Die introvertierte Teenagerin Maria steht kurz vor ihrem 18ten Geburtstag, sieht sich im Schul-Alltag den Hänseleien ihrer Mitschüler ausgesetzt, und leidet daheim unter der zunehmend maroden Ehe ihrer Eltern. Plötzlich findet sie heraus, dass sie offenbar eine Zwillingsschwester hatte, die bei ihrer Geburt gestorben war und deren Existenz ihr bislang verschwiegen wurde... mehr noch, die besagte Schwester "lebt" offenbar in Marias Spiegelbild, macht 'nen resoluten Eindruck und ist von der derzeitigen Situation nicht besonders angetan. Nach einer Blamage auf einem Tanzball "tauscht" Maria mit ihrem Zwilling die Plätze, der sofort sämtliche Problemherde auf die harte Tour angeht... Ob der wieder mal aufgetischten Mär vom gebeutelten Teenie-Außenseiter hört man zwar zuerst schon "Carrie" trapsen, doch führt einen "Look Away" als Mischmasch aus Horrorfilm und Jugend- bzw. Psycho-Drama damit storytechnisch nicht ungeschickt auf eine falsche Fährte, denn der Streifen schielt in der Auswahl seiner Themen, die mal mehr (eben die Psycho-Macke der Protagonistin) und mal weniger (die zwischen den Zeilen abgehandelte Deformation auf psychischer, physischer und zwischenmenschlicher Ebene) stark in den Vordergrund gerückt werden, eher in Richtung eines David Cronenberg und insbesondere natürlich seines "Die Unzertrennlichen", was einen schon überrascht, gerade wenn man eigentlich nur irgendeinen Genre-Schlonz erwartet. "Look Away" siedelt sich allerdings nicht nur inhaltlich, sondern auch formal ein paar Etagen über dem üblichen Ausschuss an, wobei die zwischen typisch kanadischer, fast monochromer Unterkühltheit auf der einen und beinahe schon auffällig Bava-esken Farb-Schemata und Ausleuchtungs-Spielereien auf der anderen Seite changierende Optik die Zerrissenheit der Hauptfigur gut visualisiert. Trotz weitestgehend fehlender Blut-Effekte und dem vorherrschenden Teenager-Ambiente sollte man dem Streifen also nicht auf den Leim gehen, "Look Away" ist psychologisch härterer Stoff als gedacht und tatsächlich schon mehr Cronenberg, als es Cronenberg selbst in den mindestens letzten zwanzig Jahren gewesen ist. Sicherlich sehenswert. Einen ganz erheblichen Makel hat er allerdings, für den er im Grunde nix kann: Hauptdarstellerin India Eisley zeigt anders als Sissy Spacek keinen Mut zur Hässlichkeit und ist per se auch keine Backfisch-Type à la Carrie White, sondern 'ne scheiss Schönheitskönigin, die ihr gutes Aussehen eindeutig von ihrer Mom Olivia Hussey geerbt hat. Der nimmt man keine Sekunde lang ab, dass DIE in der Schule gemobbt wird...
8/10