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Je nach Ansicht waren die ersten Jahre von Albert Pyun wahrscheinlich die besten; was nicht nur zurückblickend auf die Phase der Achtziger selber, sondern in der gesamten (noch laufenden, wenn u.a auch aus Gesundheitsgründen mittlerweile stagnierenden) Karriere ist. Pyun war jung, war frisch und begierig, hatte den (im Nachhinein hanebüchenen) Kurosawa - Ruf als Ausrufezeichen und Signalwirkung weithin, hatte gleich mit seinem Debüt einen moderaten Hit und fand mit Golan-Globus anfangs eine 'Kaschemme', die derzeit am Geld ausgeben und Geld verdienen und mit allerlei absurden Ideen am Hausieren gehen und nicht zögerlich gegen so genannte bunte Kommerzkost aus der zweiten oder der dritten Qualitätsreihe ist. Die Zeiten rosig, das Publikum jung, männlich, abenteuerlustig und gespannt, was die Kinos und die Videotheken schnell füllte und viel Angebot und Nachfrage und entsprechende Rendite und gut gefüllte Produzententaschen versprach und meistens auch hielt.

Pyun hatte sein trautes Heim. Was er nicht hatte und was hierbei noch nicht, aber bald für Verdruss auf beiden Seiten sorgte, war das Ausleben eigener (oft verquerer, je nach Meinung glorreicher, gewöhnungsbedürftiger oder auch verkorkster) Ideen und das dafür auch nötige Mitspracherecht. Dangerously Close – Die Teuflische Klasse als entsprechend noch 'normale' Auftragsarbeit, die mit solider Finanzierung, tatsächlich diese Berufsbezeichnung verdienenden Darstellern und einer gar zeitgenössisch aktuellen und damals auch gesellschaftlich und medial diskutierten Geschichte, quasi also ein Novum für Ihn, erst- und einmalig geblieben im Grunde auch ist:

An der Vista Verde High School agiert im Auftrag des Lehres Corrigan [ Madison Mason ] die 'Sentinels', die angeführt vom mit einem schwerreichen Elternhaus bevorzugten Randy McDevitt [ John Stockwell ] das Gebäude patrouillieren und sauber halten, sprich störendes Graffiti entfernen und manchmal auch auffällige Subjekte. Der Einzige, der sich an dieser Methodik tatsächlich stört und entgegen hält, ist der Punk Krooger Raines [ Bradford Bancroft ], der deswegen allerdings auch aufpassen muss, dass er a) nicht selber auf die Abschussliste der zunehmend gewalttätigen Sentinels, und b) sein bester Freund Danny Lennox [ J. Eddie Peck ] nicht in die Fänge der mit allerlei Vorzügen prahlenden Gruppierung gerät. Lennox, der als Editor für die Schülerzeitung arbeitet und aus der Armut stammend von dem Reichtum gerade von McDewitt und auch von den körperlichen Attributen dessen Freundin Julie [ Augenweide: Carey Lowell ] schlichtweg fasziniert ist, wird von McDewitt auch umworben und quasi unter die Fittiche genommen, was allerdings den Rest der Gruppe, allen voran den höchst aggressiven Ripper [ Don Michael Paul ] doch empfindlich stört.

Es war die kurze Zeit der Vigilante Teen Thriller, in der die Jugend nunmehr auch aus den Fugen, das Rebellentum weit über das Auflehnen, Ausloten von Grenzen und das Ausprobieren verbotener Dinge hinaus ging. Dabei wurde der Kampf oft untereinander in der Alter- und Bevölkerungsschicht geblieben ausgetragen, wie gleich hier oder auch in Die Kids von Orlando, Die Stunde der Cobras – 3:15, Faustrecht – Terror in der Highschool oder Love-Fighters geschehen ist, zuweilen wird aber auch gegen die von auswärtig kommende Kriminalität, wie in Young Streetfighters oder in Die Gnadenlose Clique oder gleich gegen die Erwachsenen bzw. die Erziehungsberechtigten oder die Lehrer, die Erzieher per Funktion also reagiert. [Der Prinzipal – Einer gegen alle, 1987.] Wirklich auffällig herausstechend, mit explizit eigener Handschrift etwa, ist der vorliegend auch als Campus '86 und Choice Kill bekannte Film wegen der Studioproduktion auf relativ Nummer sicher gehend auch nicht; gegenüber den zwei ursprünglich für das Fernsehen als Pilotfilm für eventuelle Serien adaptierten Geschichten von Paul Michael Glaser und (gerade den in einigen Erzählpunkten übereinstimmenden, allerdings früher vom Standpunkt anfangenden Young Streetfighters von) Charles Braverman fällt allerdings eine kräftigere Visualisierung und Stilisierung mit auch die Nacht gespenstig erleuchtenden Nebelfluid und Lichtmaschinen auf.

