Review

Nachdem in „The Scorpion King 4“ erstmals zumindest der Hauptdarsteller des Vorgängers übernommen wurde, stampfte man solche Anflüge von Kontinuität in „Scorpion King – Das Buch der Seelen“ konsequent wieder ein: Neuer Regisseur, neuer Hauptdarsteller, bestenfalls kurze Erwähnungen der Geschehnisse aus den vorigen Filmen.
Aber Skorpionkönig Mathayus (Zach McGowan) hat augenscheinlich eh Probleme einmal eroberte Königreiche zu halten oder dort zumindest sesshaft zu werden. Also schuftet er jetzt als Schmied in einem Kaff unter neuem Namen, doch die Schergen des fiesen Nebserek (Peter Mensah) stehen schon bald auf seiner Matte. Nebserek besitzt ein Schwert, das die Gegner nicht nur tötet, sondern deren Seelen in das titelgebende Buch verbannt. Außerdem gibt es ihm dämonische Kräfte, weshalb der Kriegerkönig gerade erfolgreich in seiner Expansionspolitik ist, deren einziges Hindernis er im legendären Skorpionkönig sieht, der ihm gefährlich werden könnte. Mathayus wehrt sich tapfer gegen die anreitenden Schergen, gerät aber in Gefangenschaft.
Aus ebenjener befreit ihn allerdings schon wenige Minuten später Tala (Pearl Thusi), die Tochter seines Kumpels Balthazar aus „The Scorpion King“. Der ist bereits verstorben, seinen Sohn hat Nebserek auf dem Gewissen und Tala will dessen Macht nun brechen. Dafür muss sie das Buch der Seelen zerstören und benötigt Mathayus‘ Hilfe bei dieser Aufgabe…

Von der manchmal in Trashige abgleitenden Fabulierfreude der beiden direkten Vorgänger ist wenig geblieben, stattdessen bleibt „Scorpion King – Das Buch der Seelen“ (die Nummerierung der Abenteuer hat man inzwischen auch in der deutschen Titelgebung drangegeben) eher bodenständig bis einfallslos. Ein reines Ägyptensetting, keine großen Ausflüge in die Mythologien anderer Länder (oder entsprechende Drehorte) und die erneute Story vom Eroberer, der mit dämonischen Mächten paktiert, weshalb alle Welt nach einem bestimmten Artefakt jagt. Jenes findet sich in einer Parallelwelt, in welcher der Film mit reichlich Geblubber und Hickhack viel Zeit totschlägt, während die Handlung auf der Stelle stehen bleibt. Zur Truppe stoßen dort noch Anima (Katy Louise Saunders) und ihr Beschützer Enkidu (Nathan Jones) – ein Golem, womit man a) dann ausnahmsweise mal einen Aspekt außerhalb der ägyptischen Mythologie beimischt und b) den obligatorischen Wrestler untergebracht hat.
Zu viert geht es dann weiter auf kaum nennenswerte Quests, ehe dann die obligatorische Endschlacht ansteht. Dummerweise kommt bei alledem kaum Spannung oder Abenteuerfeeling auf, stattdessen werden hier lustlos Stationen zur Mindesterfüllung von Standards abgearbeitet, ohne großes Tempo, ohne Drive. Wenn der Film zwischenzeitlich dann beinahe zum Golem-Selbstfindungsdrama abgleitet, während die handlungswichtigen Artefakte fast noch weniger als MacGuffins darstellen, dann fragt man sich schon was das Drehbuch von David Alton Hedges und Frank DeJohn eigentlich im Sinn hatte und ob die Herren schon einmal etwas von Dramaturgie gehört haben.
So gibt es zwischen den Actionszenen, die nun einmal Brot und Butter der „Scorpion King“-Reihe (vor allem der Direct-to-video-Sequels) sind, teilweise unerhört große Abstände, während sich weitere Fehlleistungen des Scripts auftun. Nun waren die „Scorpion King“-Filme nie große Charakterdramen, aber wenn Tala, die immerhin die ganze Suche anstößt, im späteren Verlauf zu einer besseren Statistin degradiert wird und noch nicht einmal Sidekickstatus erreicht, dann wirkt das schon seltsam. Denn gerade die ausgefallenen Sidekicks und Bösewichte gehören zu den Stärken der Reihe – hier sind Sidekicks etwas bräsig und nerven, dafür sind Nebsereks Schergen (Hexe, Killerin und angeberischer Krieger) angenehm fies und haben sogar mehr zu tun als ihr Herrscher, der zwischen Auftakt und Showdown kaum aktiv wird.

Doch auf der Habenseite kann sich Don Michael Paul, der mit seinem Hauptdarsteller schon kurz zuvor „Death Race: Anarchy“ drehte, als brauchbarer Actionhandwerker der Low-Budget-Klasse erweisen. Die Keilereien sind von Grant Powell gelungen choreographiert, verzichten zwar leider auf unterschiedliche, charakteristische Kampfstile, welche die Figuren in manchem Vorgänger auszeichneten, aber besitzen Dynamik und Übersicht. Visuell ist das meist gute Hausmannskost mit ein paar inszenatorischen Ausschlägen nach oben (etwa beim Finishing Move im Finale), wobei vor allem zwei Actionszenen herausragen: Eine Menschenjagd gegen Ende des ersten Drittels, in der sich Mathayus gegen Krieger eines Wüstenstamms durchsetzt, sowie eine Auseinandersetzung in einer Stadt gegen Ende des zweiten Drittels, in welcher der agile Mathayus als Springinsfeld Marke „Prince of Persia“ und „Assassin’s Creed“ durch die Gegend turnt, um den Gegnern wahlweise zu entkommen oder sie akrobatisch niederzustrecken.
Zach McGowan ist dabei schauspielerisch, ähnlich wie sein direkter Vorgänger Victor Webster, noch verbesserungswürdig, unterm Strich aber ein ganz brauchbarer Actionhero, nicht zuletzt seiner Fitness wegen. Eine gewisse Ausstrahlung ist vorhanden, aber an Mimik und Charisma muss er zum Starstatus noch arbeiten. Peter Mensah sammelte schon in „300“, dessen Sequel und der „Spartacus“-TV-Serie Erfahrungen mit antiker Klopperei und erweist sich als charismatischer Schurke, auch wenn seine CGI-gestützten Dämonenaugen eher albern aussehen und den gelungenen Schurkeneindruck eher untergraben als unterstützen. Nathan Jones verschwindet unter Make-Up, während weder Pearl Thusi noch Katy Louise Saunders großen Eindruck hinterlassen – ähnlich sieht es beim Rest der Darsteller aus.

So bleibt ein formelhaftes Malen-nach-Zahlen-Sequel mit einigen dramaturgischen Hängern und Fehlentscheidungen, das enttäuschend wenig Freude am Mix unterschiedlicher Mythen und Popkulturzitate zeigt, welcher die vorigen Filme oft auszeichnete. Immerhin die Action kann sich sehen lassen, handwerklich ist „Scorpion King – Das Buch der Seelen“ (abgesehen von schwachen Computertricks) recht gelungen umgesetzt, aber doch ein weitestgehend dröges B-Picture – der (bisher) schwächste Teil der Reihe.

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