Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen DVD-Veröffentlichung von XT-Video in limitierter Sonderauflage!
Horror-Legende Christopher "Dracula" Lee spielt die Hauptrolle in diesem opulent ausgestatteten Historienfilm, der sich die Inquisition und politische Intrigen im England des Jahres 1685 zum Thema seiner Handlung gemacht hat, die auch durch die Einbettung einer Liebesgeschichte an den zwei Jahre zuvor inszenierten Film "Der Hexenjäger" mit Vincent Price erinnert.
Kein geringerer als der spanische Trash- und Exploitation-Regisseur Jess Franco führte bei dieser Produktion mit internationalem Staraufgebot Regie.
Im Gegensatz zu Michael Reeves, der "Der Hexenjäger" verfilmt hatte, stand Franco ein beachtliches Budget zur Verfügung und so entstand eines der technisch ausgereiftesten und aufwändigsten Werke des Spaniers, wobei sich die erste Hälfte des Streifens als eindeutig bessere von beiden entpuppt.
Zwar dominieren während der gesamten Spielzeit neben einigen sehr krassen Folter- auch actionreiche Schlachtenszenen das Geschehen um Hexenverfolgungen und Verschwörungen gegen Englands König, doch in der zweiten Hälfte wechselt sich der Anspruch des Historienfilms zu sehr mit Francos Lieblingsszenario ab: dem des berüchtigten "WIP"("Women in Prison")-Movies. Zwar sind die Kulissen in den dunklen Katakomben und Folterkellern durchaus atmosphärisch und realistisch eingefangen, doch spätestens dann, wenn alle Gefangenen nackt hinter Gitterstäben kauern und die Kamera auf Busen und Intimbereich fokussiert ist, kann man deutlich Francos späteres Talent für Machwerke dieser Gattung erkennen. Und als zu den lüsternen Blicken des Folterknechts zu den lieblichen Klängen von Bruno Nicolais Filmmusik die nackte Maria Rohm beginnt, in Extase über den toten Leib einer anderen Gefangenen ihre Zunge kreisen zu lassen, ist der Höhepunkt einer geschmacklosen Inszenierung erreicht und jegliche Klasse der ersten Hälfte billigem Voyeurismus gewichen.
Francos Werk hält sich ebenso wie "Der Hexenjäger" an eine realistische Sprachweise, wie sie zur damaligen Zeit üblich war, doch schleicht sich auch hier immer wieder Francos Faible für einen ordinären und rüden Umgangston - vor allem Frauen gegenüber - ein.
Inszenatorisch darf "Der Hexentöter von Blackmoor" zu einem der qualitativ hochwertigsten Filme des Regisseurs gezählt werden, auch wenn die Kamera gerne auf den tiefen Ausschnitten seiner Darstellerinnen verweilt und auch andere "Franco-Finessen" auftauchen.
In ruhigen als auch in actionbetonten Sequenzen untermalt der Komponist Bruno Nicolai den Streifen mit einem zärtlich-romantischen als auch mit einem dynamischen und sehr kraftvollen Score.
Studioaufnahmen in prächtigen Kulissen wechseln sich mit aufwändigen Außenszenen ab, auch die ausgewählten Kostüme und die mittelalterliche Stadt mit der imposanten Burg tragen sehr zu einer realistischen Atmosphäre bei.
Christopher Lee spielt seine Rolle genauso überzeugend wie zwei Jahre zuvor Vincent Price, allerdings wirkt er von seiner riesigen Statur und seinem finsteren Blick viel dämonischer, zumal Lee hier von einem wunderbar sprechenden Heinz Drache synchronisiert wurde.
Leider verschenkt dieser Historienfilm in der zweiten Hälfte sein Potential zugunsten eines mehr auf Exploitation ausgerichteten Inszenierungsstils. Spannung und Dramatik, die vor allem in der ersten Hälfte um die Verschwörung gegen den König ausgebaut wurden, treten in den Hintergrund und bringen den Film insgesamt auf ein durchschnittliches Niveau.
5 von 10 Daumenschrauben!
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