So ist die Kamera nicht nur gleichförmig statisch, sondern auch mal schief stehend oder aus der bedrohlichen Unterperspektive angelegt, sind die Farben stärker und wird vor allem auch mit einer teils atypischen, da schon wieder an Pyuns spätere autarke Werke erinnernden 'holprigen' Montage gespielt. Teils werden Ereignisse, die noch kommen, durch bereits vorher mehrfach vollzogene Zwischenschnitte angekündigt bzw. angedeutet, die schon mal den Ort des Ereignisses zeigen, aber mehr eben noch nicht. Zu Beginn mehrfach der leere Parkplatz vor Dannys Haus und schon mal das Röhren eines herannahenden Wagens, bevor dieser endlich eintrifft. Später ein Gang in der Schule, in dem sich zwar die Sentinels aufhalten, aber nur Krooger und Danny zu hören sind, die sich allerdings noch in der Zeitungsredaktion befinden.

Drohungen und Vorwarnungen, die anfangs auch zu der Methodik der Sentinels gehören, alsbald aber in blutige Gewalt umschlagen und schnell erste Opfer mit Körperverletzung und gar Todesfolge nach sich ziehen. Eine sich stetig steigernde Spirale von viel Unterdrückung und weniger Auflehnung, die der Film beizeiten schon in Aussicht stellt, und dann auch den Weg dorthin nachvollzieht; wobei die hiesige Betrachtung ähnlich wie auch viele der anderen zeitgenössischen Vertreter den um sich greifenden Neo-Faschismus, das Recht des Stärkeren und den Verzicht auf Skrupel, und dies gleich angesichts mehrerer unterschiedlicher Personen und ihrer jeweiligen Charakterisierung und Funktion in Augenschein nehmen. Hier wie woanders auch meistens ein abgeschotteter, wie isoliert wirkenden und von außen nicht erreichbarer Ort, die Schule als eine Welt für sich, in der eigene Regeln herrschen und auch die nähere, hier bloß durch eine öde 'Umgehungsstraße' erreichbare Umgebung meist davon betroffen wird und so ein Ausweg und Entkommen scheinbar gar nicht existiert. [Stockwell selber hat kurz darauf sein Regiedebüt Under Cover - Ein Bulle will Rache (1987), mit geschrieben vom hiesigen Co-Autor Scott Fields auch an einer Lehranstalt platziert.]

Von der damaligen Kritik einmütig verrissen, und wie bei Pyun später noch spürbar sichtlich über die Bilder als Art langer, bisweilen auch sich ziehender Videoclip mit entsprechend Wert auf die Optik und Stimmung, nicht auf Dramaturgie und Stringenz erzählt – siehe auch den Nachfolger Down Twisted - Hetzjagd in St. Lucas (1987), der teilweise geradezu auf der Stelle steht, oder sich gar hinhockt und in der Sonne schwitzt, und das, was man gemeinhin Aktion und Tempo nennt schlichtweg ignoriert – sind allerdings sowohl die Darsteller als auch ihre Programmierung (nicht nur für Pyun) doch erstaunlich gut und relativ präzise verkörpernd gewählt. So wird vom späteren Zweifler und Deserteur, einem zeitig die Extreme sprengenden Aktivisten, einem denkenden Wortführer mit eigener Agenda, dem sich dagegen Wehrenden und einem noch passiven Verführten aus der Reihe der 4. Macht, einem Bücherwurm, der die schöne Worte kann und dort lektorieren und korrigieren, aber die Taten und das selbständige Denken noch nicht usw. alles an Personenkonstellation aufgefahren und auch soweit glaubhaft auf die Leinwand gepinselt, was der ganzen zuweilen Haken und Ösen schlagenden, ein wenig sich im Kreise der Verlockung zur Allmacht drehenden Geschichte in ihren 80er Jahre Neonfarben, dem aktuellen populären Soundtrack inkl. so einiger Gassenhauer und der preiswerten Exploitation-Variante von Robert Courmiers "Der Schokoladenkrieg" doch oftmals entscheidend auf die Sprünge hilft.

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