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Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit hat das Pinoy Kino in den Achtzigern und auch Anfang bis Mitte der Neunziger nicht nur ein eigenes aktuelles Actiongenre (in der Weiterführung bereits in den Siebziger gelegter Fundamente) geschaffen, sondern sich auch in Komödien, teilweise überschneidend, teilweise für sich selber stehend und teilweise auch als Parodien gängiger Titel angelegt. Zu den letzteren und oftmals schon in der Nennung offenkundig mit Hinweisen ausgestatteten Werken gehören neben Eastwood and Bronson, Crocodile Jones - The Son of Indiana Dundee oder den Redford White - Vehikeln Try Hard Too - Born on the 3rd of July, No Return, No Exchange, Lost and Found Command: Rebels Without Because, Rocky Tan-go IV usw. auch der vorliegende Robin Good; welcher natürlich direkt parallel zu Kevin Reynolds Robin Hood - König der Diebe erschienen ist und damit das Äquivalent zu Mel Brooks' Robin Hood - Helden in Strumpfhosen, nur eben philippinischer Herkunft darstellt:

Das Problem bei allen diesen Titeln, mal abgesehen vom Humor, der natürlich landesspezifisch ist, ist die mangelnde Distribution auf zeitgenössischen Medien; einhergehend mit einer eingeschränkten Bild- und Tonqualität, die von dem innerlandes weit verbreiteten Konsummittel damaliger Video CDs, Fernsehaufnahmen oder auf Videokassetten selber stammen und nicht etwa upgedatet worden sind, ist zusätzlich auch oftmals keinerlei Anpassung an die westliche Welt, sprich Synchronisation oder die Unterstützung durch englische Untertitel (wie bspw. bei analogen HK-Kino) gegeben. Die Landessprache Tagalog, durchmischt mit einigen wenigen spanischen Wörtern und etwas englisch in bestimmten Phrasen ist demnach auch nur dem Einheimischen zugänglich und der globalen Langnase nicht, wodurch der Wortwitz sprichwörtlich flöten geht und man sich zumeist auf die Bilder und damit die visuelle Komik verlässt:

Der selbsternannte 'King of the Forest' Robin Good [ Jimmy Santos ] lebt mit seinen Mannen wie Little John [ Dennis Padilla ] und Big John [ Herbert Bautistas ] sowie auch zahlreichen Frauen im Wald, wo er von den Durchreisenden nimmt und es den Armen gibt. Als er eines Tages dabei die mit einer Kutsche vorbeikommenden und im Gefolge von Richard Löwenherz [ Tony Garreon ] lebenden Lady Diane [ Gelli de Helen ] und Lady Marian [ Dawn Zulueta ] kennenlernt, ist es wegen Marian um ihn geschehen, während sich der nebenan 'hausende' Carlos Primero [ Jaime Garchitorena ] nur kurz darauf in deren Begleitung Diane verguckt. Als ein Ritterturnier in deren Namen ansteht, tritt Robin Good in Verkleidung eines weißen Ritters gegen die Konkurrenz wie Excaliber (sic), Ivanhoe, Sir Cansilat (sic) und Spartakot (sic) an, nur um zwar zu gewinnen, aber auch kurz darauf von den Schergen von Sheriff Caiphas [ Romy Diaz ] festgenommen zu werden. Seine Männer starten eine Befreiungsaktion.

Welche Quelle man sich hier seitens der Filmemacher um den mit Parodien erfahrenen Tony Y. Reyes nun genau zur Brust genommen hat und welche in die Philippinen populär sind, ist leider nicht bekannt und weiß man so exakt nicht; die hiesige 'Geschichte' greift sich sicherlich einige bekannte Motive hervor und zeigt auch Szenen wie das Stockkampfduell auf dem über einen Bach führenden Baumstamm oder ein anfängliches Duell mit Pfeil und Bogen, und weist auch einige Figuren wie eben Robin, Little John, König Richard und Lady Marian auf. Hält sich aber narrativ an kein bekanntes Vorbild, so ist Richard hier noch im Land und Robin als 'King of the Forest' quasi nicht der Retter seines Thrones, sondern die Konkurrenz selber, während Little John auch noch einen (kleineren) Kompagnon namens Big John hat, im Wald auch noch ein zweiter und wesentlich edler Outlaw haust, und das Bogenschießen zu Beginn eher mit den Motiven von William Tell spielt. Alles drin also, nicht rein Verhohnepipelung des grünberockten Volkshelden, sondern in diesem Rahmen auch des historischen Abenteuerfilmes selber, wenn man an weitere Personen wie 'Excalibur' in der Geschichte (oder später noch der Hinweis auf Märchen und dort den 7 Zwergen und anschließende Liliputanerkämpfe) denkt.

Nun, Kreativität ist also vorhanden, wenn man das Kuddelmuddel denn so nennen mag; mit ein wenig Euphemismus vielleicht, denn so richtig Mühe gegeben hat man sich landestypisch bei der Inszenierung selber nicht. Das Lager der Geächteten schaut aus wie eine wüst zusammengestellte Wagenburg mit Volksfestcharakter, ein bunter Mischmasch aus Lumpen hier und Fetzen da, wobei die 'Insassen' dieses wäldlichen Gefängnisses auch mehr oder minder Strampelanzüge tragen und nur einige in der Mitte ein wenig besser gekleidet sind. Immerhin, und dies als Neuheit zu vielen, nicht allen anderen filmischen Vertretern der Sage gibt es hier genug Frauen an Bord, ist man vergleichsweise gemischt-geschlechtlich und damit quasi gleichberechtigt aufgestellt. Ein ausgewogenes Verhältnis zumindest, dass natürlich getreu dieser Voraussetzung auch gleich Anlass und Prämisse für allerlei Schabernack zwischen den Geschlechtern und der insgesamt vorherrschenden Problematik der Annäherung zwischen Mann und Frau (und folgerichtig mit einer großen Hochzeit gen Ende) führt.

Exotik durch das asiatische Herstellungsland des Filmes also, und zwischendurch auch Erotik durch einen nächtlichen Bauchtanz leicht- und nur mit Bikini bekleideter Damen um das Lagerfeuer herum; beides Alleinstellungsmerkmale einer Produktion, die jedes positive Quäntchen braucht und jede Fürsprache, wenn man sich das Holterdipolter in der 'Dramaturgie' und dem Hinsteuern auf vielleicht drei gute 'Pointen' und vier Explosionen im Finale so ansieht, und das ungelenke Gebaren, dass die sonstigen Actionszenen umgibt. Mit zunehmender Laufzeit immerhin verwendet man ab und an Motive aus den jeweiligen Originalen, so wird auch hier einmal ein Ritterturnier um die Gunst der Marian ausgeführt und Robin damit in die Falle gelockt, einmal auch inkognito auf dem Wochenmarkt von Nottingham herumscharzwenzelt, bis man dann doch auffliegt, und anschließend dennoch die gleiche Tarnung erneut für ein Eindringen in die Höhle des Löwen benutzt, weil doch die Liebe und das Vermissen so zehrt. 

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