Menahem Golan und die Superhelden, das war keine gute Mischung: Bei Cannon liefen „Masters of the Universe“ (der teuerste Film des Studios) und „Superman IV“ schlechter als erwartet. „Captain America“ von seiner Firma 21st Century kam noch nicht mal ins US-Kino.
Dabei gibt sich der Albert Pyun inszenierte Film durchaus gewagt, beginnt mit dem Mord an der Familie eines italienischen Jungen durch die Nazis, die das Kind zum Experimentieren benutzen und so den Red Skull erschaffen. Der verantwortliche, zur Arbeit gezwungene Wissenschaftler kann die Kurve kratzen und läuft zur Gegenseite über, wo er den Soldaten Steve Rogers (Matt Salinger) flugs zu Captain America umspritzt, ehe der Red Skull ihn ermorden lässt. Damit hat der Film dann die Entstehungsgeschichte der Kontrahenten hinter sich gebracht, ironischerweise erscheint aber Red Skull als tragische Figur, Captain America als blasser US-Superboy ohne Profil.
Ohne Verschnaufpause geht es weiter im Takt, der irgendwie in Rekordzeit ausgewachsene Red Skull (Scott Paulin) lockt den Cap in eine Falle in einer Raketenabschussbasis und will ein Geschoss auf Washington ballern, der Hero siegt und klemmt sich an die Rakete, um sie daran hängend aus der Flugbahn zu bringen, was ein Dreikäsehoch und sein bester Kumpel beim Sternebeobachten durchs Teleskop mit anschauen. Das waghalsige Manöver hat den Nachteil, dass Captain America in der Arktis landet und bis Anfang der 90er schockgefrostet wird. Hilft auch beim Budgetsparen das Ganze in die Gegenwart zu verlegen, so vermutlich der Gedanke des Ganzen (ein Avengers-Film, wie anlässlich der 2011er Variante, war damals ja nicht geplant).
1990: Der kleine Junge von einst ist mittlerweile Präsident (Ronny Cox), sein Kumpel Sam (Ned Beatty) Reporter und beide kriegen vom Auftauen des Captains Wind. Auch der Red Skull, der mittlerweile als Mafiaboss seine Spielchen treibt…
Das Scheitern dieser vermurksten Adaption Albert Pyun anzukreiden erscheint irgendwie ungerecht, ist der doch eher Verwalter eines Scherbenhaufens. Der Film wurde gedreht, damit die Rechte nicht verfallen, das für einen Superheldenfilm eh schon nicht üppige Budget wurde massiv gekürzt und die Drehpläne umgeworfen. Was eigentlich schon der Todesstoß für seinen solchen Eventfilm ist, denn wie soll man noch begeistert sein, wenn die Effekte dünn gesät sind, das Kostüm des Helden kaum professioneller aussieht als Kreationen der Marke Eigenbau an Karneval und die Kulissen nach Kulisse aussehen – nach liebevoll gebauter Kulisse immerhin, aber eher nach bunter Kulisse wie im Spielzeugladen.
Natürlich hat das Drehbuch auch seinen Anteil daran, dass der Film einfach kalt lässt. Man erfährt zu wenig über Steve Rogers a.k.a. Captain America abgesehen von seinem romantischen Interesse, dennoch dauert die Exposition ewig und wenn er dann in der Gegenwart angekommen mit dem Schock einer veränderten Welt umgehen muss, dann wirkt das halbherzig. Angeblich soll Pyuns 2011 veröffentlichter Director’s Cut da mehr in die Tiefe gehen, ob es dem Film hilft – keine Ahnung. Doch hier erkennt man Pyuns Sinn fürs Philosophieren, hier also die Darstellung eines im wahrsten Sinne des Wortes veralteten Helden, dessen große Liebe nicht nur im Gegensatz zu ihm alt und grau geworden ist, sondern auch selbst Kinder hat – wobei deren Tochter dann im Film ganz billig als Love Interest herhalten muss.
Und doch, so schleppend die Exposition auch wirkt, sie hat noch mehr Pfiff als der darauffolgende Teil. Der erneute Kampf gegen den Red Skull wirkt forciert und ohne Drive, seine Pläne den Präsidenten zu entführen wirken nicht brillant, es ist einfach ein lustlos durchgezogene Standardnummer nach Schema F, bei der weder Held noch Schurke so richtig bei der Sache zu sein scheinen und das merkt man leider auch als Zuschauer.
Mit seinem nicht gerade üppigen Budget kann der Film dann auch als Actionvehikel kaum punkten: Die Verfolgungsjagden in der Mitte des Films sehen aus wie bei Tempo 20 in der Walachei gefilmt (was vielleicht auch so ist), ein paar Motorradstunts erregen kurzfristiges Interesse und hin und wieder gibt es auch im Nahkampf, mal mehr (Showdown), mal weniger ansprechend (die restlichen Kampfszenen auf die Mütze). Dass der Red Skull (budgetbedingt) nie über viele Handlanger verfügt, lässt das Ganze etwas teilweise lächerlich erscheinen, dass der Held in den Kampfszenen offensichtlich gedoubelt wird, tut sein übriges.
Verwunderlich ist die Mitwirkung von Ronny Cox und Ned Beatty, die eigentlich ein Luxus für einen Film dieser Budgetklasse sind, als wahre Profis noch mit den gewissen Maß an Respekt, aber ohne spürbaren Elan spielen. Matt Salinger gibt sich Mühe, es mangelt ihm aber an Charisma, während einzig und allein ein gut aufgelegter Scott Paulin als comichafter Fiesling echte Akzente setzen kann.
Vermutlich haben Pyun und diverse Beteiligte ihren „Captain America“ besser gemeint als er schlussendlich geworden ist, doch ein konzeptuell eher als Big Budget Film angelegtes Genre in Low Budget zu verfilmen war einfach keine gute Idee: Die Unterfinanzierung ist an allen Ecken und Enden zu sehen, was angesichts der spärlich gesäten Schauwerte und dem wenig aufregenden Drehbuch nicht besonders hilfreich ist.