Review

Francos “Hexentöter von Blackmoor” ist ein solider Genrebeitrag, der aber weder die barbarische Intensität eines “Witchfinder General”, noch die graphische Gewalt eines “Mark of the Devil” hat und so nur bedingt für Freunde von “Hexenjägerfilmen“ interessant ist. Trotz des großen Budgets, das sich vor allem in tollen Kostümen und Kulissen widerspiegelt, kann der Streifen nicht mit anderen Pedanten mithalten. Denn zu zäh der Storyfluss, wirklich im Genre “Hexenjägerfilm” kann man den Film auch nicht ansiedeln. Christopher Lee als Richter ist zwar überzeugend, doch ist seine Rolle weniger als wirklicher Verfolger von Hexen gezeichnet, denn einem politischem Raffgeier der nach Macht strebt und Folter & Tod nur nutzt um die Verwirrung im Lande zu seinen Gunsten zu nutzen.

So ist das Thema Hexenverfolgung nicht wirklich präsent, somit auch der Folter-Faktor eher gering. Es gibt zwar ein paar Szenen wo “die Harke”, die übliche Streckband oder auch Daumenschrauben zum Einsatz kommen - doch wirklich graphisch sind die Szenen weniger, wirken auch längst nicht so hart wie in anderen Produktionen, wenn auch im Kontext eingebettet "stimmig" gemacht. Doch kann der Film auch außerhalb der Szenen im Folterkeller mit einer schönen gotisch-mittelalterlichen Atmosphäre aufwarten, wo man sieht wo Geld herein gesteckt wurde. Ja selbst eine Schlachtenszene mit Kanonen, fallenden Pferden und Bombast gibt es - sehr schön gemacht und man glaubt kaum das so etwas in einen Franco-Film zu sehen ist.

Franco-untypisch auch der geringe Sleaze und Erotikfaktor. Zwar gibt es die ein oder andere Szene in der es nackte Haut zu sehen gibt, doch im Verhältnis zu sonstigen Filmen von ihm gibt es hier relativ wenig zu sehen. Jedoch bieten die Szenen wo eine Gefolterte die andere ablecken muss oder als der Folterknecht am Ende von den befreiten Insassinnen der Kerker regelrecht zerfleischt wird Ausblicke auf Francos späterer Exploiter; sicherlich einer der ersten Filme von Franco die seine Ära "Frauenfolterfilm" einleiten sollten.

Darstellerisch zwar ein Christopher Lee dabei, spielt recht ordentlich, hat aber längst nicht das Charisma eines Vincent Price bei “Witchfinder General” oder eines Herbert Lom bei “Mark of the Devil”. Leider erfährt man recht wenig über die Person George Jeffreys, zudem ist eine Charakter-Zeichnung kaum auszumachen - im Anbetracht dessen das es sich um eine authentische Person handelt etwas schade. Auch Maria Schell als blinde Seherin etwas unterbeschäftigt, gefallen tut da Howard Vernon als Chef-Folterer schon mehr. Aber im Ganzen fehlen einem schon wo richtige Bezugspersonen, dramaturgisch etwas halbgar alles.

Die neu erhältliche längste Version des Film mit einer Lauflänge von knapp 100 Minuten mag zwar nun komplett sein, ist aber bisweilen etwas langatmig geraten. Etwas gestraffter wäre der Film zwar nicht besser, aber besser zu schauen. Für Genrefreunde also nur eine bedingte Empfehlung, da wie gesagt nicht die Komponente Hexenverfolgung behandelt wird man sich vielleicht wünschen mag, sondern eher mehr politische Intrigen im Vordergrund stehen.

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