1979: Die kleine Anne Winter wird Zeugin des Massakers, das der Psychopath Marc Balthasar zusammen mit seiner Gang im Drogenrausch an ihrer Familie anrichtet. Zwanzig Jahre später hat dieser im Gefängnis in Psychologie promoviert, ist zum Bestseller-Autor avanciert, und strebt nun eine Wiederaufnahme seines Verfahrens an. Jetzt liegt es an Anne mittels ihrer Aussage vor Gericht zu verhindern, dass Balthasar vorzeitig wegen guter Führung entlassen wird… obwohl sie sich nur noch bruchstückhaft an die Ereignisse jener Nacht erinnern kann. Nun, da der Verhandlungs-Termin naht, häufen sich plötzlich die mysteriösen Vorkommnisse in der Umgebung der Belastungs-Zeugin: Ihre Großmutter kommt bei einem vermeintlichen Unfall ums Leben und Drohbriefe tauchen urplötzlich in ihrer Wohnung auf. Bei Recherchen kommt zudem heraus, dass jedes Mitglied der damaligen Täter-Gruppe zwischenzeitlich auf unnatürliche Art und Weise den Löffel abgegeben hat. Zieht Balthasar etwa aus seiner Zelle heraus die Fäden, um die Kinderbuch-Autorin echt kirre zu machen? Der Polizist Robert Franke geht in Annas Auftrag einigen Spuren nach und entdeckt dabei, dass sich die junge Frau aufgrund ihrer traumatischen Kindheits-Erlebnisse in psychologischer Behandlung befindet und eventuell den Psycho-Terror unwissentlich selbst inszeniert haben könnte... Als deutscher TV-Made-Psychothriller mag einem "Der Mörder meiner Mutter" vemeintlich läppisch erscheinen, doch dann entpuppt er sich aber schon zu Beginn als überraschend brutales Filmchen, das durchaus in die Richtung härterer Terror-Streifen schielt. Regisseur Lars Kraume hat sich dabei wohl mehr als nur ein wenig von Stanley Kubricks "Uhrwerk Orange" inspirieren lassen, denn nicht nur das vergrieselte Film-Material verweist auf eine abseitige Inszenierung, die man in dieser Art nicht von hiesigen Fernseh-Produktionen gewohnt ist. Was danach kommt ist dann allerdings wesentlich gewöhnlicher, wenn auch nicht unbedingt schlecht. Trotz eines für SAT.1-Movies typisch blamabel-plakativen Titels beugt sich "Der Mörder meiner Mutter" nämlich nur bedingt der verhassten Melodramatik, die solche Filme ja gerne mal unnötig verwässert. Stattdessen balanciert man nicht ungeschickt zwischen dem üblichen Psychopathen-Gewäsch mit diabolischer Kannte (Hannibal Lecter lässt schön grüßen!) und der validen Möglichkeit, dass sich die Protagonistin zum Schluss als der eigentliche Übeltäter entpuppen könnte. Da bleibt viel Raum zur Spekulation und das Zuschauer-Interesse wird allein schon deshalb über die volle Distanz aufrechterhalten. Ein wenig modisches Flair erhält das Ganze durch den Einsatz einiger blutiger Schock-Bilder, bei denen wohl das US-Mainstream-Kino Pate gestanden hat. Wobei man sich zugegebenermaßen an schlechteren Vorbildern orientieren kann, auch wenn die "Sieben"-Masche rund um das graphische Ausschmücken heftiger Mord-Tableaus mittlerweile fast schon ausgereizt ist. Dass Kraume mit diesem offenkundigen Stil-Mischmasch keine klare Linie verfolgt, kann man sich ja denken, was seinen "Der Mörder meiner Mutter" leider etwas uneinheitlich daherkommen lässt. Vereinzelte Durchhänger im Story-Gefüge sind dabei jedoch entschuldbar, weil man zumindest einige relevantere Genre-Bereiche abdeckt, als das hierzulande gemeinhin der Fall ist. Allerdings versteht das gewalttätige Finale es, zum Ende hin wieder eigene Akzente zu setzen. Seit wann sind splatterige Kopfschüsse eigentlich im TV en vogue...?
6/10