Callshow - Host James [ Julian Cheung Chi – lam ], der zusammen mit seiner Exfreundin Minako [ Maiyu Ozawa ] die „Mysterious Files“ moderiert, bekommt durch einen Anrufer den Hinweis auf eine besessene Schülerin. Da ein Exorzismus die sinkenden Einschaltquoten reaktivieren könnte, beauftragt er Reverend Henry Yeung [ Tse Kwan Ho ] mit der Durchführung; welche auch gelingt. Allerdings tauchen noch mehrere Besessene auf, die auch aggressiver sind; ein Vorfall in der Vergangenheit bringt die Lösung...
Horror ist im kantonesischen Kino immer ein zweischneidiges Schwert, welches zumeist auch eine ziemlich stumpfe Spitze hat.
Zwar kann man durch Werke Anfang der 80er [ The Beasts, The Imp, He lives by Night, Seeding of a Ghost, Devil Fetus etc. ] auf eine gewisse Tradition zurückblicken und hat ein Jahrzehnt später mit den Cat 3 Flicks ja auch in eine ähnliche Richtung gemeuchelt; aber die Jahre dazwischen wurden rein mit Horrorkomödien verbracht. Und danach gabs nur noch die Troublesome Night Reihe, die mit abwechselnden Erfolg als Anthologie die Fahne des Genres hochhielt; mehr oder minder.
Nachdem in Japan Hideo Nakatas Ringu 1998 eine Wandlung in dem Genre einläutete und man sich mit den folgenden Ju-on (2000) und Kairo [ 2001 ] vom Gore weg und zum psychologischen Horror hinbewegte, erfasste diese Welle auch die HK Filmemacher; ganz einfach, weil damit eben zur Zeit Geld zu machen war.
Abgesehen von einigen Achtungserfolgen wie Inner Sense, The Eye oder Koma blieb man aber in Sachen Verbreitung und Umsatz und deswegen auch Einfluss hinter dem asiatischen Konkurrenten zurück und konnte auch keine Remake – Deals mit amerikanischen Studios landen.
Possessed gehört zur der Sorte von eher unscheinbaren Produkten, die in der Masse gar nicht weiter auffallen und von der milden Qualität her auch keinerlei Ruf haben. Woher auch, Regisseur Billy Chung ist eher für durchschnittliche Actionproduktionen bekannt, die mit wenig Geld und Glanz den B – Markt bedienen; und seine hier anwesenden Schauspieler gehören auch irgendwie direkt in diese Schiene. Ist keiner dabei, der allein über seinen Namen eine erweiterte Nachfrage auslösen kann und abseits von Ex Teenieidol Julian Cheung sind sowieso nur Nebendarsteller anwesend.
Von vornherein scheint also mehr als Mittelmaß verhindert und wenn man mit diesen wenigen Erwartungen herangeht, kann man sich den Film dann auch durchaus ansehen. Man verpasst allerdings nichts, wenn man es nicht tut; ist also eher was für Viel- und/oder Allesseher. Die angesichts des Dargebotenen aber noch weniger beeindruckt sind, da man es eben schon besser kennt.
Sogar weitaus besser, beruft man sich nämlich in einigen Punkten stark auf William Friedkins Exorzist [ 1973 ]; ohne aktuelle Aspekte, aber ebenso mit der Konfrontation zwischen Wissenschaft und Religion. Wobei das eine keine Erklärung für die Geschehnisse hat und das andere keinen Glauben mehr und deswegen auch keine Hilfe angesichts der Situation.
Das Drehbuch gliedert sich dann durchaus nicht ungeschickt, aber auch wenig mitreissend um die verschiedenen Teufelsaustreibungsfloskeln. Die Lesart ist sehr einfach gehalten, da man Rückmeldungen und Kommentare zur zeitgenössischen Situation komplett vermieden hat. Gut, mit etwas Wohlwollen könnte man James „Mysterious Files“ Sendung als Reflexion auf die steigenden Astrologie- und Wahrsagesendungen im Fernsehen und damit als Ersatz für den wahren klerikalen Glauben sehen; aber ob das wirklich eine ursprüngliche Absicht der Macher war muss dann ebenso reininterpretiert werden.
Abseits dessen weist man zumindest eine gewisse Ideenvielfalt im Aufbau auf; auch die Credits aus einem Meer von Blut auftauchen zu lassen macht erstmal Neugier auf mehr. Die Geschichte wird anfangs nicht ganz deutlich erkennbar, aber trotzdem immer recht sicher über mehrere Personen aufgespannt, deren fatale Verbindung erst später aufgezeigt wird. Der scheinbaren Normalität entspringen und dann erst ihren Schrecken beigemischt bekommen:
Lee Kin Man [ Sam Lee ] überfährt fast das Schulmädchen Yen [ Yoyo Chan ], kann aber rechtzeitig abbremsen. Er fährt weiter nach Hause, beschenkt Nachbarn und Verwandte und bereitet sich aufs Essen mit Mutter und Schwester vor.
