Norwegen ist nicht gerade das Epizentrum für Erdbebenszenarien, doch bereits 2015 untermauerte der Genrebeitrag „The Wave – Die Todeswelle“ halbwegs plausibel, dass auch hier Naturgewalten wüsten könnten. Regisseur John Andreas Andersen knüpft mit dem Sequel genau dort an und verlagert die Handlung von den Fjorden nach Oslo.
Vor drei Jahren konnte Geologe Kristian (Kristoffer Joner) mehreren Menschen im Zuge einer Naturkatastrophe das Leben retten. Doch seither ist er traumatisiert und von der Familie getrennt. Als er auf die Aufzeichnungen eines Kollegen stößt, sieht er erneut Anzeichen eines bevorstehenden Erdbebens…
Es mag ein wenig konstruiert erscheinen, dass derselbe Geologe drei Jahre nach der ersten Katastrophe als so ziemlich einziger die düsteren Vorzeichen erkennt, aber dadurch ist zunächst die Grundlage einer Charakterstudie gegeben. Kristian ist ein gebrochener Mann, denn obgleich er vielen Menschen das Leben rettete, ist er nunmehr auf Tabletten angewiesen und sammelt seither sämtliche Informationen zum damaligen Szenario.
Leider zieht sich die Studie etwas zu sehr in die Länge, böse Vorzeichen deuten sich lediglich durch kleine Stromausfälle an.
So vergeht rund eine Stunde der insgesamt 108 Minuten, bis endlich ein wenig an der Temposchraube gedreht wird und das erwartete Szenario rund um Oslo eintritt.
Diesbezüglich sehen die Effekte großartig aus, während die auffallend versierte Kamera ein paar starke Fahrten liefert und speziell innerhalb der Action für den notwendigen Drive sorgt.
Auch der Score ist sehr sauber auf das Geschehen abgestimmt, wobei er während der ruhigen Passagen für einen leicht melancholischen Grundton sorgt.
Leider nimmt die Action nur einen geringen Teil des Geschehens ein und gegen Ende verhärtet sich der Eindruck, dass einige Begebenheiten zu rasch und abrupt abgehandelt werden und bereits die Credits erscheinen, bevor die Überlebenden überhaupt einmal durchatmen können.
Dass der Dramenanteil dennoch einigermaßen funktioniert, ist primär der starken Präsens von Kristoffer Joner zu verdanken, dessen grundsolides Spiel die notwendige Emotionalität transportiert. Als Genrefan hätte man sich allerdings einen deutlich früheren Einsatz der Action gewünscht, welche letztlich ein paar optisch starke und zudem recht spannende Momente zutage fördert. Ergo ist Geduld gefragt, doch die zahlt sich im Endeffekt aus.
Knapp
7 von 10