„Wir sind hier nicht in Hollywood…“
Der italienische Genre-Regisseur Giuseppe Vari („Tote faulen in der Sonne“), der gern unter dem Pseudonym Joseph Warren sein Unwesen trieb, lieferte mit „Mord Exclusiv“ im Jahre 1972 einen nicht uninteressanten Kriminalfilm mit leichten Giallo-Anwandlungen ab. Modelfotograf Carlo (Lou Castel, „Töte Amigo“) wird zufällig Zeuge, wie die Mafia einen unliebsamen Zeitgenossen um die Ecke bringt und die Tat als Unfall tarnt. Er lässt sich die Gelegenheit nicht nehmen, den Vorgang heimlich fotografisch zu dokumentieren. Zusammen mit dem ehemaligen Mafioso „Onkel Fifi“ (Massimo Serato) und seiner Freundin versucht er, aus seinem belastenden Material Kapital zu schlagen und die Mafia zu erpressen. Als dieser Versuch nicht von Erfolg gekrönt ist, verkauft er das Material an die Presse – doch längst ist ein unbekannter Killer unterwegs, um sämtliche Mitwisser auszuschalten…
„Mord Exclusiv“ ist ein grundsolider Kriminalfilm, der besonders mit einer ansehnlichen und dem Film eine gewisse Erhabenheit verleihenden Kameraarbeit erfreut sowie einige gut gemachte, teils gialloesk-atmosphärische, unheimliche Spannungsszenen zu bieten hat, von denen ein Teil jedoch Finten für den Zuschauer sind, die im Nichts enden. Die Handlung wurde derweil eindeutig mehr auf eher oberflächlichen Unterhaltungswert denn auf Realitätsnähe oder inhaltlichen Tiefgang hin konzipiert; sie bewegt sich auf dem Niveau eines reißerischen Groschenromans, was ich aber nicht unbedingt negativ verstanden wissen möchte. Die Charaktere sind klischeebehaftet und bisweilen arg überzeichnet, so dass man als Zuschauer stets eine gewisse Distanz zum Geschehen wahrt. Dafür bekommt man einige Sleaze-Portionen serviert wie beispielsweise einen ansonsten sinnfreien, mehrminütigen Tanz einer barbusigen Schwarzen. Lou Castel agiert als schmieriger Schönling und hat im Laufe seiner Karriere sicherlich schon charakteristischere Rollen gespielt, macht seine Sache aber ohne größere Tadel, während der Rest hier und da etwas steif durch die Kulissen stapft.
Die Viererkonstellation bestehend aus den Erpressern, der Mafia, der Presse und der Polizei weiß zu gefallen und umschifft größere Logiklücken mittels einer sorgfältigen Konstruktion und Inszenierung. Der typisch groovende 70er-Soundtrack sorgt für Zeitkolorit und versetzt in die richtige Wohlfühlstimmung. Das Finale ist eines, das diesen Namen verdient, verfügt aber eine angenehm tragische Note und setzt den Schlusspunkt unter einen überdurchschnittlichen Krimi/Thriller italienischer Handschrift, der sich nicht mit den spektakuläreren Konkurrenzproduktionen aus dem eigenen Lande messen kann, Italophilen aber sicherlich eine gute Zeit bereitet. Sehr schön im Übrigen auch wieder der geschwätzige Originaltitel „Terza ipotesi su un caso di perfetta strategia criminale“.