Vermeintlicher Nachschub im darbenden, seit Jahren schon niedergeschriebenen Actiongenre, Abteilung DtV und VoD, dass mit Stallone höchstpersönlich hier Verstärkung der prominenten Art und dies natürlich seitens der (gerne belächelten und nicht besonders angesehenen) Produktionsfirma EFO erhält. Anders als bei deren auch sonst bevorzugt anwesende Darsteller wie vor allem Willis in seinen kleinpreisigen und eintägigen Abenteuern oder wie auch beim Cage, dessen Einsätze in (immerhin fantasievollen) Low Budget Werken mittlerweile schon Usus ist und keine Aufregung seitens der Konsumenten mehr erhält, scheinen die beiden letzten Ausflüge von Stallone in die unteren Gefilde der Unterhaltungsbranche mehr Fragezeichen bezüglich der Motive dahinter und mehr hochgezogene Augenbrauen ausgelöst haben. Schon der vorherige Escape Plan 2: Hades (und dessen seit längeren in Arbeit befindliche Fortsetzung Escape Plan 3: The Devil's Station) war nicht direkt für den Kinoeinsatz, vor allem nicht im Produktionsland der USA gesetzt, und gerade Backtrace machte auch vom Marketing her nicht mal den Anschein einer Bemühung diesbezüglich, war man von Beginn an im Grau-in-Grau der Bilder und im spröden Kleinklein im Aufwand gefangen und sichtlich von vornherein auf das Abspielen auf Heimmedien reduziert:
Sieben Jahre nach einem aufsehenerregenden Bankraub in Savannah, Georgia, und einem kurz darauf folgenden blutigen Schusswechsel innerhalb der Gangstergruppierungen gibt es mit Macdonald [ Matthew Modine ] nur einen einzigen Überlebenden; der sich damals getroffen von einer Kugel am Kopf an nichts mehr erinnern kann und selbst das gesamte Leben neu lernen musste. Derzeit weiterhin einsitzend in einem psychiatrischen Gefängnis wird er dort von einem vermeintlichen weiteren Insassen Lucas [ Ryan Guzman ], der scheinbaren Krankenschwester Erin [ Meadow Williams ] und dem weiteren nur scheinbaren Gefängniswärter Farren [ Tyler Jon Olson ] befreit, und anschließend in Einwilligung von dem auch die Wahrheit (und die verschwundenen 15 Mio. USD aus dem Überfall) suchenden Macdonald mit einer neu entwickelten Lösung zur Gedächtnissteigerung und -anregung direkt in den Spinalnerven injiziert. Folgend mit starken Kopfschmerzen als Nebenwirkung und anfänglich bloß Erinnerungsfetzen geplagt, tasten sich die Vier nach und nach an die Beute heran. Gejagt werden sie dabei nicht nur von den Polizisten Sykes [ Sylvester Stallone ] und dem extra angereisten Franks [ Christopher McDonald ], sondern auch von einer Reihe korrupter Kollegen.
Der Beweggrund für Stallone wird natürlich das schnelle Geld für mehr oder eher weniger Arbeit als üblich gewesen sein; wobei im getreuen Kundenstamm angesichts der beiden gelobten Auftritte in der Reaktivierung von Creed sowie dem derzeit gedrehten Rambo 5 wohl vergessen wurde, dass ein sich Suhlen des (sicherlich weiterhin) namhaften und global Bekannten in Sachen Schnellschuss jetzt nicht unbedingt die neueste Neuigkeit und phasenweise schon seit dem Millennium gegeben ist. Immerhin ist das Timing der hiesigen Allerwelts-Produktion recht gut, der Mann selber derzeit durchaus wieder angesehen und wieder im Gespräch, was den Wirkungs- und den Breitengrad auch hierfür indirekt verbessert und so nicht bloß eine Neuerscheinung unter vielen anderen ähnlich sparsamen Distributionen, sondern tatsächlich etwas (theoretisch) besonderes ist. Der erste Film, wo sich der Held den bleihaltigen Showdown größtenteils per Telefon anhört; immerhin.
Eine wilde Schießerei im Unterholz eröffnet den im Februar 2018 innerhalb von bloß 14 Tagen gedrehten Film, am Ende einer Sackgasse Nähe Hutchinson Island, in dem zwei Parteien gleichzeitig feststellen, dass das bisherige Geschehen nicht mit dem vereinbart ist mit dem, was eigentlich gedacht war, und die letzten Stunden nicht nach dem ehemaligen Plan erfolgt sind. Also werden die Waffen gezogen und das Gestrüpp abgeholzt, die Kugeln in einige der wenigen Anwesenden und dann noch zahlreich in die kargen Wälder entleert. Sogar der eigentliche Hauptdarsteller und dies mit dem auch bekannten Modine besetzt wird vorgestellt und dessen Geschichte und Geschicke erzählt; Modine ist nur keiner, der früher schon einen Film rein selbständig getragen hat und was vermehrt für heute umso deutlicher gilt. [Ursprünglich, noch im Jahre 2014 war für dessen Rolle Bruce Willis selber und für den Sykes Tim Robbins kurzzeitig im Gespräch; was jetzt im Nachhinein aber keinen Unterschied macht und was auch für den ehedem angedachten Harald Zwart als Regisseur gilt.]
Zwischendurch macht auch noch Christopher McDonald etwas Schaulaufen, was dem ganzen seltsamen Prozedere hier mit seinem Pseudo-Wissenschaftstouch und dem Geklüngel mit dem Geiste à la (dem wesentlich teureren) Criminal ("In a last-ditch effort to stop a diabolical plot, a dead CIA operative's memories, secrets, and skills are implanted into a death-row inmate in hopes that he will complete the operative's mission.") und dem hochoffiziellen, aber auch seine Fans habenden Snipes-Stinker Unstoppable ("Dean has PTSD after a wet-job gone bad in Bosnia. Waiting for his police girlfriend at a diner, some bad guys inject him with a hallucinogen. It sends him back to traumatic experiences in Bosnia and he reacts violently.") immerhin noch etwas Würde, nicht gleich Würze beigibt, und den Zuschauer mitsamt seinem Beikonsum des reichlich trockenen Bebildere hier etwas am Leben erhält. Kurz ist der Film auch noch, zum Glück, denn so richtig was zu sehen hier außer bescheidenen Innenaufnahmen (das Polizeirevier, ein verlassenes Haus und eine ebenso stillgelegte Zementfabrik für die zweite Filmhälfte) oder gar Schauwerte gibt es hier nicht zu entdecken und ist man selbst für die Verhältnisse des Regisseurs Brian A. Miller – der neben Namensvetter Stephen C. Miller zur auserwählten EFO Stammmannschaft gehört und quasi gemeinsam deren inszenatorische Sperrspitze und demnächst erneut mit Willis auch den ähnlich klingenden MoviePass Film 10 Minutes Gone um einen Bankräuber mit Amnesie vorstellt ("A crime thriller that centers on a man whose memory has been lost due to a bank heist gone wrong. The character will need to piece together the missing 10 minutes from his memory in order to determine who sabotaged him.") – ein rudimentäres Geschehen mit Rückzug im Wissen und Wollen des Spektakulären. Demnach eher Crimedrama oder Unterschichten-Thriller mit einigen kleineren Versatzstücken des Actiongenres, bröselig wie Knäckebrot, als Georgia Film Fund Abschreibungsprojekt und besserer Fernsehfilm nicht gänzlich uninteressant und auch nicht per se langweilig, aber schon am unteren Ende der Werteskala, mit einem kleinen Haufen Halunken beim Katz-und-Mausspiel in verarmter Kulisse angelegt.