Eine altbekannte Regel besagt, dass nichts so schrecklich sein kann wie die eigene Vorstellung. Um die Vorstellungskraft eines Filmpublikums zu befeuern, bedarf es jedoch eines Regisseurs/einer Regisseurin mit Talent und Gespür für das Grauen.
Nun ist Susanne Bier nicht gerade als Thrillerregisseurin bekannt und entsprechend wirken die potenziellen Spannungsszenen in BIRD BOX leider wenig effektvoll und wie pflichtbewusst weginszeniert. Und als Genrefan fühlt man sich tatsächlich eher vor den Kopf gestoßen, wenn man nicht nur nichts sieht (das ursprünglich geplante Creature Design wurde als unfreiwillig komisch empfunden und wieder verworfen), sondern auch nichts spürt.
Was Bier hauptsächlich zu interessieren scheint, ist das Drama des Mutterseins, das sie hier mit einer etwas angestrengt ernsthaft spielenden Sandra Bullock auch massiv herausarbeitet. Was Emily Blunt in A QUIET PLACE mit wenigen Worten und ausdrucksstarker Mimik gelang, wirkt hier sehr bemüht – Bullocks stärkstes Talent liegt eben auch woanders.
Und wo wir schon beim Vergleichen sind: Sah der Trailer noch nach einem spannenden High Concept-Horrorthriller im Stil des obengenannten Überraschungshits aus, erinnert der vollständige Film dann doch sehr an eine Mischung aus M. Night Shalalalalas THE HAPPENING (der zumindest noch etwas grausiger und atmosphärischer ausfiel) und der unsäglichen Stephen King-TV-Serie THE MIST, in der sich alle Stereotypen des klassischen Katastrophenfilms ein munteres Stelldichein geben.
Mit einer Laufzeit von über 2 Stunden und seinem eher schleppenden Tempo fühlt sich der Film auch eher an wie eine Miniserie – vielleicht das geeignetere Format für den Stoff, abgesehen natürlich von der Romanvorlage, die auch deutlich bessere Kritiken erhielt.