20 Jahre sind vergangen, seit Laurie Strode von ihrem psychopathischen Bruder, dem Serienkiller Michael Myers, verfolgt und beinahe getötet wurde. Inzwischen lebt Laurie jedoch unter neuem Namen in Kalifornien und arbeitet dort als Rektorin an einem Elite-Internat. Doch weder dies, noch ihr 17 jähriger Sohn John können ihre grauenvollen Erinnerungen an Michael verdrängen, die Laurie noch immer plagen. Besonders an Halloween kehrt das Vergangene in Form von Albträumen Jahr für Jahr zurück und auch dieses Mal beschleicht Laurie eine grauenhafte Vorahnung. Diese soll sich dann auch bestätigen, denn als John und drei seiner Freunde am selben Abend in dem menschenleeren Internat eine Halloweenparty feiern, taucht kein anderer als Michael auf, um sein blutiges Werk endgültig zu vollenden. Nun begreift Laurie, dass sie sich ihrem Dämon stellen muss, um dem Albtraum ein für alle Mal ein Ende zu bereiten...
Die Popularität einer Filmreihe steht leider nicht immer im korrekten Verhältnis zur Qualität aller daraus resultierter Filme. Auch große Horror-Franchises sind vor diesem Problem nicht gefeit, sie alle haben über die Jahre das eine oder andere miese Sequel hinnehmen müssen. Im Falle von Halloween sind sich des Weiteren fast alle Fans einig, dass bislang keine der insgesamt 7 Fortsetzungen die Atmosphäre des Originals wieder aufleben lassen konnte und dass die Verantwortlichen irgendwann an einem Punkt angelangt waren, an dem es wohl besser gewesen wäre, Michael Myers für immer ruhen zu lassen. Doch dann kam im Jahre 1998 der Regisseur Steve Miner ins Spiel, dem es doch tatsächlich gelang, eine Fortsetzung auf die Beine zu stellen, die neben dem Original von John Carpenter und dem überragenden Remake von Rob Zombie ganz klar als der beste Beitrag zu der Filmreihe um den unheimlichen Schlitzer Michael Myers gewertet werden darf.
Miner, der in den 80ern bereits zwei Teile zur Freitag der 13. Reihe beisteuerte, war sich offensichtlich seinen Fähigkeiten bewusst, aus Halloween noch einmal das Beste herauszuholen und inszenierte Halloween H20, der kurzerhand alle vier Sequels ignoriert, die nach dem zweiten Teil folgten. Aus der Sichtweise dieses Films handelt es sich also um den im Grunde genommen dritten Teil der Reihe, der sich in erster Linie auf die Fortführung der Geschichte um Laurie Strode konzentriert. Die Scream-Queen kehrte dafür noch einmal zu der Rolle zurück, die ihr 20 Jahre zuvor zum Durchbruch verhalf und so schließt sich der Kreis in Halloween H20 endgültig. Im Vordergrund steht dabei Laurie's noch immer nicht bewältigtes Trauma und ihre Angst, Michael könne sie nach all den Jahren irgendwann wieder aufspüren. Ihre Ängste entfremden sie jedoch immer weiter von ihrem Sohn John, doch natürlich sollen sich ihre Befüchtungen am Ende doch bewahrheiten. 20 Jahre nach ihrer letzten Begegnung mit Michael hat Laurie nun nur noch die Wahl, sich ihm endlich zu stellen.
