iHaveCNit: Vice – Der zweite Mann (2019)
21.02.2019
Manchmal kommt für mich einiges zusammen und trifft sich an einem Punkt, an dem für mich alles stimmt. Wie nun bei „Vice“ ! Ich mag die darstellerische Arbeit und den Einsatz eines Christian Bale sehr und darüberhinaus gefällt mir auch die Arbeit einer Amy Adams und die eines Sam Rockwell. Als ich einmal gelesen und gesehen habe, dass Bale wieder eine unfassbare Transformation für eine Rolle hinlegen muss damit er den ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney verkörpern kann, war es für mich als Fan der Arbeit Bales klar, dass ich mir den Film ansehen muss. Dann kam irgendwann der erste Trailer und weitere Informationen, dass der Regisseur der überaus bissigen Finanzwirtschaftssatire „The Big Short“, Adam McKay das Drehbuch geschrieben und die Regie übernommen hat, war mir klar, dass wir hier nicht einfach nur ein trockenes Stück Politgeschichte und Biopic bekommen werden. Und für jemanden, der sich für die Golden Globes und die Oscars interessiert wie mich sprechen natürlich bereits erfolgte Auszeichnungen und Nominierungen ihre eigene Sprache. Also habe ich meinen Pflichttermin im Kino wahrgenommen und wurde regelrecht umgehauen.
Wir befinden ins in Wyoming im Jahre 1963. Dick Cheney ist 22 und verbaut sich mit seinem undiszipliniertem Verhalten sein Studium in Yale und fast seinen Job als „Line-Men“ und die Beziehung zu Lynne, die ihn vor ein Ultimatum stellt. Entweder er macht sein Leben weiter wie bis jetzt und er verliert Lynne, oder er macht was aus seinem Leben. Der sich daraus ergebende Ehrgeiz macht Dick Cheney erst zum Mitarbeiter im Team von Donald Rumsfeld bis er sich als Vize-Präsident der vereinigten Staaten zu einem der wohl prägendsten politischen Gestalten der aktuellen amerikanischen Politikgeschichte wurde.
Es passiert schon selten, dass eine Politsatire so sehr meinen Nerv trifft wie es „Vice“ getan hat. Der Stil von McKay mit assoziativen Schnitten, Montagen, dem Durchbrechen der 4. Wand zu spielen und seinen Film sogar ein wenig wie ein dokumentarisches Werk aufzuziehen wird hier ebenfalls wieder auf die Spitze getrieben. Gerade in seinem Ton ist der Film ein sehr herausfordernder, weil wir uns während dem Film auch mit der eigenen politischen Meinung konfrontiert sehen und wie wir diese auf die Ereignisse und das Gesagte im Film projizieren und reflektieren.Gerade wenn es im Film stark zur Sache geht und wir egal ob durch Bilder oder extrem scharf und stark geschriebene Dialoge dann war es bei mir zumindest so, dass der Film einen regelrechten Sog und eine unfassbare Spannung entwickelt hat. Er ist in seiner Inszenierung sehr faszinierend anziehend und abstoßend zugleich. Auch wenn der gute Dick Cheney ein sehr verschlossener und geheimniskrämerischer Strippenzieher im Hintergrund war, so hat der Film sich eine „Schexxx“ Mühe gegeben, das ganze so gut wie möglich darzustellen. Aber McKay lässt es sich nicht nehmen, an mancher Stelle richtig üble falsche Fährten zu legen und sogar in dem einen oder anderen Moment beim Dick Cheney sogar etwas Menschlichkeit durchsickern zu lassen und diese Menschlichkeit im nächsten Moment wieder vollkommen zu zerstören. Auch der Einblick in die Veränderungen der politischen Machtverhältnisse im Hintergrund ist faszinierend aber inwieweit Cheney wie im Film angedeutet der hauptsächliche Puppenspieler und Fädenzieher im Hintergrund gravierender Entscheidungen war, da macht es sich der Film an mancher Stelle dann doch zu einfach und plakativ. Aber auch das passt vollkommen in den Film rein, denn einiges ist natürlich selbstverständlich stark überzeichnet. Der wohl größte und über jeden Zweifel erhabene Pluspunkt des Films ist der tolle und starke Cast. Wie Bale hier wieder eine Transformation hinlegt und nahezu vollkommen mit seiner Rolle verschmilzt ist wirklich preiswürdig. Ähnlich geht es mir da mit Amy Adams und auch Sam Rockwell, Steve Carrell und viele andere machen den Film zu einem extrem sehenswerten Film, der für mich zum aktuellen Zeitpunkt der Beste in diesem Jahr ist.
„Vice – Der zweite Mann“ - My First Look – 10/10 Punkte