Der Junge Martin vergewaltigt und tötet Frauen und trinkt ihr Blut. Sein Onkel hält ihn für einen Vampir und Nachkommen des Grafen Dracula und nimmt ihn bei sich auf um seine "Seele zu retten und ihn dann zu zerstören." Er gibt ihm die Freiheit zu kommen und zu gehen wann er will und stellt ihm nur die Bedingung, dass er, wenn ihn sein Blutdurst überkommt, ihn nicht an Leuten aus der Nachbarschaft stillt.
Als Martin mit einer depressiven Hausfrau eine Affäre beginnt und diese sich umbringt, nimmt das Schicksal seinen Lauf...
Nachdem Romero in der Exposition seines Meisterwerks gezeigt hat, dass Martin, warum auch immer, menschliches Blut trinkt, nimmt er sich zunächst Zeit für eine genüssliche Demontage von GenreKlischees und- Konventionen: Anstatt mit Reißzähnen, ist Martin mit Rasierkilngen und Spritzen bewaffnet, Sonnenlicht scheint ihm nichts aus zu machen und auf die Exorzierungsversuche seines Onkels, antwortet er, indem er sich ein Kruzifix auf die Stirn drückt und in eine Knoblauchzehe beisst, mit dem Satz: "There is no magic!" Allerdings antwortet er auf die Frage nach seinem Alter, dass er 1895 geboren sei und einige Erinnerunsszenen, gedreht in beeindruckend dichten Schwarz-Weiss-Bildern, scheinen dies ebenfalls zu belegen
So bleibt die Erklärung für Martins Blutdurst bis zum Schluss konsequent offen. Ob Martins Erinnerungen reine Wahnvorstellungen sind und sein "Vampirismus" psychisch bedingt oder aber doch übernatürlichen Ursprungs ist bleibt dem Betrachter überlassen, Spuren werden konsequent in beide Richtungen gelegt. Die Kleinstadt in der Nähe von Pittsburgh, in der Romero das Geschehen ansiedelt, präsentiert sich uns auf ihrem Sterbebett: Müll prägt das Stadtbild immer mehr Junge Leute verlassen den Ort, auf der Suche nach Arbeit. Nach dem marxistischen Satz vom Sein, dass das Bewusstsein bestimmt, spiegelt sich Martins seelischer Verfall im Verfall seines Umfeldes, gerade zum Ende hin vermehren sich Bilder von Armut und Elend.
Martins Qusine, die zumindest einen schwachen Gegenpol zur Besessenheit ihres Vaters bildete, verlässt den Ort, seine Freundin begeht Selbstmord.
Bezeichnenderweise wird Martins Schicksal gerade dadurch besiegelt, dass er eine Affäre beginnt, und somit seine "normale" Sexualaität, ausserhalb der Perversion des Blutdurstes kennen lernt.
War Martin letztendlich Vampir, weil man ihm keine andere Wahl gelassen hatte?
Sicherlich geht es in dem Film nicht zuletzt um einen Konflikt der Generationen!
Die Dekadenz der alten Ordnung und Tradition, wie sie Martins Onkel repräsentiert, liegt nicht zuletzt darin begründet, dass sie die Jugend, notfalls mit Hammer und Holzpflock, unterdrückt anstatt sich mit ihr auseinanderzusetzen und ihr so die Möglichkeit zur Entwicklung verwehrt.
Die Geschichte wird erzählt in klaustrophobischen, exakt komponierten und strukturierten Bildern, die die beengende Kleinstadtatmosphäre meisterhaft einfangen.
Die, wie immer guten Gore-Effekte von Tom Savini, sind hier eher selten, aber an den richtigen Stellen im Film positioniert.
Sicherlich einer der besten Filme im Ouvre Romeros.
Ein Meisterwerk!!
10/10