Review

„Cannibal Holocaust“ von Ruggero Deodato hat den Ruf einer der bekanntesten und besten Kannibalenfilme zu sein.

Zusammenfassung der Handlung: Ein 4-köpfiges Filmteam begibt sich in den südamerikanischen Dschungel, um dort eine Reportage über die dortigen Kannibalenstämme zu drehen. Doch sie kehren nicht zurück. Schließlich wird der Anthropologe Dr. Munroe mit der Aufklärung des Falles betraut, der auch sofort nach Südamerika reist um der Sache nachzugehen. Er stellt fest, dass das Filmteam ums Leben gekommen ist. Außerdem findet er das aufgenommene Filmmaterial. Dieses soll einerseits Aufschluss über den Tod der 4 Personen geben, andererseits interessiert sich auch die hiesige Presse für das, was die Gruppe filmen konnte.

Auf jeden Fall handelt es sich hier um einen harten Film, der versucht, beim Zuschauer Betroffenheit zu erzeugen. Der Film hat definitiv eine Message, und zwar die, dass es manchmal die vermeintlich zivilisierten sind, die sich als blutrünstige Kannibalen herausstellen. Die 4 Mitglieder des Filmteams sind so dermaßen sensationsgeil, dass sie selbst zu Kannibalen werden. Und auch die Mitarbeiter des Fernsehsenders sind hier nicht schuldlos; sie wollen das „sensationelle“ Filmmaterial senden, ohne zu wissen, woraus es besteht.

„Cannibal Holocaust“ lässt sich grob in 2 Teile einteilen. Im ersten Teil geht es um die Expedition des Professors, bei der er auf Spuren und schließlich auch die Überreste der jungen Leute stößt. Zwar gibt es auch hier schon einige grausame Szenen, aber das Augenmerk liegt auf die Expedition selbst. Der zweite Teil spielt wieder in New York und hier geht es schließlich um das Filmmaterial selbst. So wird man dann erst gegen Ende des Films Zeuge der Grausamkeiten, die das Filmteam anrichtet. Abgesehen von dem Tiersnuff (worauf ich gleich noch eingehe) sind vor allem die Vergewaltigungen ohne Zweifel hart, sehr blutig wird es allerdings selten. Ziemlich schnell rächen sich dann die Kannibalen, metzeln die Filmtruppe nieder und zum Ende hin kommt es dann zum totalen Chaos, wo schließlich auch der Kameraführer Opfer der Kannibalen wird.

Es ist Deodato gelungen, dem Film ein realistisches Feeling zu geben. Besonders die Aufnahmen der Filmtruppe sind in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Die Kamera schwankt, es sind die typischen Kratzer und Belichtungsfehler zu sehen, die bei solchen Aufnahmen zu erwarten sind.

Zu dem Thema Tiersnuff: Bekanntlich hört bei solchen Szenen der Spaß auch für Horrorfans (glücklicherweise) meistens auf. „Cannibal Holocaust“ besitzt 2 solcher Szenen, die eine ist relativ kurz (aber auch ekelhaft), die andere dagegen ist schon recht in die Länge gezogen worden (man sieht das Zerlegen einer Riesenschildkröte.) Deodato sagte selbst einmal, dass für den Film „nur Tiere getötet wurden, die später von den Einheimischen verzehrt wurden“. Ob das jetzt eine Rechtfertigung ist, soll jeder selbst beurteilen. Ich bin der Meinung, dass auf Tiersnuff in Horrorfilmen generell verzichtet werden sollte, und dass sie keinen Film in irgendeiner Weise aufwerten.

Noch ein Wort zum Thema Musik: Die Titelmelodie ist (im Gegensatz zum Ende des Filmes) friedlich und fast entspannend. Ohne Zweifel ist auch die Musik ein wichtiger Teil des Films, ich denke da an die Szene mit dem gepfählten Indianermädchen, wo die Musik den Zuschauer tief berühren soll. Auch die Landschaftsaufnahmen sind für viele Menschen sicherlich sehr schön anzusehen. Obwohl es sich um einen harten Schocker handelt, wird zu Beginn des Filmes eher ein Bild des Friedens gezeigt.

Bekannte Gesichter aus anderen Italo-Schockern habe ich nicht entdecken können. Lediglich der Typ mit den langen blonden Haaren habe ich in Fulcis "Zombie hing am Glockenseil" gesehen.

Insgesamt ein gut inszenierter und harter Schocker, der auf jeden Fall zu den besseren des Genres gehört. Zu Beginn ist er zwar etwas langatmig und ich hatte befürchtet, dass der Anteil an Grausamkeiten noch höher ist, aber trotzdem ist das, was man sieht als hart zu bezeichnen. Die Tiersnuff-Szenen sind natürlich eher ein Minuspunkt des Ganzen!

Den Film gibt es, soweit ich weiß, in 2 deutschen DVD-Fassungen, die beide ungeschnitten sind. Ich besitze die DVD von Laser Paradise, die zwar wie üblich kein Zusatzmaterial enthält aber dafür den Film in wirklich ausgezeichneter Bildqualität präsentiert. Frage mich , wie die zuständigen Leute es manchmal schaffen, alte Filme so gut aussehen zu lassen!

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