Jean Reno in der Rolle eines Auftragskillers? Filmfreunde denken da unweigerlich an „Léon – Der Profi“, was sich wohl auch Autor und Regiedebütant Frédéric Petitjean dachte. Möglicherweise hatte er eine vage Zusage von Reno und bastelte anschließend das Drehbuch um ihn herum. Das erklärt zumindest den fahrigen Plot mit teils merkwürdigen Schwerpunkten.
Auftragskiller Henry (Reno) hat es nach seinem letzten Job in eine einsame Hütte in den Rocky Mountains gezogen, als er eines Tages auf die verletzte Melody (Sarah Lind) aufmerksam wird, die mit ihrem Schneemobil verunglückte. Während sich die beiden gegenseitig misstrauen, ermittelt Detective Kappa (Joe Anderson) in einem Mordfall, was ihn schon bald ebenfalls in die Abgeschiedenheit der Wälder führt…
Das Geschehen entfaltet sich zunächst auffallend wortkarg, denn in den ersten zehn Minuten fällt nur der Begriff „Schlafen“. Etwas umständlich werden diverse Handlungsstränge eingeführt, bei denen die Motivation der Handelnden ein wenig nebulös erscheint und sich anfangs kaum ein Kontext erschließt. Zwei Cops ermitteln in einem Mordfall, eine Art Agent scheint auf der Suche nach jemandem zu sein, während sich die verletzte Melody in der Hütte nur langsam berappelt.
Leider bleibt Henry nicht mehr als das Klischee eines unfehlbaren Killers, der mit allen Wassern gewaschen ist und komplizierte Wunden ebenso zu versorgen weiß, wie das Verhalten eines Wolfes zu orakeln. Das gegenseitige Belauern erfolgt indes auf eher zurückhaltender Ebene, da beide Protagonisten nur wenig von sich geben.
An anderer Stelle wird demgegenüber zuviel geredet, denn der Besuch bei einer Demenzkranken im Heim trägt weder maßgeblich zur Handlung bei, noch fällt er ansatzweise realistisch aus.
Was dem Treiben zugute kommt, sind die winterlichen Ecken, nebst Hütte, einem Gasthof und verschneiten Pisten. Dass in der Ukraine gedreht wurde, macht sich allenfalls dadurch bemerkbar, dass ab und an ein Gefühl der endlosen Weite der Rocky Mountains fehlt.
Ebenfalls auf der Habenseite ist Hauptdarsteller Jean Reno zu verbuchen, der mit einiger Präsenz die mangelnde Tiefe seiner Figur zu kaschieren weiß und die zumindest nicht schlecht performenden Kollegen geradezu deklassiert.
Gegen das schwach ausgearbeitete Drehbuch vermag jedoch auch er nur bedingt anzukommen, denn die insgesamt eher ruhig erzählte Geschichte fördert weder erwähnenswerte Action noch sonderlich Suspense zutage. Obgleich das Tempo gegen Finale minimal angezogen wird, mangelt es hier an Fingerspitzengefühl, um den Betrachter mit einem befriedigenden Gefühl zurückzulassen, zumal der Auflösung einige hanebüchene Aspekte anhaften. Unterm Strich holt der Thriller recht wenig aus der einladenden Prämisse heraus.
4,5 von 10