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Drei Jahre saß der Polizist Vic Barron unschuldig im Gefängnis, nachdem seine Frau und seine kleine Tochter ermordet und ihm eine Bestechung untergejubelt wurde. Jetzt kommt er raus und will nur eines: Rache an dem Mann, der sein Leben zerstört hat, Tino Morelli. Die Spur führt in einen kleinen Ort in Alaska, wo Morelli sich unter falschem Namen eine ehrliche Existenz aufgebaut hat. Was Barron nicht ahnt ist, dass der wahre Mörder ihm einen Killer hinterhergeschickt hat: Morelli soll getötet, und der Mord Barron in die Schuhe geschoben werden. So werden für den Preis von zwei Flugtickets gleich mehrere Probleme gelöst …

Der klassische Film Noir (was immer man unter dem Begriff „klassisch“ auch verstehen mag) war am Besten in den Zeiten, in denen die Orientierungslosigkeit der Menschen und die Umbrüche der Nachkriegsgesellschaft in Form von Krimihandlungen dargestellt werden konnten. So war ein beliebtes Sujet unter anderem auch der gebrochene Held, der in der Gesellschaft nicht mehr zurande kamen, gleichzusetzen mit den Soldaten, die in eine Gesellschaft zurückkehrten, die mit der, die sie fünf Jahre vorher verlassen hatten, nicht mehr vergleichbar war. So waren beispielsweise die Frauen mittlerweile stärker und selbstbewusster geworden, was in Form der Femme Fatale den Film Noir wesentlich prägte. Insofern kann der Inhalt von NARBENGESICHT, trotz seines späten Entstehungszeitpunktes, problemlos zu den gängigen Noir-Topoi gezählt werden: Der Hauptdarsteller, der aus dem Gefängnis kommt, und nichts mehr hat außer seiner Rache. Der Antagonist, der sich nach Jahren der Gewalt ein neues, solides Leben versucht aufzubauen. Die Frau, die ihr Leben gehörig in den Sand gesetzt hat, weil sie, wie sie selber sagt, zu viele Jahre in Bars gesessen und in Whiskygläser gestarrt hat. Die andere Frau, die selbständig und ohne männlichen Schutz eine eigene Kneipe führt und ihr Leben somit autonom meistert.

Wie gesagt, gängige Schemata, die zwar weitgehend überraschungsarm daherkommen, aber es ist interessant zu sehen, wie Mitte der 50er-Jahre die Klischees langsam aber sicher aufgebrochen werden. Ein Ex-Polizist schlägt einen anderen Polizisten nieder, damit er seine Rache störungsfrei ausüben kann, und was mit dem wahren Mörder passiert möchte ich nicht spoilern, ist aber doch
für eine gewisse Überraschung gut. Wobei laut IMDB die deutsche Fassung 4 Minuten kürzer ist als die US-amerikanische Fassung. Aber ob diese vier Minuten den Kohl fett machen wage ich zu bezweifeln …

So oder so sind die Damen adrett, die Männer böse, und vor allem Skip Homeier als Roxey Davis hat zwar nicht die Ausdrucksstärke von Richard Widmark, wohl aber die eiskalte und arrogante Ausstrahlung eines Tommy Judo. Und beim Schluss war ich mir beim Anschauen nicht wirklich sicher, ich hätte mir auch ohne weiteres ein anderes, ein ambivalenteres Ende, vorstellen können. Von daher durchaus eine Empfehlung für einen entspannten Krimiabend.

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