Staffel 1
Todesparade
„Beat“ ist eine deutsche Thrillerserie zwischen „Victoria“, „Breaking Bad“, „Mr. Robot“ und „Die purpurnen Flüsse“, man findet sie auf Amazon Prime und warum ihr, besonders hierzulande nicht mehr Beachtung geschenkt wird, will einfach nicht in meinen Kopf... Wir folgen einem berliner Partyorganisator hinein in einen Plot zwischen Spezialdiensten und Unterwelt, Spionage und Organhandel, Techno und Volksmusik, Krimi und Horror. Als im Club seines besten Kumpels eines Tages die Leichen von der Decke hängen, wird er vom europäischen Geheimdienst angeheuert, um dem mysteriösen neuen Partner und Mitbesitzer des Szenespots näher zu kommen und auf den Zahn zu fühlen, was alle auf höllische Abwege führen wird...
Deutsches Genre, deutsche Härte, internationale Klasse aus deutschen Landen - all das sind (trotz lobenswerter Ausnahmen wie „Dark“) noch keine geflügelten Worte und Konstruktionen. „Beat“ hat jedoch eigentlich alles, um das zu ändern. Hart, dunkel, abgründig. Hochglanz und dennoch dreckig, intelligent und dennoch instinktiv. Im klassischen Fernsehen undenkbar in dieser Form, absolut auf internationalem Topniveau und für mich das perfekte Paradebeispiel, wo es hingehen könnte und was auch deutsche Filme-/Serienmacher auf die Beine stellen können. Manchmal macht sich ein wenig Overacting breit, die Story an sich ist klassisches Thrillermaterial ohne riesige Überraschungen. Doch das war es auch schon fast mit meinen Ktitikpunkten. Den Rest habe ich mir in jeder Sekunde auf der Zunge und im Auge zergehen lassen.
Die Besetzung ist bockstark, bunt gemischt, überraschend (Karoline Herfurth?!!!) und sympathisch. Der Look der kalten, oft nächtlichen Hauptstadt in glorreichem 4K ist zum Zungeschnalzen. Einige Szenen haben einen wahrhaft meisterlichen Spannungsaufbau, selbst wenn die Serie nicht ganz den runden Abschluss findet und gerade hintenraus doch oft etwas dick aufträgt und melodramatisch, gekünzelt wirkt. Doch das kann sogar etwas an der gesprochenen Sprache liegen, die man in solchen angespannten, brisanten Situationen nicht allzu oft hört bzw. gewohnt ist. „Beat“ bietet zudem eine brillante Metapher für das Zusammenspiel zwischen erster und dritter Welt, zwischen Krieg und Flüchtlingen und Nutzen all dieser aktuellen Zustände und scheinbar kaum endenden Konflikte. Doch im Kern sind es vor allem die Figuren, die fesseln, die Optik, die beeindruckt und das Gesamtpaket, das etwas stolz und hoffnungsvoll macht. Selbst wenn ein paar Fehler noch ausgemerzt hätten werden dürfen. Z.B. verläuft Kostja Ullmanns interessante Figur völlig im Sand, Christian Berkel und Alexander Fehling schießen oft übers Ziel hinaus und am Ende bleiben mir viel zu viele Fragen offen. Trotzdem: „Beat“ macht Spaß, hat Eier, Tempo, Kraft und ist ein atemloser Techno-Thriller der Edelklasse. Schade, dass das gefühlt international wesentlich mehr Aufmerksamkeit bekommt als in seiner Heimat...
Fazit: das neue deutsche Fernsehen findet man im Streaming?! „Beat“ wäre im klassischen TV undenkbar und ist (qualitativ) ein genauso großer Hit für Amazon wie es „Dark“ für Netflix ist. Ein pulsierender Ritt durch die Nacht, durch Berlin und durch eine nahtlos spannende Geschichte. Extrem hochwertig, auf internationalem Topniveau und einfach der Beweis, dass auch Deutschland Next Gen Fernsehen kann. Richtig richtig gut! (8/10)