Nachdem man beim sechsten Halloween-Streich eindeutig zu tief in die Fantasy-Kiste gegriffen hatte und damit eine höhere Steigerung nicht mehr möglich war, hieß es bei Nr. 7 wieder "Back To The Roots". Da Donald Pleasence gestorben war, schied eine weitere Fortsetzung mit ihm im Vordergrund gleich aus, und als wollte sie ihm noch Tribut zollen, ließ sich Jamie Lee Curtis wieder für eine Rückher als Laurie Strode überreden. Weg vom eher fernsehtauglichen Format der Vorgänger und mit dem Ziel, wieder gute Kinounterhaltung zu bieten. Gott sei Dank, es hat sogar einigermaßen geklappt.
Der Plot ignoriert dabei nicht zwangsläufig (wie aber oft angenommen) die Fortsetzungen 4 (Rückher), 5 (Rache) und 6 (Fluch). Zwar wird grundsätzlich eher auf dem zweiten Teil aufgebaut, aber es wird nicht grundlegend gesagt, dass die Geschehnisse aus den Vorgängern nie passiert seien. Dr. Loomis ist tot, richtig... aber warum, das wird nicht gesagt (Als Fan weiß man aber, dass er offensichtlich im sechsten Teil umgekommen ist). In den damaligen Teilen war Laurie Strode auch für tot erklärt, ganz wie sie es auch hier erklärt. Wahrscheinlich will man wohl eher, dass H20 auf den alten Filmen anschließt, denn es ist ja nun nicht von der Hand zu weisen, dass allerspätenstens ab "Halloween 5" fast nur noch gequirlte Scheiße aus den Federn der Drehbuchautoren floß.
Wie dem auch sei, Laurie lebt nun unter falschen Namen weiter, ist Leiterin einer Universität und Mutter eines aufmüpfigen Teenies, der die ständigen Ich-will-doch-nur-das-beste-für-dich Aktionen seiner Mutter langsam gehörig satt hat. Zudem kämpft Laurie immer noch mit dem Trauma, dass ihr Bruder Michael Meyers bei ihr ausgelöst hat, was oft zu Alpträumen und Panikattacken führt. Und da ist ausgerechnet der Schulpsychologe ihr neuer Freund. Doch es stellt sich schließlich heraus, dass Lauries Angst durchaus berechtigt ist, denn Michael kehrt genau nach 20 Jahren wieder zurück, um ihr entgültig den Hahn abzudrehen. Doch diesmal ergibt sich Laurie nicht ihrer Angst und geht mit erhobenen Fäusten (oder eher einer erhobenen Axt) auf ihren Killer-Bruder los.
Das ist alles recht spannend in Szene gesagt, aber leider erst nach einer langwierigen Stunde. Am Anfang killt Michael zwar zwei Teenager und die Krankenschwester aus den ersten beiden Teilen, aber danach schaltet sich erstmal ein künstlerischer Leerlauf ein, der so gut wie nix neues zu bieten hat. Es wird überdeutlich klar gemacht, wie Laurie nach 20 Jahren tickt, die einzelnen Charaktere, die nachher nur ansehnliche Opfer darstellen, werden vorgestellt und hier und da taucht Michael mal hinter einer Wand auf. Man merkt schon, Meyers kommt im Vergleich zu den Vorgängern hier arg kurz. Das Feld wurde schlicht geräumt für Laurie, Söhnchen und schmuckes Beiwerk, bis der Haddonfield-Killer aufkreuzt und sie alle ritzen darf.
Ganz so schlimm wie in den Vorgängern wird dabei nicht mit Klischees jongliert. Wie selbstverständlich gibts aber wieder den dauergeilen Pumuckel, der nur poppen, poppen, poppen will und auch nicht davor scheut, das so zu sagen. Als Gag-Granate auch der farbige Sicherheitswärter, der nur für ein paar gute Sprüche gut ist, dessen Rolle aber ansonsten irgendwie nutzlos ist. Manche Schockszenen sind auch langsam abgekaut ("Oh nein, ich finde den richtigen Schlüssel nicht!") und am Anfang erklärt uns die Stimme von Dr. Loomis (die natürlich nicht direkt von Loomis gesprochen wird), das Michael das pure Böse ist, dass seine Augen abrgrundtief schwarz sind, das er keine Seele hat, blablabla... So oft wie Loomis das inzwischen erzählt hat, hat die Sache selbst ein Tauber kapiert.
Zumindest geht es nach dem anfänglich typischen Gähn-Szenen auch auf das Finale zu, was beinahe schon eilig wirkt. Innerhalb von zwanzig Minuten werden zwei Teenager gemeuchelt, Lauries Sohn und seine Freundin fliehen in einem Auto, Laurie persönlich will Michael jetzt mal die Leviten lesen, in der Schule kommt es zum Showdown, Michael "stirbt", das Gesundheitswesen rollt an, Laurie wird hysterisch, bedroht alle mit einer Waffe, setzt sich indiskret einfach in den Krankenwagen mit Michael und düßt in die Einöde, um den Wagen eine Klippe rutnerzulenken, worauf Michael aus dem Fenster fliegt und vom Wagen eingeklemmt wird. Dem folgt das abschlagen von Michaels Kopf, damit auch gar nichts mehr schief gehen kann.... Leider musste der Nachfolger da ja wieder was dazudichten, aber das ist eine andere (schlimmere) Geschichte.
Schauspielerisch reichts von ganz gut bis zum Mittelmaß. Jamie Lee Curtis macht manchmal ein bisschen overacting und ihr Schrei ganz zu Anfang... naja, ohne Worte. Danach scheint sie sich aber langsam einzuspielen und leistet solide Arbeit Ihr Sohn und generell alle Teenis dagegen bleiben größtenteils farblos und liefern wie gewohnt nur das nötigste. Nur der farbige Wächter kommt wirklich locker rüber. Ach ja, den Gewaltgrad hat man rapide nach unten gedreht. Zwar verirrt sich am Anfang ein Schlittschuh in den Kopf eines Teenagers, aber das war dann auch das brutalste. Ein paar unfreiwillig lustige Dialoge hat das ganze Geschehen dann auch. Lauries Sohn plus Freundin sehen auf der Erde blut, sie kreischt und fragt, was das sei und Söhnchen antwortet: "Scheiße...", was natürlich anders gemeint war, aber schon auf belustigende Weise passt.
Am Ende hat man einen grundsoliden siebten Teil der Saga um Michael Meyers, der zwar wirklich rein gar nichts an neuen Ideen ins Spiel bringt, dafür aber das altbewährte gekonnt über die Bühne laufen lässt. Nach dem ersten und zweiten Film sicherlich der beste, markiert H20 gleichzeitig aber auch den letzten Höhepunkt, was Sequels angeht, denn ein paar Jahre später folgte ja (leider) Ressurection.
Fazit
Sehr dem Original nachempfunden, schafft es der sechste Aufguss, wieder die nötige Atmosphäre ins Spiel zu bringen, die Michael Meyers langsam flöten gegangen ist. Wer ein bisschen Leerlauf in den ersten fünfzig bis sechszig Minuten vertragen kann, wird mit einem spannenden Finale belohnt.
7/10