„Witches – Mark of the Devil 2“ ist ein besserer Film, als es der sehr unglücklich gewählte deutsche Verleihtitel erwarten lässt. Umgekehrt werden alle diejenigen, die auf groben Sleaze hoffen, wohl arg enttäuscht werden...
Auf halbwegs niveauvolle Art nimmt uns „Witches“ mit in die Zeit der beginnenden Aufklärung. Noch wüten in Europa Hexenprozesse, der weniger der Kirche, sondern vielmehr zur Befriedigung niederer Gelüste dienen. Die Hexenjäger können ihre sadistischen und sexuellen Neigungen voll ausleben. Und dem Volk wird lange vor der Erfindung des Fernsehens wenigstens etwas Unterhaltung geboten. Interessant ist, dass die Bevölkerung in diesem Film nicht die eigene Verfolgung, sondern nur die Unterbindung ihres Entertainment-Programmes fürchtet.
Mitten in diese Situation brechen Humanismus und Aufklärung in Form einer unglaublich harmonischen Adels-Kleinfamilie ein. Papa legt sich mit den Hexenjägern an und geht drauf. Daraufhin will Mama Rache, bekommt aber statt dessen mit ihrem Sohn einen festen Platz in den Mühlen des Hexenprozesses. Aber es gelingt ihr, diesen zu entkommen und ihr Kind zu retten. Weniger Glück hat da eine Nonne, die wohl eher zur Streckung des recht dünnen Drehbuches unter den Hexenhammer kommt. Sie sorgt auch dafür, dass es kein unpassendes Happy-End gibt, was dem Film gut bekommt.
Die Opfer der Hexenprozesse bleiben in diesem Film belanglos. Dafür wird den Jägern und der Gerichtsbarkeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Und das macht diesen Film recht ansehnlich. Denn alle Charaktere sind wirklich widerlich und sehr gut ausgewählt. Da kann selbst Herr Fux aus dem Vorgänger nur knapp bestehen.
Viel Mühe gibt man sich auch mit der hochnotpeinlichen Befragung. Die Foltermethoden sind sehr ausführlich dargestellt und geben dem Film ein angenehm schmutziges Image, dass zwar zu der Zeit passt, aber zumindest bei dem Fall des Küchenmädchens meine persönlichen Grenzen überschreitet.
Was der Film leider nicht glaubwürdig beleuchtet sind die treibenden Kräfte hinter dem Hexenwahn. Dort hätte man aus der auf Besitzsicherung resultierenden Kleinstaaterei mit den Konflikten zwischen kirchlichen und weltlichen Oberhäuptern und dem Aufkeimen moderner Werte mehr machen können, um einen wirklich guten Film zu drehen. Aber dann hätte die Ankündigung von Schändung und Quälerei noch weniger gepasst.
Wer einen guten Film über Hexenverfolgung sehen möchte, sollte mal im Werk von Herrn Russel stöbern. Wer Sleaze will, sollte sich den einschlägigen Frauengefängnisfilmen zuwenden. Aber wer Spaß an dreckiger und halbwegs stimmiger Unterhaltung im Stile der 70er Jahre hat, kann an „Witches“ seinen Spaß haben. Ich selbst fand ihn brauchbar, besser als erwartet, aber bei weitem keine Offenbarung. Deshalb bekommt der Film von mir 6 von 10 Punkten.