iHaveCNit: Verachtung (2019)
25.06.2019
Ganz ehrlich gesagt kommen wir nun zu einem Film, auf den ich dieses Jahr schon richtig gewartet habe. Mir gefallen skandinavische Thriller – und mir gefallen auch die Verfilmungen der Jussi-Adler-Olsen-Romane um die kopenhagener Ermittler Carl Morck und Assad und dem Sonderdezernat Q. Nach „Erbarmen“ , „Schändung“ und „Erlösung“ kommt nun mit „Verachtung“ der 4. Film in die Kinos, der auch in dieser Konstellation der vorläufige Abschluss der Filmreihe darstellen wird. Das finde ich zum einen schade, aber es ist auch ein sehr versöhnlicher Abschied geworden, der es mal wieder in sich hat und mir einen spannenden Kinobesuch beschert hat.
In einer kopenhagener Wohnung wird zufälligerweise ein sehr unheimliches Tableau offengelegt. 3 Leichen sind an einem Tisch sitzend platziert worden, während es scheinbar durch einen nicht besetzten auf dem Boden liegenden vierten Stuhl noch ein viertes Opfer folgen soll. Der perfekte Fall für Carl Morck und Assad, die beide damit zu kämpfen haben, dass Assad in Kürze die Abteilung wechselt. Die Ermittlungen führen beide in eine alte verlassene Klinik in der Dinge passiert sind, die zu einem der düsteren und verschwiegenen Kapitel der dänischen Geschichte gehörten. Doch was hat dies dem Fall von Carl und Assad zu tun ?
Nach Mikkel Norgaard und Hans Petter Moland ist nun Christoffer Boe mit der Inszenierung betraut worden. Und Boe kann sich voll und ganz auf die eingespielte Mischung in diesen Filmen verlassen. Da ist zum einen das tolle Gespann aus dem etwas sozial inkompetenten Carl Morck und des engagierten Ermittler Assad, die wie immer großartig von Nikolaj Lie Kaas und Fares Fares gespielt werden. Ergänzt werden beide von der großartigen Johanne Louise Schmidt, die wieder Rose Knudsen spielt. Gerade da die Fälle immer einen Bezug in die Vergangenheit haben, arbeitet man natürlich auch hier wieder sehr toll mit parallelen Handlungssträngen und Rückblenden. Und hier ist vor allem der jungen Schauspielerin und Tochter des dänischen Regisseurs Ole Bornedal, Fanny Bornedal mit ihrem Charakter der Nete eine sehr tolle Performance gelungen, die uns auch einen emotionalen Bezugspunkt wie es auch im weiteren Verlauf des Films diesen emotionalen Bezugspunkt bei Assad gibt, der die Sache hier sehr persönlich macht. Während es bei den vorherigen Filmen ausschließlich fiktiv konstruierte Geschichten gab, die keinen Bezug zu reellen geschichtlichen Ereignissen hatten, ist die hier erzählte fiktive Geschichte eng mit einem sehr dunklen und düsteren, sehr unbekannten Kapitels der dänischen Geschichte verzahnt. So wurden über Jahrzehnte zur Reinigung des dänischen Volkes Frauen mit körperlichen und geistigen Behinderungen sowie psychischen Störungen und ungebührlichem Verhalten in Spezialkliniken interniert und zwangssterilisiert. Richtig perfide ist es natürlich, dass das alles auch von öffentlicher Seite gebilligt und über Jahrzehnte verheimlicht wurde. Gerade damit ist der Film auch sehr mutig und liefert eine extrem spannende und dramaturgische Fallhöhe, die den ganzen Film richtig gut tut.
„Verachtung“ - My First Look – 9/10 Punkte.