Es ist ein ungeschriebenes Gesetz in der Unterhaltungsbranche: Bringt ein Film auch nur etwas Gewinn ein, dauert es meist nicht lange, bis eine Fortsetzung im Raum steht, um die Cash-Cow so gut es geht zu melken, denn neue Ideen sind rar und es gibt fast nichts mehr, was nicht schon einmal verfilmt wurde. Die Zahlen vom Zeitschleifen Teeny Fun-Slasher Happy Deathday (2017) lesen sich gigantisch: 4,5 Millionen Dollar Budget, 125 Millionen Dollar weltweites Kinoeinspiel, da sollte es schon mit dem Teufel zugehen, wenn kein weiterer Ableger produziert wird. Nachdem mich das Original vor allem wegen seiner spannenden Geschichte und der toughen Hauptdarstellerin überzeugen konnte, war auch ich für den zweiten Teil Feuer und Flamme, um zu sehen, wie die Story denn weiter gesponnen wird. Happy Deathday 2U (2019) hat ebenfalls seine unterhaltsamen Momente, bleibt aber auf Grund Prioritätenverschiebung und der daraus resultierenden Richtungsänderung mit Tendenz zur Science- Fiction Comedy etwas hinter dem Überraschungserfolg von 2017 und auch der Umsatz der 9 Millionen Dollar teuren Fortsetzung schrumpfte an den weltweiten Kinokassen auf "nur" noch 65 Millionen Dollar.
Dabei ist die Taktik mit den nachträglichen Aufdeckungen der Zeitschleifenhintergründe gar nicht mal so verkehrt: Ein entscheidendes Manko des Erstlings war nämlich meiner Meinung nach die rudimentären Erklärungsversuche und Beweisfindungen, warum ausgerechnet Tree (Jessica Rothe) ihren Todestag immer wieder erleben musste und wie das Zeitparodoxum überhaupt entstanden ist. Regisseur Christopher B. Landon bringt mit Happy Deathday 2U Licht ins Dunkel und erklärt einerseits die mysteriösen Vorfälle des Originals, andererseits führt er die Geschehnisse aber auch weiter und ergänzt sie mit paranormalen Erweiterungen, welche gewollt an Zurück in die Zukunft erinnern und den Film in alternative Bahnen lenken, was aber leider auch viele neue Fragen aufwirft und phasenweise am Rande zur Idiotie argumentiert. Die Deja vus des Uni-Physik-Leistungsgruppe besuchenden Studenten Ryan (Phil Vu), ein waghalsiges Quantenreaktor Experiment und ein bedauernswerter Zufall sorgen dafür, dass Tree (Jessica Rothe) erneut Montag den 18., ihren Birth- und Deathday, wiederholend erleben muss, an welchem sie von einem maskierten Psychopathen immer wieder ermordet wird und sie jedes Mal wieder im Bett des Semester Kollegen Carter (Israel Broussard) aufwacht. Doch dieses Mal sind Abläufe, Muster und Täter anders und auch ihre Freunde stecken in schrecklicher Gefahr. Tree erhält unverhofft die Gelegenheit, mit einer folgenschweren Auswahl ihr eigenes Schicksal und das ihrer Mitmenschen elementar zu beeinflussen, wie wird sie sich entscheiden?
