Review

In der Blüte des Italowesterns lieferten Regisseur Giuliano Carnimeo (hier unter seinem Pseudonym Anthony Ascott) und sein Hauptdarsteller Gianni Garko mit den drei Sartana-Fortsetzungen Pflichtprogramm ab. Ihre Zusammenarbeit sollte fünf Filme umfassen, einer davon ist „Ein Halleluja für Camposanto“. Neben der mal wieder unwiderstehlichen und hier auch ungewöhnliche Töne anschlagenden Musik von Starkomponist Bruno Nicolai darf man sich hier zudem noch über den unvergesslichen William Berger („Von Angesicht zu Angesicht“, „Keoma“) freuen.

Die deutsche Synchronisation wurde hier leider nicht von den Mannen von Rainer Brandt, sondern Ingo Hermes Synchronstudio „Hermes Synchron“ übernommen, die sich zwar verglichen mit dem damaligen Ausnahmetalent zufriedenstellend schlagen, dem Film mitunter aber einen zu albernen Grundtenor verleihen. Die unvergesslichen Wortkalauereien finden hier also nicht statt.

Carnimeo selbst zielt mit seinen Western stets auf locker-flockige Unterhaltung ab, weswegen hier auch nicht nach einem tieferen Sinn hinter dem Ganzen gesucht werden sollte. Weder wird man hier auf den zweiten Blick politische Statements, noch tiefgründige Charakterstudien finden. „Ein Halleluja für Camposanto“ ist simpel gestrickt, trennt zwischen Gut und Böse und beinhaltet zudem alle Zutaten, die der gute Italowestern von damals so brauchte.

Als die beiden McIntire-Brüder aus England heimkehren und auf der Farm ihres Vaters einkehren, müssen sie feststellen, dass sich einiges verändert hat. Der Vater ist ein halber Krüppel, er muss Schutzgeld an eine verbrecherische Bande zahlen und damit geht es ihn nicht anders als den anderen Bauern rings um das kleine Nest. Mit ihrem naiven Verlangen nach Gerechtigkeit beschließen sie, dass damit nun Schluss sein soll und nehmen den Kampf gegen die Schergen auf. Dumm nur, dass man nicht mit dem Schießeisen umgehen kann...

Der sich zu Beginn noch wie eine Komödie gebärende Spaßwestern (Omas mit beeindruckenden Schießtalenten) kriegt nach seiner Einführung recht schnell die Kurve und wird nach einer wüsten Barschlägerei der Marke Bud Spencer (Claudio Ruffini, ein Freund Bud Spencers und jahrelanger Wegbegleiter in dessen Filmen, ist hier übrigens auch in einer Nebenrolle zu sehen) schnell ernster. Die rastlosen Brüder, die ursprünglichen Hauptpersonen, geraten dabei schnell aus dem Mittelpunkt, denn mit Garko und Berger betreten endlich zwei Veteranen die Szenerie und siehe da, „Ein Halleluja für Camposanto“ steigert sich sofort enorm.

Beide sind alte Haudegen, die sich kennen, respektieren und deswegen nicht gegenseitig in die Aufträge hineinpfuschen, nun stecken sie hier aber in einem Interessenkonflikt, was beide recht locker als Wettkampf aufnehmen. Während Garko, mal wieder wortkarg, reichlich mysteriös und gefährlich, sich auf die Seite der Brüder schlägt, steht der Duke (Berger) im Dienste der tyrannischen Truppe. Bald kommt es zu den obligatorischen Reibereien mit im Kopf halbgaren Handlangern, denen man die Schießkünste präsentiert (Bart abschießen, Halfter abschießen, das übliche Zeugs eben). Erwähnenswert dabei immer wieder die ungewöhnliche Kameraarbeit (Genial: Die Einstellung der sich drehenden Kamera als Camposanto die Größe des Sargs prüft), die sich viel in der Egoperspektive bewegt oder neben den Läufen Richtung Gegner blickt.

Zur Filmmitte bewegt sich „Ein Halleluja für Camposanto“ etwas ziellos zwischen den Figuren hin und her. Zwei als Handlanger mitwirkende leicht debile Mexikaner nerven dabei ein wenig. William Berger und Gianni Garko stemmen sich den beiden mit ihrer routinemäßigen Professionalität, trockenem Humor und jeder Menge Spiellaune aber locker entgegen, weswegen das nicht ganz so sehr ins Gewicht fällt. Es macht schlicht und einfach Spaß diese beiden dominanten Persönlichkeiten bei ihren abgeklärten Auftritten zuzusehen.

Selbstverständlich kommt es final zur großen Schießerei beider Parteien. Die vorweg gehende Aufklärung der Hintermänner, die hinter dem tyrannischen Ausbeutertreiben stecken, überraschend zwar wenig, geben aber nochmal Anlass, gespannt auf den Ausgang zu warten. Neben eines gewitzten Schlussduell gibt es auch dann natürlich auch die gerechte Strafe und einen versöhnlichen Schluss.


Fazit:
Freunde des gepflegten Italowesterns können bei Giuliano Carnimeos spaßigen „Ein Halleluja für Camposanto“ bedenkenlos zugreifen. Von den enorm coolen Revolverhelden mit Superskills bis hin zur immer wieder enorm wichtigen Musik hat der Film alles zu bieten. Der Plot selbst ist sicherlich nicht der einfallsreichste, dafür entschädigen aber Humor, Inszenierung und last but not least die inzwischen von mir liebgewonnen Gianni Garko und William Berger.

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