Wie Wein, der mit dem Alter immer besser wird…01.05.2020
Wenn es abends mal etwas ruhiger sein darf, wenn man Actionorgien ausweichen will, aber deshalb nicht zur Liebeskomödie oder zum Drama greifen möchte, dann ist Clint Eastwood eine Bank. Hier hat er sowohl selbst produziert, Regiegeführt und die Hauptrolle übernommen, der Mann ist unermüdlich und mit seinen mittlerweile ( Stand Mai 2020 ) 89 Jahren auf dem Buckel ein Beispiel dafür, daß man auch in hohem Alter noch einiges vollbringen kann, wenngleich er es hier im Film mit der einen oder anderen Prostituierten wohl übertreibt. Egal, man darf auch ein bißchen Spaß bei der Arbeit haben. Und Eastwood hat immer noch diesen Blick, diese zusammengekniffenen Augen, die ihn seinerzeit unter Sergio Leone zur Ikone haben werden lassen. In einigen Momenten des Films sind sie präsent wie damals, diese schmalen Augen.
Hier spielt Eastwood einen über 80 Jahre alten Mann, der hoch verschuldet ist, sein Haus verloren hat und nun Auto fährt. So sieht er es nämlich: Fracht aufnehmen, nicht nachgucken, was in den Taschen drin ist, Fracht ans Ziel bringen, dabei immer schön innerhalb der Geschwindigkeitsregeln bleiben und sich ansonsten um nichts kümmern. Auto fahren eben…dumm nur, daß die Auftraggeber dem mexikanischen Drogenkartell angehören, dümmer noch, daß das FBI ein Auge auf das Kartell geworfen hat. Und so kommt es, so wie es halt kommen muß: irgendwann ist die Chose vorbei. Schön, daß der Fahrer sich bis dahin noch mit seiner Familie ausgesöhnt hat und so einigen Leuten noch Gutes tun konnte, denn nun geht es auf ins Gefängnis.
Es ist ein seltsamer Film, denn an sich gucken wir nur Clint bei der Arbeit zu. Es macht einfach Spaß, eine der letzten Ikonen Hollywoods bei der Ausübung des Berufs zu begleiten, man kann den Mann beim Grummeln und Autofahren sehen, ihn dabei beobachten, wie er während der Fahrt alte Jazzmusik mitsingt und politisch unkorrekte Dialoge führt, in denen das Wort „Neger“ vorkommt. Der Film ist nicht spannend, er hat keine Actionszenen, die Ermittler ermitteln ohne großes Aufheben, der Film läuft ganz geruhsam vor sich hin – und ist dabei zu keiner Sekunde langweilig. Andy Garcia darf mittun, ist dick geworden, während Clint nach wie vor hager und immer noch recht durchtrainiert ist. Bin gespannt, wie viele Filme er noch machen wird, dieser hier ist ein sehr ordentliches Spätwerk, 8/10.