„Daredevil“ ist eine coole Comicverfilmung aus dem Hause Marvel, die „X-Men“ zwar unterliegt, aber besser ist als „Spider-Man“.
Als titelgebender Daredevil (Ben Affleck) durch ein Kirchendach kracht, muss er sich an seine bisherige Lebengeschicht erinnern. An sich heißt er Matt Murdock und war ein ganz normaler Junge, der allerdings in der Schule herumgeschubst wurde. Als er jedoch radioaktive Chemikalien in die Augen bekam, wurde er zwar blind, aber seine restlichen Sinne funktionieren nun wie ein Radar. Sein Vater wurde nach einem Boxkampf von einem Gangster ermordet und dies ist auch der Grund, warum Matt Anwalt wurde. Die Entstehungsgeschichte des Superhelden erinnert zwar an ähnliche Comics, doch sie wurde recht temporeich und weniger langatmig als z.B. „Spider-Man“ auf die Leinwand gebracht.
Doch nicht nur tagsüber als Anwalt frönt Matt seinem Gerechtigkeitssinn, sondern nachts geht es als Daredevil maskiert auf die Jagd nach denen, die freigesprochen wurden. So bekommt man bei der Jagd auf einen Vergewaltiger auch eine Actionszene vom feinsten geboten, in der Daredevil fast eine komplette Bar vermöbelt, ehe er den Schuldigen kriegt.
Matt verliebt sich in die hübsche Elektra King (Jennifer Garner), deren Vater für den Gangsterboss Kingpin (Michael Clarke Duncan) arbeitet. Als er aussteigen will, lässt er ihn von dem Auftragskiller Bulls Eye (Collin Farrell) ermorden. Daredevil will helfen, versagt aber und wird zu allem Überfluss von Elektra auch noch für den Mörder ihres Vaters gehalten. Während Daredevil gegen die Fieslinge ins Feld ziehen will, schwört auch Elektra ihm blutige Rache...
„Daredevil“ dürfte die Fans etwas düsterer Comicadaptionen ansprechen, auch wenn er storymäßig etwas schwach auf der Brust ist. Denn leider ist der Film mit seinen etwas mehr als 90 Minuten viel zu kurz und man könnte diverse Aspekte (vor allem im Bezug auf Matts Alltag ohne Maske) viel ausgiebiger behandeln. Zudem wirken diverse Punkte allzu gehetzt, z.B. wird die Feindschaft Elektras viel zu kurz abgehandelt und der Showdown kommt auch recht plötzlich. Ansonsten sind Spannungskurve und Erzählstil wirklich OK und können überzeugen; nur am Ende hat man halt dieses „Wie? Das war’s schon?“-Gefühl.
Die Atmosphäre und die Inszenierung sind auch wirklich klasse: Alles ist herrlich düster und wirkt trotzdem wie großes Kino, ähnlich wie z.B. „Blade“ oder „Batman“. Auch der Spagat zwischen Schurken vermöbeln und etwas realistischeren Sorgen des Helden klappt ganz gut, auch wenn man im Bezug auf Murdocks Privatleben wie gesagt noch mehr aus dem Film rausholen könnte.
Die Action geht in Ordnung, nur es könnte mehr sein und der Showdown ist enttäuschend unspektakulär. Denn gerade die erste Actionszene ist die beste. Hätte man mehr Kloppereien im Stile dieses Barfights hineingebracht; ich wäre begeistert gewesen. Denn hier wirbelt und kämpft der Daredvil, dass eine wahre Freude ist, auch wenn der Schnitt teilweise arg hektisch ist. Die späteren Actionszenen sind zwar immer noch gut choreographiert und inszeniert, können aber weniger mitreißen. Außerdem haben sie kleine Schwächen; z.B. fliegt Daredevil unrealistisch waagerecht durch die Luft, als ein Gegner ihn im Endkampf gegen eine Wand wirft. Der Härtegrad ist für PG 13 erstaunlich hoch und auch die deutsche Kinofassung ist nur leicht cut.
Ben Affleck bietet hier schauspielerisch nur Popcorn-Niveau, kann aber als Daredevil doch recht gut überzeugen; ebenso wie Jennifer Garner und Collin Farrell in ihren Rollen. Das wahre Highlight ist in meinen Augen Michael Clarke Duncan, dem man den bulligen Gangsterboss 1A abnimmt (auch wenn der Kingpin im Comic weiß ist). Schade, dass seine Rolle recht klein ist. Die Nebendarsteller agieren ebenfalls ganz gut.
Gute Comicverfilmung mit kleineren Schwächen, aber als Blockbuster für einen unterhaltsamen Kinoabend dennoch zu empfehlen.