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Zu den berüchtigsten und umstrittensten Beiträgen des Horrorfilms gehört die Strömung des italienischen Mondo- oder Kannibalenfilms aus den 70ern und 80ern. An diese Streifen wagen sich wohl nur die abgebrühtesten Genre-Fans heran - und das aus gutem Grund. Neben fragwürdigen Menschenbildern, plumpem Voyeurismus und bestialischen Gewaltszenarien gibt es speziell eine Sache, die jedem Zuschauer den Spaß an diesen Filmen vermiesen müsste.

Dabei reichen schon diese drei Elemente, um auch die berühmtesten Vertreter dieses Sub-Genres als filmischen Müll abzustempeln. Von Ruggero Deodato, dem bekanntesten Vertreter des Kannibalenfilms, stammt etwa "Cannibal Holocaust" von 1980 (wer den Originaltitel schon geschmacklos findet, sollte sich den deutschen Verleihtitel anhören: "Nackt und zerfleischt" - reißerischer geht es nicht). Unter dem Vorwand, einen möglichst authentischen und gesellschaftskritischen Film über die Überheblichkeit des modernen Menschen gegenüber Ureinwohnern des Dschungels zu zeigen, zelebriert dieses Machwerk diverse Gewalttätigkeiten gegen Mensch und Tier, um sich voyeuristisch an Ekel und Erniedrigung zu weiden.

Dabei ist der Clou gar nicht so schlecht, die Story aufzuteilen in die Suche eines Professors nach einem im Urwald verschollenen Filmteam und deren aufgefundene Filmrollen, die ihren Tod dokumentieren. So schlecht, wie diese Idee allerdings umgesetzt wird, kann sie auch nicht mehr helfen: Die Darsteller chargieren weitestgehend talentfrei, die Dialoge sind platt und sprühen vor menschenverachtendem Überheblichkeitsdünkel (obwohl der Film später vorgibt, genau dies zu kritisieren) und anstatt Spannung zu erzeugen, werden immer wieder Dokumentaraufnahmen des Dschungels zwischen einzelne Szenen geschnitten, um die Laufzeit zu strecken.

Das alles könnte man als Genre-Fan ja noch wohlwollend übersehen, wenn dann nicht der Hauptgrund käme, aus dem dieses ganze Genre und besonders "Cannibal Holocaust" so verachtenswert ist: echter Tier-Snuff. Wer sich beim unbedarften Zuschauen also über die so überzeugenden Gewalteffekte in den Szenen wundert, in denen diverse Tiere getötet und ausgeweidet werden, der sei belehrt: Hier werden tatsächlich Ameisenbären, Schlangen, Spinnen und in einer kaum erträglichen Szene eine riesige Schildkröte geschlachtet. Wozu, will man fragen. Um des selbst erhobenen Anspruchs auf Authentizität wegen? Diese Behauptung führt sich selbst ad absurdum, schließlich ist und bleibt "Cannibal Holocaust" ein Spielfilm. Die Gewaltszenen gegen Menschen sind schließlich auch nur gefaked! Welchen "künstlerischen Wert" soll es also haben, einem kleinen Äffchen in Nahaufnahme mit einer Machete den Kopf zu zerhacken? Außer eben den, sich voyeuristisch an der Darstellung von Gewalt, an Blut und Eingeweiden zu erfreuen - eine Attitüde, die der Film im Schlussteil, wenn er die Brutalität der modernen Filmemacher vorführt, zu kritisieren vorgibt, in Wahrheit aber selbst unverhohlen zelebriert.

Hier zeigen sich ganz klar die Grenzen der Kunst. Kunst kann und darf über Gewalt und Leid reflektieren, natürlich; aber sie darf niemals selbst Gewalt ausüben. Da hilft auch Deodatos Beteuerung nicht viel, die getöteten Tiere seien von der Filmcrew verspeist worden, also nicht umsonst gestorben. Das Sterben echter Lebewesen aus purer primitiver Neugier auf Film zu bannen, hat es in dieser Form seit frühen Stummfilmtagen nicht mehr gegeben - in einer Zeit also, in der gänzlich andere moralische Maßstäbe galten!

Angesichts dieser gnadenlos verwerflichen Aufstellung des Films hilft es auch nichts, dass er sein Ziel der größtmöglichen Authentizität in Teilen durchaus erreicht - selten gelangen so überzeugende und mitunter gar atmosphärische Szenen aus völlig fremden Kulturen. Auch die extrem drastischen Splattereffekte, wenn die Gewalt gegen Menschen gezeigt wird, sind vollkommen überzeugend und schockieren noch heute. Und nicht zuletzt ist der Soundtrack tatsächlich sehr schön.

Das alles hilft aber wenig angesichts der Bedienung primitivsten Voyeurismus' und nicht zuletzt auch sehr fragwürdiger Darstellung von Gewalt gegen Frauen - wie viele völlig zusammenhang- und sinnlose Vergewaltigungsszenen es allein in diesem Streifen gibt, spottet jeder Beschreibung. Gewalt, nackte Frauen und der Kitzel unbekannter Ecken der Welt: Mit diesen Zutaten will "Cannibal Holocaust" die Sensationsgier des Zuschauers packen. Mit tier- und menschenverachtender Kälte hat Ruggero Deodato einen der widerlichsten und ethisch verwerflichsten Filme der Geschichte gedreht - und bei diesem einen ist es ja nicht geblieben. So gehört dieser Streifen ganz klar zu den absoluten Tiefpunkten der Filmhistorie, nicht viel besser als die ekelhaftesten Propagandastreifen der Nazis. Ein schändliches Werk, für das man sich als Horror-Fan wirklich schämen muss.

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