Science-Fiction Inhalte auf Realismus zu überprüfen, macht meines Erachtens wenig Sinn. Die Qualität derlei Unterhaltung definiert sich für mich eher in der transportierten Glaubwürdigkeit, ob die Fiktion so eintreten könne und ob die Thesen und die Argumentationsketten sauber zu Ende gedacht sind beziehungsweise sich nicht selbst widersprechen. Terminator (1984) oder die immer wieder im Film genannte Zurück in die Zukunft (1985-1988) Trilogie sind Musterbeispiele für die Erschaffung einer fiktiven Fantasiewelt, welche in sich schlüssig wirkt und selbst gewissenhaftesten Überprüfungen standhält, was Happy Deathday 2U nur sporadisch gelingt. Brauchbare Gedankengänge wie die Zeitmaschinenstory mit den parallelen Universen werden durch fehlende Transparenz, welcher Proband in den Zeitstrudel gerät und durch merkwürdige Einfälle wie das eigene Attentäter "ich" aus einer anderen Dimension, das sich selbst zu eliminieren versucht, zerstört. Auch der Ansatz von Tree, mit Selbstmorden ihrem Fluch zu entrinnen, wirkt eher unfreiwillig komisch als ernstzunehmend zielführend, ganz zu Schweigen von der nervigen Lehrkraft, die das Experiment verhindern möchte. Nein, Happy Deathday 2U rutscht für mich zu sehr in den Sci-Fi Komödienbereich ab, während die Slasher Inhalte wie die Suche nach der Täteridentität oder die Morde nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
Der Aufbau des immer wieder erlebten Tages weiß hingegen wie auch im Vorgänger zu überzeugen und durch geschickte Änderungen der Erlebnisse bzw. der Charaktere mit komplett anderen Rollenverteilungen gelingt es Happy Deathday 2U neue erfrischende Akzente zu setzen, so dass der Film nie wirklich langweilig wird. Ein interessanter Geistesblitz ist die Aufteilung der Handlung in zwei unterschiedliche Wirklichkeiten, zwischen welchen sich die Protagonistin letzten Endes entscheiden muss, entweder Familie oder Liebe. Wie würden Sie sich an Trees Stelle entscheiden? Dass gemeine an beiden Möglichkeiten ist, dass es überall Vor- und Nachteile gibt, was den Zuschauer mit Trees nicht unbedingt einfachen Wahl regelrecht mitfiebern lässt. Soll die eigentlich früh verstorbene Mutter wieder leben, während ihr Schwarm Carter mit ihrer Konkurrentin zusammen ist? Oder ist sie lieber mit Carter glücklich, auch wenn dies bedeutet, dass ihre heißgeliebte Mum nicht mehr unter den Lebenden ist? Den ernsten Hintergrund und die versteckte Message habe ich jedenfalls als Bereicherung für Happy Deathday 2U aufgenommen, was als ausgleichender Gegenpol für so manchen storybedingten Fauxpass hervorragend funktioniert.
In Happy Deathday 2U gibt es auch ein Wiedersehen mit allen liebgewonnenen Akteuren des ersten Teils und sie knüpfen größtenteils an ihre ansprechenden Darbietungen nahtlos an. Jessica Rothe hat mir sogar einen Tick besser gefallen, da sie die emotionale Persönlichkeitserweiterung ihrer Figur evident zur Geltung bringt, gleichzeitig aber die gewohnte Power und Energie nicht vergisst, mit welcher sie sich im Original in mein Herz spielen konnte. Auch Rubin Modine (Mitbewohnerin Lory), Israel Broussard (Carter), Rachel Matthews ("beste" Freundin Danielle) und Charles Attken (verheirateter Uni Prof. und Lehrer Gregory) gehen in ihren neuen Rollendefinitionen voll auf, während Phil Vu als durchgeknallter Physik Freak seine erweiterte Bildschirmzeit gegenüber dem Erstling nicht nutzen kann. Er wirkt unbeholfen und phasenweise etwas übermotiviert, eine lobenswerte Leistung sieht für mich jedenfalls anders aus. Einen sprichwörtlichen Totalausfall leistet sich auch Steve Zissis als schleimiger Uni Lehrer Dean Roger Bronson, er ist die mit Abstand unsympathischste Figur des ganzen Films, sein abstoßendes Auftreten, seine dümmliche Dialogführung und seine verschobene Mimik erzeugten zumindest bei mir innerliche Aggressionen gegenüber seinem überflüssigen Mitwirken.
Christopher B. Landon plant bereits einen dritten Teil, das Projekt liegt aber momentan auf Eis wegen fehlenden Geldgebern, was meiner Meinung nach jetzt auch nicht unbedingt schlecht ist. Ein altes Sprichwort sagt: Man soll aufhören, so lange man noch kann und die beiden Happy Deathday Filme bieten einen herrlichen Genremix aus Science-Fiction, Horror und Komödie, wobei sich Happy Deathday 2U im Quervergleich mit seinem Vorgänger leicht geschlagen geben muss, da die Verteilung der unterschiedlichen Genreeinflüsse etwas unglücklich gesetzt wurde und die an sich interessante Zeitmaschinenthematik nicht immer vorstellbar unters Volk gebracht wird. Nichtsdestotrotz kann Happy Deathday 2U mit seiner zum Nachdenken anregenden unterschwelligen Botschaft und einigen eigenen, kreativen Ideen punkten, während die Performance der attraktiven Jessica Rothe mal wieder eine Wucht ist.... MovieStar Wertung: 6 von 10 Punkte.