Doch nicht nur die Story wird sowohl Fans der Reihe, als auch Neueinsteiger gleichermaßen überzeugen, auch die Inszenierung von Halloween H20 ist über jeden Zweifel erhaben. Mit genau dem richtigen Gespür für Visualisierung, Dramaturgie und dem unvergleichlichen Score von John Carpenter weiß dieser Film von der Pre-Title-Sequence, bis hin zum packenden Finale zu gefallen. Leuchtende Kürbisfratzen, von Laub bedeckte Straßen und der außerordentlich gut passende Song "Mr. Sandman" von The Chordettes, all das lässt bereits zu Beginn des Films eine solch dichte Halloween-Stimmung entstehen, dass man sich als Fan der Reihe, insbesondere der ersten beiden Teile, endlich wieder zuhause fühlt und dem Film nach nur wenigen Momenten bereits positiv gewogen ist. Ebenfalls früh erweist sich außerdem ein weiterer, dicker Pluspunkt von Halloween H20 und zwar die Fähigkeit des Regisseurs, mit einfachen Mitteln sehr unheimliche und spannende Szenen zu kreieren. Waren die Vorgänger zum Teil nur noch stumpfe Slasher ohne eine nennenswerte Spannung, so wird man dem Geschehen hier über weite Strecken sehr gebannt folgen. Vor allem die abwechslungsreichen Verfolgungsjagden durch das dunkle und riesige Internat sind dabei ein Garant für äußerst beklemmende und schweißtreibende Szenen.
Letztendlich sind es nur Details, die das Vergnügen an diesem Film unwesentlich trüben. Als Beispiel sei hier der Charakter des Hausmeisters genannt, der von dem Rapper LL Cool J verkörpert wird und wohl eine etwas humorvolle Abwechslung in das Geschehen bringen soll. Doch Halloween H20 bietet insgesamt wenig Anlass, ihn aufgrund solcher Nebensächlichkeiten abzuwerten, denn das Gesamtbild stimmt hier absolut. Endlich hat das Publikum wieder das Gefühl, den Michael Myers aus den ersten Filmen zu sehen, einen eiskalten Psychopathen ohne den Hauch von menschlichen Zügen oder Gefühlen. Wie lächerlich dagegen der Erklärungsversuch des sechsten Teils wirkte, Michael als Marionette einer dubiosen Sekte darzustellen, wird einem hier noch einmal um so mehr bewusst. Somit war es sicher die beste Entscheidung, direkt an den zweiten Teil anzuknüpfen und die restlichen Sequels einfach zu ignorieren. Zwar reicht der Blutgehalt im siebten Teil nicht ganz an jene der Vorgänger heran, doch geht Michael hier natürlich noch immer sehr brutal zu Werke und so kann man sich auch daran kaum stören. Schauspieltechnisch wartet Halloween H20 neben Jamie Lee Curtis, welche Laurie Strode sehr glaubhaft und verängstigt mimt, im Übrigen noch mit Josh Hartnett auf, der hier sein Filmdebut feierte.
Insgesamt ist Halloween H20 in so gut wie allen essentiellen Belangen eine überzeugende Fortsetzung und gleichzeitig ein krönender Abschluss der Halloween-Reihe. Spannend, düster und atmosphärisch bringt Steve Miner die Geschichte um Michael Myers und Laurie Strode hier auf einen finalen und vollends überzeugenden Höhepunkt, zu dem eigentlich nichts mehr hinzuzufügen gewesen wäre. Um so ärgerlich also, dass auch auf Halloween H20 noch ein Sequel folgen musste. Der vier Jahre später gedrehte Halloween Resurrection kommt mit völlig hanebüchenen Erklärungsversuchen für Michaels erneute Rückkehr daher und ruiniert das fantastische und würdige Ende von Halloween H20 im Nachhinein regelrecht. So sollte man es im besten Falle genau so halten wie der 7. Teil und alle Halloween-Filme außer den ersten beiden schlichtweg als nicht existent betrachten.
Halloween H20: 20 Years Later
USA 1998, 83 Min.
FSK: 16
Regie: Steve Miner
Darsteller: Jamie Lee Curtis, Josh Hartnett, Adam Arkin, Michelle Williams, LL Cool J, Jodi Lyn O'Keefe, Adam Hann-Byrd, Janet Leigh, Joseph Gordon-Levitt, Nancy Stephens, Branden Williams, Beau Billingslea