In den Siebzigern reihte sich Fritz Honka in die traurige Liste deutscher Serienmörder ein, was für Schriftsteller Heinz Strunk Anlass war, 2016 einen Roman zu veröffentlichen.
Jenen adaptierte wiederum Fatih Akin, der sich erstmalig im Bereich Horror versucht und dabei glücklicherweise auf langjährige Erfahrungen im Hamburger Milieu zurückgreifen kann, in dem auch Honka sein Unwesen trieb.
Fritz Honka (Jonas Dassler) ist vom Leben gezeichnet und verbringt viel Zeit in der Kiezkneipe „Zum Goldenen Handschuh“. Ab und an schleppt er ältere Prostituierte oder Trinkerinnen ab, die er daheim ermordet und zerstückelt. Nach einem Unfall schwört er dem Alkohol ab und beginnt eine Stelle als Nachtwächter, doch die Abstinenz währt nicht lang…
Akin steigt direkt mit der Beseitigung der ersten Leiche anno 1970 ein und gibt schon mal die konsequente Marschrichtung vor: Lange Einstellungen mit ungeschönten Bildern voller Ekel, während im Kontrast dazu Adamos Träne auf eine musikalische Reise geht.
Einen weiteren Gegensatz zu den frauenverachtenden Szenen bildet das Ensemble in der titelgebenden Kneipe, welche tatsächlich noch existiert.
Denn hier verkehren neben Honka illustre Stammgäste wie Soldaten-Norbert, Doornkaat-Max, Tampon-Günther oder auch Anus. Zum Bild gehören natürlich überfüllte Aschenbecher und dazugehörige Nebelschwaden, jede Menge Korn und Mischgetränke und Verlierer, die sichtlich vom Leben gezeichnet sind.
Was allerdings mit Honka vorfiel, wird zu keiner Zeit erläutert, - er ist halt ein Triebtäter, der unter maximalem Alkoholkonsum spontan zu Gewalt-Ausbrüchen und Perversionen neigt. Kein Wort über eine schwere Kindheit und auch nicht darüber, warum der buckelige Typ mit Knubbelnase ein wenig entstellt erscheint. Trotz einer Menge Make-up und einer speziellen Kontaktlinse, die einen starken Silberblick generiert, wirkt diese Figur zuweilen arg grotesk, wie ein Horst Schlemmer als Serienkiller, bei dem man sich fast vor Abscheu abwendet, wenn es nicht zugleich ein leichtes Schmunzeln ergäbe.
Insofern taugt Akins Werk eher als Milieustudie denn als fundiertes Psychogramm, zumal nur selten Spannung erzeugt wird. Die kunterbunte Schlagerwelt der frühen Siebziger, die detailverliebte Ausstattung und die durchweg überzeugenden Mimen um Hauptdarsteller Dassler tragen definitiv zur Glaubwürdigkeit der Zeitreise bei. Aufgrund der massiv schmuddeligen Atmosphäre und einigen teils drastischen Bildern langt allerdings eine einmalige Sichtung, bei der man froh sein kann, dass es kein Geruchsfernsehen gibt.
7 von 10