Wahrscheinlich der schlechteste Versuch, bei der Aufarbeitung der langlebigen Karriere von Filmemacher Pyun ausgerechnet mit Deceit zu starten; einem heimlich während angeordneter Nachdrehs für Cyborg hergestelltes no budget Projekt, dass zu diesem und den auch besser gestellten Vorgängern im Oeuvre geradezu ein Winzling von Skript und Regie und für viele Zuschauer schlechterdings der Bodensatz überhaupt ist. Möglicherweise ist es aber auch der beste Ansatz, kommt hier doch nach eigenen Aussagen erstmals wieder auch die eigene Kreativität unabhängig von den Machenschaften der Studios zum Vorschein und wird der Film von seinem Schöpfer selber hoch gezählt. Zudem ist hier der Beginn der späteren Karriere schon in aller Deutlichkeit zu sichten, wo nun gar kein Geld mehr vorhanden war und der Minimalismus in die nächste, die entscheidende, die alles bestimmende Runde ging:
Um die Erde mit einer Bombe hochzujagen, schlüpft der Außerirdische Bailey [ Norbert Weisser ] in den Körper eines sich gerade erst am Highway grausam das eigene Leben nehmenden Selbstmörders, und lässt sich anschließend von dem Trio Eve Bendibuckle [ Samantha Phillips ], Wilma Fernbacker [ Diane Defoe ] und Hiram Whatley [ Christian Andrews ] per Anhalter mitnehmen. Wilma und Hiram werden schnell getötet, aber Eve löst ungewohnte sexuelle Gelüste bei Bailey aus, und er versucht, sie eifrig zum Sex zu überreden, und das möglichst, bevor Kompagnon Brick Bardo [ Scott Paulin als Verkörperung des Dollman - Charakters ] auftaucht und potenzielle Schäferstündchen unterbricht.
Legendenbildung gehört dazu und macht bei Pyun vor allem in den letzten Jahren die Runde, in den Krisenzeiten, die finanziell wesentlich schlechter als noch in den Achtzigern und Neunzigern gestellt ist. Pyun hat zuletzt viel aufgearbeitet, verbal in Interviews mit der Meute aus dem Internet, die ihn nun im Grunde a) auch als Einzige kennt und b) auch (teilweise) schätzt und wo der Austausch von Gedanken und Anekdoten gefragt von beiden Seiten aus ist. Reflektiert wurde auch die eigene Vergangenheit mit mehrerlei Sequels, auch und so genannten Director Cut's diverser früherer Arbeiten, zu dem u.a. das Kompilationsmuster Slinger, der wahre Cyborg also gehört. Die Geschichten dazu kennt man, Streichung des Budgets, Ärger mit dem Hauptdarsteller, Umschnitte seitens der Produzenten und eben angeordneter Nachdrehs, was bei Pyun noch zu mehr Unlust und Unwillen als eh schon vorhanden führte, und sich im privaten Gebrauch der sowieso vorhandenen Filmmaterialien und -Kräfte und in der Anregung, Abregung, Abrechnung und Ablenkung beim Deceit erging. 3 Tage bzw. 3 Nächte Drehzeit, Budget um die 24.000 bis 25.000 Dollar und ein 100 Seiten Skript.
Was auch immer da drin steht – nach vielen bis fast einhelligen Aussagen: Nichts, bzw. nichts Gescheites – für die wenigen, also die Handvoll Darsteller war es natürlich eine Heidenarbeit, all diese Sätze und all ihre Wiederholungen und geringfügigen Abwandlungen und all die gleichen Worte, bevorzugt zu hören auch das "fuck", in der geringen Spanne Zeit umzusetzen und wieder zugeben, und dann noch zu schauspielern. Was den Meisten hier auch entsprechend Respekt gegenüber einbringen sollte, wegen des Fleißes und der Mühen, ein richtiges Schauspiel so aber natürlich nicht herüberkommt. Regeldarsteller Weisser und sein lange Zeit einziges Gegenüber Samantha Phillips agieren sich die Seele aus dem Leib, was bei Ihr vor allem noch mit viel Armarbeit beim Gestikulieren einhergeht, aber wenn der erste Take schon immer nur der einzige ist, und das Talent nicht übermäßig gesegnet...
An Ihnen speziell liegt es aber nicht, dass das Ganze hier, eine Art gefilmtes Pamphlet, ein Speakers Corner, Improvisations- und Laientheater auf fast nur einer Bühne, dieses verkappte Endzeitszenario mit Mischungen aus Sci-Fi, aus Thriller, aus Parodie oder Satire darauf und auch aus normaler Komödie und gleichzeitig noch seelischer Nabelschau und moralischer (?), politischer (?), gesellschaftlicher Analogie so richtig nicht gelingt. Mit viel Wohlwollen erkennt man den Sinn dahinter und den Zweck, der wohl bei den ähnlich angelegten Man Facing Southeast (1986) von Eliseo Subiela, dem Quasi-Vorgänger von Ian Softleys K-PAX – Alles ist möglich (2001), und auch bei Peter Wollens Friendship's Death (1987) liegt. Zwei-Personen-Stücke mit wenig Raum und umso mehr Platz für Belebung, Motivation, Diskussion und Resonanz, was diesem Werk hier in den meisten Punkten leider fehlt.
Ganz pfiffig ist der Einsatz eines Kommentars seitens des Filmemachers, der in einer einleitenden Texttafel und auch in der anfangs begleitenden Moderation eines Radiosprechers über die Autoanlage den Zuschauer auf das Kommende vorbereitet und gleichzeitig warnt und an der Nase herumführt; da scheint die Selbstironie wohl genauso stark wie das Ego und die Selbsteinsicht, was im Kontext zu kleineren Pluspunkten führt. Auch die fortschreitende 'Dramaturgie', die mit immer schnelleren Blicken zur Armband- und zur Wanduhr vorangetrieben wird und sich aus Einsamkeit, Isolation, Depression, dem Minimalismus, dem Existenzialismus, der Konfusion, der Relevanz, der Absurdität von beiden im Gemisch und auch der Gewalt speist, ist mit Augen zu und viel Geduld noch zu tolerieren. Ein großes Lügengebilde, in dem das jetzt gesagte Wort in der nächste Sekunde schon nicht mehr zählt, und das jetzt grad noch harmlose Geplänkel, welches im Grunde ein langes verbales Vorspiel ist, in der nächsten Sekunde schon wieder zur (allerdings bald nervenden) Aggression umschlägt.