reaktionen auf tote Freunde oder Verwandte aus, es gibt nämlich, trotz einmaliger überzogener, theatralischer Sterbeszene nie welche – wenige Minuten später hüpft man wieder quietschvergnügt durchs das Bild, als wäre nie etwas geschehen. Hinzu gesellen sich ein paar bös’ kitschige Dialoge, die meist in Erscheinung treten, wenn McQuade sich in weiblicher Gesellschaft (Freundin, Ex-Frau oder Tochter) befindet und zuckersüß zum „Man of the year“ erhoben wird.

Punkten kann „Lone Wolf McQuade“ besonders mit Carradine, der den arroganten Fiesling sehr ordentlich spielt und besonders bei der ersten Begegnung mit Norris wie eine Raubkatze wirkt, die ihren Artgenossen beschnüffelt, um deren Stärken auszuloten. Während Ex-Model Barbara Carrera nur gut aussehen und eine Kussszene mit Chuck Norris haben muss, bleibt der B-Mime wieder in seinem einzigen Gesichtsausdruck stecken. Mehr als grimmig dreinschauen ist nicht drin und so sind seine Frauenkisten auch an Unglaubwürdigkeit kaum zu überbieten. Allein die Szene, in der Carrera ihm seine Wohnung säubert ist mehr als nur peinlich.

Fazit:
„Lone Wolf McQuade“ ist ein netter Genre- und typischer Norris-Film der Achtziger, der mit 110 Minuten etwas zu lang veranschlagt worden ist und sich etwas zu ernst nimmt. Innovationen hat das holprige Drehbuch erwartungsgemäß nicht zu bieten, dafür aber eine recht passable Spannungskurve. Die Heroisierung Norris nimmt hier noch größere Ausmaße als in seinen anderen Filmen, was selbst eingefleischten Fans auf Dauer nerven kann. Während die Action, insbesondere die Kloppereien, ruhig etwas zahlreicher ausfällen hätte können, fällt die staubige Inszenierung in Verbindung mit De Masis Arbeit positiv auf. Chuck Norris hat zu „seiner“ Zeit dennoch eindeutig Besseres abgeliefert.

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