Review

Wie die meisten meiner Reviewkollegen in der ofdb, werde auch ich diesen Film für manches Lobpreisen und für manch anderes verschmähen. Bei einem Film wie Cannibal Holocaust fällt beides sehr leicht, da Regisseur Ruggero Deodato seinen Film viel besser hätte machen können. Der Film gehört zur italienischen Gore - Welle der 70er und 80er Jahre. Da ist es ja schon von vornherein klar, dass zart beseitete Menschen hier nichts verloren haben, aber dennoch übertreibt Herr Deodato maßlos.

Die Story (spielt 1979) des Films ist zweiteilig. Zum 1. Storyteil: Ein Filmteam, bestehend aus vier Personen, reist an den Amazonas um einen Dokumentarfilm über Kannibalen zu drehen. Der Regisseur und Chef der Gruppe Alan Yates (Gabriel Yorke) ist für seine schockierenden Kriegsaufnahmen bereits bekannt. Jedoch kehren sie nicht wieder zurück. Ein paar Monate später schickt der Fernsehsender, in dessen Auftrag die Dokumentarfilmer losgezogen sind, den Professor und Anthropologen Harold Monroe (Robert Kerman) hinterher, um das verschollene Filmteam zu finden und wieder mit nach Hause zu bringen. Als Herr Monroe am Amazonas schließlich ankommt, begibt er sich mit einem Leit - und Beschützertrupp auf die Suche. Als er auf die ersten Kannibalen trifft, benehmen diese sich merkwürdig mißtrauisch. Aber trotz allem findet er das Filmteam, welches bereits tot ist. Da er aber unbedingt wissen will was passiert ist, nimmt er die Filmrollen des Teams an sich.

2. Storyteil: Der Fernsehsender will das Filmmaterial des Dokumentarteams unbedingt ausstrahlen, aber Monroe will das Material ersteinmal besichtigen und dann entscheiden was damit geschehen soll. Nach und nach wird das gedrehte Material gesichtet und der Sender, wie auch Monroe werden mit der schockierenden Wahrheit über Alan Yates und seine Leute konfrontiert.

Wie man lesen kann ist die Story simpel, aber allein durchs Lesen vermutet man, dass es sich hier um einem spannenden und schockierenden Film zu tun hat. Das ist zwar auch der Fall, aber in einem anderen Sinne als erwartet. Um das noch genauer zu erläutern mache ich mal mit Pro und Kontra weiter.

1. Pro: Was mir an diesem Film sehr gefallen hat ist die Filmmusik von Riz Ortolani. Allein das Titelthema ist ein echter Ohrschmaus bei dem man sich echt wohlfühlt. Was sonst noch gut ist, ist die Spannung die aufgebaut wird. Wenn der Gruppenführer bei der Jagd auf einen Jaguar über einen Baumstumpf stolpert und auf einer Leiche landet läuft einem schon ein kalter Schauer über den Rücken und man erahnt schlimmes. Es folgen in der ersten Hälfte einige solcher Momente, die einem schon einen Schock einjagen. Die schauspielerischen Leistungen sind auch nicht schlecht für einen Horrorfilm. Die Special F/X - Goreeffekte wirken zwar unglaublich deplaziert sind aber heftig, aber gut in Szene gesetzt. ich habe vorher noch nie realistischere Gore - Effekte gesehen. Was zuletzt noch positiv zu bemerken ist, ist dass Cannibal Holocaust die Grundlage für den Teenieschocker The Blair Witch Project gewesen ist. Als der herauskam wurde von ihm behauptet der erste seiner Film im Film - Idee zu sein. Da ärgert man sich für Cannibal Holocaust richtig, da dieser 19 Jahre vorher diese Idee bereits hatte und auch sehr realistisch inszeniert wurde.

2. Kontra: Was ich hier anprangern muss sind diese absolut derben Tiertötungen. Diese explizit dargestellte Gewalt macht die ganze Atmosphäre nieder, die so geschickt aufgebaut wurde. Sie hält dadurch nur ein paar Minuten. Ich bin hier kein Moralapostel, da ich selbst Fleisch verzehre, aber hier bei Cannibal Holocaust werden diese Morde so zur Schau gestellt, dass einem einfach nur schlecht wird. Ebenso die in beiden Filmhälften immerwieder auftretenden Vergewaltigungsszenen. Diese werden so krass realistisch gezeigt, dass man sich nur angewidert fühlt. Was hierbei dem Film einen so krass pornografisch, voyeuristischen Touch gibt, ist dass bei diesen Szenen die Intimstellen der Protagonisten zu sehen sind. Die Länge dieser Szenen ist auch eindeutig viel zu lang. Würde man die Vergewaltigungsszenen und Tiertötungen weglassen hätte der Film bestimmt eine Länge von 65 - 70 Minuten. Da der Film ja eigentlich als Kritik am Journalismus zu sehen ist, frage ich mich warum Herr Deodato all das Geschehen so zur Schau stellt. Denn wenn ich etwas anprangern will, dann mache ich doch nicht genau das, was ich anprangere um das Publikum zum Nachdenken anzuregen. Die Kritik hebt sich hier von selbst auf.

Insgesamt kann ich nur sagen, dass ich mich über Cannibal Holocaust nur aufregen kann, da ich finde, dass hier hätte so viel mehr gemacht werden können. Spannung ist da, die Musik ist gut, die Location kann sich sehen lassen, die Schauspieler sind gut, aber Ruggero Deodato baut Tiertötungen und Gore - Effekte ein, die nur deplaziert und verabscheuungswürdig wirken. Schade! 4/10 Punkte.

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