Review

Beyond the limits vereint 2 zeitlich getrennte Filme, die, nacheinander erzählt, am Ende in eine gemeinsame Auflösung zusammenmünden. Zumindest sollen sie das, ich jedoch konnte dies kaum nachvollziehen.

Der Film startet mit dem Interview-Wunsch der einzigen hübschen Frau im ganzen Film, einer Journalistin, die ihre "erste Story" macht und dabei einen Totengräber befragt. Dieser erzählt dann 2 Geschichten, die weder von der Story noch vom Erzähltempo und schon gar nicht von der darstellerischen Leistung her zueinander passen wollen.

Der 1. Teil ist ein Mafiaschinken mit den typischen Charaktären, straight und ohne allzugroße Längen durcherzählt. Bei einer als Party apostrophierten Zusammenkunft rivalisierender Mafiosi (es geht vordergründig um verschwundenen Koks) spielen sich die Herrschaften, die hier ziemlich unvermittelt aufeinanderprallen, gegenseitig aus, bis dann einer von ihnen, der Einzige mit Wiedererkennungswert (Mortimer, ein DeNiro-Verschnitt mit tätowiertem Auge) ziemlich wahllos und ohne Sinn eine/n nach dem anderen abmurkst. Zwischendurch entdeckt er auch einen Koffer mit einem steinernen Behälter, in dem etwas rötlich flimmert. Ich hätte auf Plutonium getippt, aber es soll ein menschliches Herz darstellen. Um dieses Herz gehts dann auch im 2. Film, aber zunächst kriegt der Gesichtstätowierte noch ein Fleischermesser in die Visage. Der Abend endet dann mit reichlich Toten in einem blutverschmierten Haus, und während man noch überlegt wer jetzt gewonnen hat, vergißt man schnell das Herz, das nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat.

Ohne lange Umschweife findet sich der Zuseher dann im 2. Teil der Geschichte wieder, wo ein wildgewordener Inquisitor eine angebliche Ketzergemeinschaft niedermetzeln läßt. Die Anklagerede des Inquisitors erinnert frappierend an den legendären Bernardo Gui aus Ecco´s Name der Rose, ohne auch nur im Mindesten dessen Klasse zu erreichen. Ganz im Gegenteil ist der Inquisitor hier ein farbloser Alleindarsteller ohne jegliche Ausstrahlung, der sich auf Diskussionen mit seinen Untergebenen einläßt und, wie sich später herausstellt, nur wegen des ominösen Herzens foltern und metzeln läßt. Ihm zur Seite steht ein Folterknecht namens Brewster, der es auf ein Bauernmädchen abgesehen hat, das wiederum einen anderen liebt, was in einer Szene im Schnee (ansonsten spielt der Film im Sommer) andeutungsweise dargestellt wird. Andeutungsweise, denn gezeigt wird so gut wie gar nichts, bei den Folterszenen dürfen die Damen freundlicherweise ihre Röcke und Hosen anbehalten, und auch als der total overactende Brewster das Bauernmädchen später vergewaltigt, ist dies fast nur bewegungstechnisch angedeutet.

Dieser 2. Teil will eindeutig viel zu viel, permanent kommen neue Handlungsstränge hinzu, die, sauber ausgeführt, schon alleine für mindestens 100 min. Film gereicht hätten. Entsprechend hektisch ist das Erzähltempo, dazu kommen noch hölzerne bis schlichtweg blöde Dialoge, und die ganze Handlung, die erst am Ende wieder auf das Herz fokussiert, scheint an den Haaren herbeigezogen. Erschwerend hinzu kommen noch die krass divergierenden schauspielerischen Leistungen, denn der Freund des Bauernmädchens, der später zum Held wird, verkörpert seine Rolle durchaus glaubhaft, während seine Gegenspieler, der schwache Inquisitor und sein herumkaspernder Folterknecht einfach nur wie billige Imitationen wirken. Nebenbei erfährt der gestresste Zuseher durch nebulöse Andeutungen, daß das Herz dem Sohn des Teufels gehört und offenbar dann zu schlagen anfängt wenn man eine Menge Leute abschlachtet.

Die Zusammenführung der beiden Filme mittels des Gegenstandes "Herz" erfolgt dann derart, daß der Totengräber vom Filmbeginn sich sehr bemüht "teuflisch" zu erscheinen, inzwischen im Besitz des Herzens ist und die Journalistin dran glauben muß. Mehr Anknüpfungspunkte zwischen den beiden grundverschiedenen Filmen in den vorangegangengen 106 Minuten konnte ich beim besten Willen nicht entdecken.

Sofern man mit den früheren Werken Ittenbachs vertraut ist, mag man vielleicht etwas mehr Verständnis für Beyond the limits aufbringen, denn auch hier liegt das Hauptaugenmerk auf Splatterszenen. Die dargestellte Gewalt (und das gilt für beide Teile der Geschichte) scheint wieder überzogen, ergibt sich nicht zwingend aus dem Handlungsablauf und ist in manchen Szenen reiner Selbstzweck. Welchen Sinn macht es z.B. im Mittelalter-Teil, dem Ketzer, der keine Angst hat und seinen Folterern verzeiht, nachdem man ihm die Finger gebrochen hat, auch noch das Auge auszustechen und den Fuß abzuhacken? Wozu wird einem Mafiosi der Unterschenkel abgesägt?
Obwohl der Film durchaus als sehr blutig bezeichnet werden darf, würde ich ihn dennoch nicht explizit als gewalttätig bezeichnen - keine einzige dieser Metzeleien erzeugt wirklich Angst oder Beklemmung. Zudem sind die blutigen Momente relativ kurz geschnitten, wobei ich mich selbstverständlich auf die uncut-Version beziehe. So werden die Morde in der kleinen Kirche an der Religionsgemeinschaft immer nur in kurzen Ausschnitten gezeigt: da rollt ein Kopf, dort zieht man ein Messer aus einem Körper, hier steckt schon eine Hellebarde im Kopf, und die besonders inkriminierte Szene mit dem Kind, dem ein Hammer an den Kopf fliegt, ist nur Sekundenbruchteile zu sehen. Dafür sind die gezeigten SFX recht ordentlich (hand)gemacht und verdienen ein Extralob.

Da die Kameraführung, das Ambiente und auch der Score durchaus ordentlich geraten, ja teilweise sogar massenkompatibel sind, kann man dem Film, der sich schon sehr weit von früherem "trash" entfernt hat, trotz der total abstrusen Geschichte mit dem Herz doch 4 Punkte geben.

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