Sie geht mit ihren Freundinnen zum Frisor, und überlegt, woher sie den LKW – Fahrer kennt.
Scheint erstmal keine Bewandtnis zu haben, aber er wird ebenso vom Teufel [ der hierbei Sedan heisst; fälschlicherweise für Satan ? ] beherrscht wie sie. Zur gleichen Zeit, an verschiedenen Orten.
Beide hatten früher etwas miteinander zu tun, kommen jetzt aber nie wieder miteinander in Kontakt. Nur über andere Personen, welche dann erst die Handlung wirklich erweitern und identifizieren.
Zum einen gehören dann natürlich die Vertreter Gottes, die den Exorzismus vornehmen; Reverend Yeung und sein krebskranker Kollege Lam [ Eddy Ko ]. Und zum anderen der Mann vom Fernsehen, der das Ganze als Aufhänger für seine Sendung nimmt; als TV Prediger auch seine Art von Religion verbreitet und genauso eine Anhängerschaft hat. Nur dass er keine Kirchensteuer bezieht, sondern Werbeeinnahmen. Die Missverständnisse zwischen beiden Vertretern sind ebenso gross wie die Auffassungen unterschiedlich; aber dieser Kontrapunkt wird auch wie auch die anderen Beziehungen im Film nachlässig herausgearbeitet.
Reverend Yeung lässt erst zu, dass man bei seinem Exorzismus filmt, aber will später das entsprechende Band haben. Warum nicht sofort, oder warum nicht gleich ohne Kamera ? Auch die Konfrontation zwischen dem Priester und einem Feng Shui Mann [ Lam Suet ] wirft einige Fragen auf: Yeung glaubt seit dem Unfalltod seiner Frau anscheinend nur an die Dinge, die ihm auch selber in den Kram passen. [Hier hätte man den Ausgangspunkt des ganzen Spuks übrigens weitaus einfacher halten und auch eine viel stärkere Prämisse schaffen können, aber musste zuungunsten von vielen Anfängen und keinerlei Enden alles unnötig verkomplizieren.]
Um mal auf der weltlichen Ebene zu bleiben und noch mehr Personen zu addieren wird auch eine unglückliche Liebe anskizziert; die dann schon weitaus glaubhafter in dem Kontext funktioniert und zumindest in ein, zwei Szenen die Wahrheit wirklich auf den Punkt trifft. Natürlich steht Minako als ständig präsente Kollegin ihrem Exlover James als Hindernis für eine neue Beziehung im Wege und dies auch durchaus mit Absicht. Und natürlich vertreibt sie sich die Zeit mit anderen Typen; lenkt sich ab, wenn sie ihr eigentliches Objekt der Begierde nicht haben kann. Wenn dieser ihr dann mitten beim Blowjob auf den Anrufbeantworter spricht, verhindert er aber auch ihren Spass und den ihres Ersatzmannes gleich mit. Und wenn er sie mit dem Nächstbesten im Club erwischt, ist das wohl auch nicht der passende Anlass neu zu entflammen.
Hochgekocht wird diese personelle Anspannung und die Verweigerung der Wünsche und Sehnsüchte aber nicht; kein wirklich nachfühlbares menschliches Drama entwickelt und nicht an den Abgrund gedrängt. Der Plot dafür ist da; aber die Umsetzung – das strikte Tränken in Depressionen - reicht nicht aus.
Dasselbe gilt auch für den Horroraspekt.
Hier und da werden einige soweit ordentliche Jump - cuts eingeworfen, die für die Sekunde dem Schrecken auch seinen Namen geben; aber das firmiert alles über erkennbare Effekte und die gesamt – bedrohliche Atmosphäre fehlt einfach. Es grummelt nicht, es zieht einem nicht den Boden unter den Füssen weg und wirft einen nicht in den Albtraum; sondern man betrachtet immer aussenvorstehend. Man beobachtet, nimmt nicht teil.
Regisseur Chung filmt das alles nicht ungeschickt, aber hat auch sicherlich von vornherein weder das Talent noch die Stimulation, hieraus den Film des Jahres zu machen. Sondern will das Thema und seinen Stoff so gut wie möglich herüberzubringen, ohne sich aber ein Bein auszureissen. Genauso sehen auch die meisten typischen HK Filme an sich und vor allem im Horrorgenre sowieso aus und irgendwie passt diese spezielle Verbindung auch seltens stimmig zueinander. Man geht ja schon gar nicht mit der Hoffnung heran, sich mal gründlich gruseln zu lassen und bekommt es dann vielleicht auch wegen diesem eingeschränkten Denken meistens nicht geboten. Sondern halt sein sicher für 90min soweit anschaubares Werk für zwischendurch; als Appetithappen für was Besseres, was richtig Packendes. Was auch ein Ende mit Aussage aufweist, und nicht aus reiner Laune und Verzweiflung einen überhaupt nicht sinnigen Gag hinstellt.