Review

Gehorsam und sorgfältig kann auch „Sein Name war Pot – aber sie nannten ihn Halleluja“ zu den Akten gelegt werden und zwar auf Demofilo Fidanis („Bekreuzige dich, Fremder“, „Django und Sartana kommen“) viel zu hohem Stapel, der sich im Winter prima zum Feuermachen eignet.
Der Zelluloidvergewaltiger suchte den Italowestern hiernach kaum noch heim, was auch daran lag, dass das Genre verstarb und er sich von da an anderen „Fachgebieten“ zuwenden musste.

Umso erstaunlicher die Tatsache, dass man es hier mal mit einem etwas normaleren Western zu tun hat – jedenfalls für Fidanis Verhältnisse. Er schraubt zwar zur Filmmitte, so scheint es jedenfalls, noch ein zweites Drehbuch ohne Substanz und doppelten Boden dran, weil das erste wohl nur auf einem Butterbrot-Papier stand und er trotz aller Bemühungen so viele Szenen wie möglich schier endlos fortzusetzen (Der Endlosritt nach dem Banküberfall ist ein prima Beispiel) nicht in der Lage war die Handlung (Ich nenne das mal so...) auf Mindestlaufzeit zu zerren.

Mal bitterernst und dann wieder infantil lustig kommt sein voller Stimmungsschwankungen steckender Genrebeitrag daher und bittet den Zuschauer einmal mehr durch ein Meer der meist negativen Gefühle, in dem wir vor allem um Thomas Danneberg trauern, weil er tatsächlich seine prägnante Stimme für Pot hergab. Der ist im übrigen ein blasses Terence Hill – Imitat mit den selben zerrissenen Lumpen am Leib, aber ohne das Charisma, dessen Leichtfüßigkeit und vor allem ohne die guten Sprüche von Rainer Brandt. Da helfen auch die schier endlosen, aber sterbenslangweilig inszenierten Saloonprügeleien bis zum Exzess überhaupt nicht.

Pot zieht jedenfalls mit Bruder Ray, gespielt von Fidani-Inventar Gordon Mitchell, durch die Gegend überfällt Banken, lässt sich auch mal schnappen, ist allerdings ein ansonsten dufter Typ, der sich auch mal mit Gangsterkollegen einlässt, wenn die Kasse denn hinterher stimmt.
Bis zur Filmmitte ungefähr dreht sich dann auch alles nur um den einen Coup, zu dem auch noch ein Sprengstoffexperte, der eigentlich ein alter, seine Löcher einfach mit Dynamit sprengender Totengräber ist, hinzugezogen wird und eine sehr teure Ablenkung für den nötigen Vorsprung sorgt.
In der zweiten Hälfte des Films hingegen übt Pot später Rache und geht zum Schluss feuchtfröhlich als Nackedei in einem Tümpel baden, was dann wieder hinten und vorn nicht zusammenpasst, aber das ist man von Fidani ja nicht anders gewohnt.

Immerhin inszeniert er hier ansonsten ziemlich wie aus einem Guss. Ja, das macht „Sein Name war Pot – aber sie nannten ihn Halleluja“ beileibe nicht gut, aber man kann ihm auch in den ersten Minuten noch folgen, bis der Regisseur scheinbar wieder anfängt immer gleich ein paar Seiten des Drehbuchs zu überspringen, um die eine, die er nach dem Zufallsprinzip wohl auszusuchen scheint, nach allen Regeln der Kunst ausweiden, bis alles aus den Fugen gerät.

Im Rahmen des Erträglichen bleibt es, so fair will ich sein, dennoch. Auch weil Fidani nicht auf Gedeih und Verderb einige seiner völlig deplazierten Ideen auffährt, sondern nur mit einigen Goofs stört, gehört „Sein Name war Pot – aber sie nannten ihn Halleluja“ nicht ganz zu seinen Bodensätzen.
Dennoch nötigt Fidanis Inkompetenz in Bezug auf Nachvollziehbarkeit, Glaubwürdigkeit und Dramaturgie, seinem Publikum wieder einige Nervenstränge ab. Die Smalltalk-Dialoge, durch die man übrigens interessanterweise mal erfährt, wie genial Quentin Tarantino, aus quasi dem selben Ausgangsmaterial, sich die kultigsten Konversationen basteln kann (Quasi ein Negativbeispiel!), sind nun wirklich so sinnentleert und oft fehl am Platze, als hätte Fidani seine Schauspieler einfach drauflos labern lassen (Erzählt mal irgendwas...).
Übersteht man den ganzen Unfug mit Hängen und Würgen hält Fidani als Überraschung wenigstens kurz vor Ladenschluss noch einen Shootout ab, dessen Zusammenstellung zwar wieder reichlich willkürlich scheint, als Actionhappen für zwischendurch aber dankbar eingeworfen wird.


Fazit:
Mal wieder ganz großes Tischtennis von Meister Fidani, der mustergültig auch diesen Italowestern verhunzt und maßgeblich mit zum schlechten Ruf des Genres beitrug. Als ernstzunehmender Kritiker würde ich auch nur mit dem Kopf schütteln, als Fan nehme ich es als eine schlechte Erfahrung mehr hin. Man weiß ja eigentlich bereits, was einen erwartet. Auch deswegen nichts Neues von der Front Fidanis.

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