Die Spezies "Rucksacktourist" ist auf der Suche nach einem Abenteuer. Unter ihnen auch der junge Amerikaner Richard, der in einem heruntergekommenen Hotel in Thailand eine Karte bekommt, die zu einem verborgenen und geheimnisvollen Strand führt. Ob dieser wirklich existiert und der durchgeknallte Engländer, von dem er die Karte erhalten hat, ihm nicht nur einen Bären aufbinden wollte, weiß Richard nicht. Jedenfalls paradiesisch soll der von der Zivilisation abgeschottete Ort sein - Grund genug sich zusammen mit zwei Franzosen auf den Weg zu machen.
Einen doch sehr dünnen Eindruck hinterlässt die Story hier zu Anfang. Da erzählt einfach einmal so ein dahergekommener, kiffender Engländer mit Depressionen von einer Insel mit einem wundervollen Strand und zieht anschließend noch mit Richard einen durch, ist aber anscheinend vertrauenswürdig genug, sodass Richard sich tatsächlich, nachdem er die Karte bekommen hat, auf die Suche nach dem Strand macht. Etwas schwammig ist die ganze Angelegenheit in meinen Augen schon, aber wie dem auch sei; die drei Rucksacktouristen finden den geheimnisvollen Strand samt der dort von der Zivilisation Abstand genommenen Gemeinde, nachdem sie in einem Hanffeld festgestellt haben, dass die Insel von netten Herren mit Maschinenpistolen auch zum Marihuanaanbau genutzt wird. Die drei gliedern sich in die Gemeinschaft ein und erfahren mitunter auch, dass sie vor den Hanfbauern nichts zu befürchten hätten, solange keine weiteren Touristen auf die Insel kommen sollten - hier liegt allerdings noch ein Problem, denn Richard gab auf der Suche nach dem Strand Touristen eine Kopie der Karte.
Fortan beschreibt der Film das Leben mit seinen kleinen Problemen in der Inselgemeinschaft. Aber nichtsdestotrotz bleibt die Insel mit ihrem versteckten Strand ein Paradies für Richard und den anderen Touristen und wird in verträumten Landschafts-, aber auch Unterwasseraufnahmen präsentiert. Die Zeit scheint für die Gemeinschaft keine Rolle zu spielen, an der Oberfläche herrscht eine Idylle, die mit den erwähnten Bildern, aber auch ruhig, romantisch-verträumten Klängen von bekannten Interpreten geschaffen wird. Das Leben auf der Insel lässt ein ganz neues Gefühl der Freiheit bei den Bewohnern aufleben, dass mitunter sicherlich auch durch das Gras verursacht wird, das täglich geraucht wird. Mit dem scheinbar glücklichen Leben im Paradies deutet "The Beach" Gesellschafts- und vor allem Zivilisationskritik an, bleibt dabei aber nur bei der Andeutung, denn die auf der Insel lebende Gemeinschaft entflieht prinzipiell nur der Realität.
Zweifel an der These von dem bestmöglichen Leben überhaupt, dass auf einer himmlischen Insel verwirklicht wird, zeigt der Film dann aber zunächst mit einer Haiattacke und den unter anderem daraus resultierenden Konfrontationen innerhalb der Gemeinde. Richards altes Problem, die kopierte Karte, führt auch dazu, dass er sich abkoppelt und bald in surreale Welten eintaucht, von denen sich teilweise auch die Bilder infizieren lassen. Letztendlich kommt es, wie es kommen musste und die Gemeinschaft, das Paradies, die Idylle zerbricht an den Charaktereigenschaften des Menschen. Alles hat sich ausgeträumt und so bleibt der Aufenthalt auf der Insel nur ein Abenteuer und es lässt sich mehr und mehr erkennen, dass ein Paradies auf Erden nicht wirklich existiert, solange der Mensch es bewohnt.
Leonardo DiCaprios Richard ist die tragende Figur des Filmes, welche die Sonnen- und Schattenseiten der ganzen Geschichte für den Zuschauer deutlich macht, denn die Ideen, Thesen und Botschaften, die "The Beach" zu bieten hat, sind wahrlich nicht alle auf den ersten Blick zu erkennen, wenn es denn gar überhaupt möglich ist, hinter jeden einzelnen Gedanken zu kommen. DiCaprio bleibt überraschend sympathisch und versucht einigermaßen durchtrainiert auszusehen, wofür er meines Wissens nach auch einiges getan hat. Mit "The Beach" hat er auf jeden Fall einiges gegen sein milchiges Image getan, denn der Streifen schafft es sich vom Hollywood-Mainstream zu entfernen und eine tiefsinnigere Richtung mit Inkaufnahme mangelnder Action einzuschlagen. (Noch 7/10 Punkten)