Natürlich kann man darüber diskutieren, ob es wirklich nötig ist, schon im Oktober einen Countdown für Weihnachten anzufangen, und ob das gewählte Programm dafür wirklich aus über 36 Variationen des ewiggleichen Themas und aus mit denselben Aussagen und demselben Aussehen bestehen muss. Letztlich bleibt der Disput dafür aber müßig, gibt dem Sender Hallmark Movies als Ableger und gleichzeitig Antreiber für die weltberühmten Post- und Grußkarten schon der Erfolg und dafür auch das richtige Näschen und zugegebenermaßen auch der nötige Einsatz recht. Eine Großoffensive für die Feiertage im späten Dezember, die schon früh gestartet und lange ausgekostet werden muss, und wo keine Mühe unnütz für ist und mehr Masse als Klasse zählt:
Die einer Beförderung entgegen sehende Corporate Market Researcherin Joy Holbrook [ Danielle Panabaker ] muss kurz vor Weihnachten der Großstadt den Rücken kehren, da ihre (sie nach dem Tod der Mutter aufziehende) Tante Ruby durch einen Sturz einen gebrochenen Knöchel hat und nun auf Hilfe angewiesen ist. Eigentlich geht es der älteren Dame gut, nur stehen die Festtage und damit auch der lokale Cookie Crawl Wettbewerb vor der Tür, so dass die damit unerfahrene und die Anstrengungen und den Aufwand komplett unterschätzende Joy treuherzig einspringt. Als ihr der Jugendschwarm Ben Andrews [ Matt Long ] seine Hilfe anbietet, sieht sie sich gezwungen, diese anzunehmen. Währenddessen erwärmt sie sich mehr und mehr für den Ort ihrer Kindheit, wird allerdings auch zunehmend mit Anrufen und Aufträgen von der Arbeit bombardiert.
“Need any help from me decorating the hospital this weekend?” Ben shook his head. “Nope. Everything’s been delegated. The guys from Fire Station Nine offered to hang the building lights with the new ladder truck. Mom wrangled donations of foil to wrap all the doors in the pediatric wing, and her friends from the Senior Circle are doing that on Monday. And Ashley is handling the judging of the annual Carolina’s Best Flour Extreme Gingerbread Bake-off this year.” “I saw the article in the Crystal Falls Courier this morning announcing all the entrants. I bet your mom was glad you weren’t judging it this year, so you could help her again.” “Yeah, well, she did win last time I helped.” “No surprise. That extreme gingerbread mansion with Santa and his reindeer flying over those three-story houses was mind-boggling. Never forget when you came in here to buy a new drill and dowels because you were making a cake. I was going to take your man card.”
Immerhin gilt Weihnachten auch und das auch schon lange nicht nur als Fest der Liebe, was bei Hallmark sowieso immer im Mittelpunkt und dies auch offenkundig schon bei den gewählten Postern und Titeln, bei den Appetizern ganz weit vorne steht, sondern auch als die Tage des Kommerzes, des Geldausgebens und des Schenkens und Verschenkens, als das Zeichen der Gunst und der Genugtuung, wozu das schnöde Geld nur Mittel zum Zweck ist und als Bonus für all die Ausgaben am Ende immer die Freude beim Geben und das Lächeln des Gegenübers steht.
Christmas Joy als einer der drei Dutzend Beiträgen zu diesem Thema, als einer der vielen sicherlich gleichförmigen anmutenden und wie vom Rechner und seinen Algorithmus austarierten und auch so gedrehten Fernsehfilme, die alle mehr oder minder dieselben Zutaten haben und wie verwandt in einer Großfamilie die Ähnlichkeit untereinander schon von weitem ersichtlich ist und die Eigenschaften schon im Gesichte geschrieben sind. So hat die hiesige Regisseurin Monika Mitchell nicht nur mit The Christmas Contract einen weiteren Weihnachtsfilm für demnächst im Portfolio, sondern mit Hearts of Christmas auch schon mal einen inszeniert, wobei hier zusätzlich noch die Adaption eines Bestellerromans als Verkaufsargument gelten könnte, man mehr Erwartungen bezüglich Aussagekraft und Dramaturgie man dadurch allein aber nicht hegt.
Eröffnen tut man in der Hauptstadt Amerikas, in einem seiner Schaltzentralen auch noch, dem 'Weathertons', einem Einkaufszentrum in exklusiver Lage, dass vor allem auch zu dieser speziellen Jahreszeit seine Umsätze macht und entsprechend auch dekoriert ist. Man ist hier noch bloß Angestellter, sondern selber noch bester Kunde und zudem auch privat noch involviert; Konsum hier nicht als etwas Schlechtes, sondern etwas, das scheinbar das Beste im Menschen hervorbringt (sein Glück, was er allerdings mit Geld bezahlt, aber Pustekuchen), und wo der Chefin gut zu reden und ihr Honig um das Mäulchen schmieren noch vom Herzen kommt und gar nicht mal gelogen ist.
Auch unweit davon, in Crystal Falls, North Carolina strahlen die Leute um die Wette, winken sich zu und wünschen sich nur Gutes und permanent viel Glück im Leben; und was das für das Paar hier ist, ist auf jeden ersten Blick eindeutig und für beide anfangs noch nicht, aber dann bald und spätestens am Ende auch das Wichtigste im Leben. Überraschungen gibt es in der Hinsicht keine, selbst nicht mal angesichts dessen, dass der Film hier wie ebenso auch Hope at Christmas im selben Jahr und Zeitraum eine Romanverfilmung und in diesem und jenen Fall von der Autorin Nancy Naigle ist. Im Vergleich zu den anderen Filmen, die im Grunde ja genauso gestrickt sind, wird hier sogar noch recht viel als 'wichtig' aufgestapelt, was bei näherer Betrachtunge absolut Fluff, also nicht und damit das Gegenteil von bedeutsam ist. Angefangen schon bei der Verletzung des Knöchels, dass hier fast ein Drama schlechthin darstellt, bis hin zu dem Cookie Wettbewerb, um den sich alles und die gesamte Welt und deren Ordnung scheinbar gedreht; von den Darstellern dieses besseren Dörfchens hier wird das auch folgerichtig derart betont gespielt, aber überzeugen tut das weder die Dame aus der Großstadt noch die Zuschauer von nah und fern nun wirklich nicht.
“Then again, this town had a way of building things up. Even the town name was an exaggeration, the “falls” being no more than slightly unimpressive rapids at the river. Being the first Thursday in December, it was no surprise to see every merchant in the five-block town square busy decorating for Christmas. It wasn’t an official law, but one that everyone abided by.“
Im Sinne des Erfinders ist zumindest Verletzung hier mit seiner sechstägigen Bettruhe für die Stimmung aber wesentlich angenehmer als der Tod der Eltern in Christmas on Honeysuckle Lane respektive der Schwester in Christmas Everlasting; dort fließen ja gerade anfangs die Tränchen und hängt die Glocke aus Trauer und Schwermut bleiern über dem Gemüt. Hier dagegen steht tatsächlich wieder einmal der Wettbewerb im Vordergrund, der allerdings in seinem Exzess an Aufwand im Grunde jeden normal Denkenden verschrecken würde und alles andere als beschauliche Feiertage, zum Erholen und Entspannen verspricht. Besser ist das schon die Handhabe der Dialoge und das Spiel der beiden Hauptdarsteller, die locker drauf sind und dem ganzen unsinnigen Bohei hier zumindest etwas Lockerheit und Sympathie beigeben.