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Durch revolutionäre Beiträge im Horrorgenre hat sich George A. Romero einen Namen gemacht. Weitaus weniger bekannt ist demgegenüber das Vampirdrama „Martin“, welches ein Jahr vor seinem „Zombie“ entstand. Viele Fans Romeros zeigten sich enttäuscht, weil sie mehr Blutvergießen erwarteten. Enttäuscht bin ich auch, aber nicht aufgrund der wenigen Splatterszenen, sondern weil die langatmige und fast somnambule Erzählweise kaum Höhepunkte liefert.

Außenseiter Martin betritt gerade seinen neuen Wohnsitz bei Cousin Cuda in einem kleinen Ort bei Pittsburgh, schon wird er von diesem als „Nosferatu“ beschimpft.
Und tatsächlich gibt sich Martin vampiristisch veranlagten Gelüsten hin, indem er Frauen betäubt, mit den bewusstlosen Opfern schläft, während er ihnen die Pulsader aufschneidet und ihr Blut trinkt.
Unterliegt Martin wirklich einem Familienfluch, oder ist er einfach nur ein merkwürdiger junger Mann mit einer etwas unorthodoxen sexuellen Vorliebe?

Romero lässt diese Frage offen und konzentriert sich voll auf die Charakterzeichnung Martins, der durch John Amplas glaubhaft verkörpert wird. Seine Figur löst Mitgefühl, ja fast Mitleid aus. Wie sehr hätte man ihm die Romanze mit Mrs. Santini gegönnt, wenn da nicht sein Blutdurst wäre, der ihn immer wieder zu ausgeklügelten Gräueltaten treibt.
Verstärkt wird Martins Außenseiterposition insbesondere durch Cousin Cuda, der heuchlerisch sein erzkatholisches Weltbild verbreitet.
Lincoln Maazel verkörpert Cuda, dessen Figur eher wie ein zynisches Abbild des klassisch- knarrzigen Van Helsings wirkt und deshalb nicht so recht in das melancholisch stimmende Gesamtbild passt.

Handwerklich ist Romero dieser Beitrag gelungen. Sehr saubere Kameraführung, einschließlich ungewöhnlicher Winkel wissen ebenso zu überzeugen, wie die soliden SFX von Tom Savini. Nur mit der lahmarschigen Erzählweise konnte ich mich bis zum Ende nicht so recht anfreunden, denn trotz aller philosophischen Ansätze einer gesellschaftskritischen Parabel wirkt das Geschehen oft statisch, schlicht langweilig.
Da können die wenigen nächtlichen Einsätze Martins nur kurzfristig Spannung aufkommen lassen und auch das grimmige Ende verschafft wenig Trost.

Das Ergebnis vergleiche ich mit Romeros Darstellerleistung als Priester in seinem eigenen Werk: Aufgesetzt, hölzern und wenig überzeugend
5 von 10 Punkten

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