Im dichten Amazonasdschungel verschwindet ein junges Dokumentarfilm-Team spurlos. Professor Monroe macht sich auf die Suche nach den Filmemachern, die in der Wildnis bisher unentdeckte, angebliche Kannibalenstämme aufspüren und filmen wollten. Monroe entdeckt bei seiner Expedition bei einem wilden Eingeborenenstamm tatsächlich die Spuren des Teams und deren Filmmaterial. Schockiert muss er feststellen, dass von den jungen Leuten nur noch letzte sterbliche Überreste zu finden sind. Als er zurück in New York das eingesammelte Filmmaterial sichtet, offenbart sich ihm die grausame Wahrheit hinter dem Schicksal des Filmteams.
Der Kannibalenfilm hatte seine absolute Blütezeit in den 70er und 80er Jahre und brachte dabei unzählige Vertreter zum Vorschein, die auch in der heutigen Zeit noch die Meinungen spalten. Für die einen absoluter Kult, ist diese Art von Film für viele Leute auch lediglich eine sinnlose Darstellung extremer Perversitäten, die zudem auch noch in den meisten Fällen rein inhaltlich äußerst dünn ausgestattet ist. Der vorliegende "Cannibal Holocaust von Ruggero Deodato stellt dabei eine der ganz wenigen Ausnahmen dar und wird nicht umsonst als bestes Werk seiner Art betrachtet. Natürlich gibt es auch hier jede Menge Gewalt und so manche Szene schlägt dem Zuschauer auch in der heutigen Zeit noch ordentlich auf den Magen, auf der anderen Seite beinhaltet die Geschichte aber auch eine ganze Menge Gesellschaftskritik, die von Deodato absolut großartig ins Bild gesetzt wurde. So werden im Laufe der Zeit doch die eigentlich vorgesehenen Rollen vollkommen vertauscht, denn als das Filmmaterial der verschollenen Gruppe gesichtet wird stellt sich auf grausame Art und Weise heraus. das die ach so zivilisierten Mitglieder des Teams praktisch selbst ihr grausames Schicksal herauf beschworen haben.
Aus reiner Profit-und Sensationsgier wurden nämlich die primitiven Urwaldeinwohner so lange malträtiert, gedemütigt und getötet, bis diese letztendlich aus reinem Selbstschutz Rache an ihren Peinigern genommen haben. Das gezeigte Material geht einem dabei auch heute noch unglaublich unter die Haut und ganz generell gesehen ist "Cannibal Holocaust" wohl ganz eindeutig das, was man nur allzu gern als harten Tobak bezeichnet. Womit wir auch schon wieder beim vorhandenen Härtegrad wären und dieser ist wirklich nicht unbedingt für zart besaitete Menschen geeignet. Ob die vorhandenen Tiertötungen dabei unbedingt notwendig waren lassen wir jetzt einmal dahin gestellt, doch der Aspekt das hier wie auch in anderen Genre Vertretern echte Tiere geschlachtet wurden, unterstützt noch zusätzlich die unglaublich realistische Note, die dieser Film definitiv beinhaltet. Tierliebhaber und Leute mit einem empfindlichen Magen sollten also besser erst gar nicht dieses Werk schauen, denn streckenweise wird man schon an die Grenzen des Erträglichen heran geführt. Für die hohe Authentizität des Szenarios sind mehrere Faktoren ausschlaggebend, wobei wohl am ehesten der Punkt ins Auge springt, das "Cannibal Holocaust" durch seinen Drehstil wie ein früher Vorläufer des Found Footage Filmes erscheint.
Doch auch andere Aspekte heben dieses Werk von seinen Genre Kollegen ab, denn anders als in den meisten anderen Vertretern muss man an dieser Stelle auch einmal die agierenden Darsteller lobend erwähnen. Nun wird zwar nicht gerade oscarreifes Schauspiel geboten, doch die jeweiligen Akteure liefern durch die Bank absolut überzeugende Performances ab, was man ja nun nicht von wirklich vielen Kannibalenfilmen behaupten kann. Hinzu kommt auch noch die herausragende Atmosphäre der Geschichte, die insbesondere durch die perfekt eingefangenen Dschungelbilder und erstklassigen Kameraeinstellungen immer wieder in den Mittelpunkt rückt. Deodato hat an dieser Stelle wirklich ganze Arbeit geleistet und so kann man dann auch locker über kleinere Schwächen hinweg sehen, die sich hauptsächlich im stellenweise naiven Verhalten diverser Protagonisten äußert. Hier handelt es sich aber wirklich nur um Kleinigkeiten und diese reichen keinesfalls aus, um "Cannibal Holocaust" in der Gesamtbetrachtung herab zu stufen.
Auch wenn ich selbst kein ausgesprochen großer Fan dieser Filmart bin, so gehört dieser Film doch ganz eindeutig in die Kategorie der brutalen Meisterwerke, auch wenn manch einer das vollkommen anders sehen wird. Aber die Kombination aus Found Footage Elementen, kompromissloser Härte, gutem Schauspiel und vor allem der enthaltenen Gesellschaftskritik ist absolut brillant gelungen und so hat sich dieses Werk seinen Kultstatus in gewissen Kreisen auch vollkommen verdient. Irgendwie verhält es sich bei diesem Szenario ebenso wie bei einem blutigen Verkehrsunfall, denn obwohl man Ekel und Abscheu verspürt, kann man sich der grausamen Faszination des Ganzen kaum entziehen und seinen Blick davon abwenden. Selbst nach nunmehr über drei Jahrzehnten hat dieser Film rein gar nichts von seiner Brutalität und seiner Intensiven Wirkung auf den Betrachter eingebüßt, so das man selbst als nicht ausgewiesener Fan des Kannibalenfilms definitiv eine Sichtung in Erwägung ziehen sollte.
Fazit:
"Cannibal Holocaust" oder auch "Nackt und zerfleischt" ist auf seinem Gebiet wohl das absolute Non plus Ultra und erscheint auch heute immer noch genauso verstörend und schockierend wie zu Beginn der 80er Jahre. Der Film hat eine äußerst nachhaltige Wirkung und man braucht definitiv erst einmal eine geraume Zeit, um das Gesehene so richtig sacken zu lassen.
8,5/10