kurz angerissen*
Ja, das bewegte Bild ist dann doch schwieriger zu zähmen als die Fotografie, in der Regisseur Mario Sorrenti ursprünglich beheimatet ist. Als Gestalter von Licht, Schatten und Komposition ist er vielleicht Herr des Augenblicks, doch sobald sich das Bild in der Bewegung verändert, entzieht es sich zugleich seiner Kontrolle.
„Shapeshifter“ wird so zu einem Dokument des absoluten Kontrollverlusts. Zumal der Regisseur zugleich hinter der Kamera sitzt, geben sich in Bezug auf die visuelle Gestaltung natürlich hohe Ambitionen zu erkennen, nur werden sie leider mit so viel Ehrgeiz verfolgt, dass sie allen anderen Aspekten des Films eher schaden anstatt sie aufzuwerten. Unentwegt ist die Kamera in Bewegung, als müsse sie aus jedem Frame den perfekten Bildkader einfangen. Dadurch entsteht nicht bloß eine massive Unruhe selbst in einfachen Eröffnungen; auch erfahren jene Bedeutungsschlüssel, die traditionell mit bestimmten Kameraeinstellungen verknüpft sind, eine hoffnungslose Überakzentuierung. Man lernt schließlich, der Kamera nicht zu trauen und weiß schon bald nicht mehr, was wirklich mit Bedacht eingesetzt wird und was reine Spielerei ist.
Dabei ist die finale Optik nicht einmal die ganze Mühe wert. Ein gewisser Digitalstich lässt sich schwer übersehen, zumal die vielen Nachtszenen so aussehen, als sei die Nacht mit einem digitalen Schleier künstlich erzeugt worden, um tagsüber drehen zu können. Die konfuse Bildaufteilung lässt permanente Verwirrung entstehen, was die grundsätzlich recht schicke Location (eine überwucherte Villa der Marke „The Haunting of Hill House“, nur eine Nummer kleiner) recht unvorteilhaft ins Bild rückt.
In erster Linie ist „Shapeshifter“ aber vor allem eines: seitens Handlung nervtötend langweilig. Beileibe nicht zum ersten Mal verschanzt sich eine Gruppe von Wissenschaftlern mit ein paar Labormäusen, um gewagte Experimente auszuführen, also sollte doch wenigstens klar sein, wie man ein solches Szenario dramaturgisch nutzt. Wenn auf einen 80-Minuten-Film jedoch 50 Minuten inhaltsloses Geschwafel fallen, läuft irgendwas falsch. Auch von Schauspielführung versteht Sorrenti offenbar noch nicht genug, denn das Ensemble um Thomas Kretschmann und Nadine Velazquez („My Name is Earl“) wirkt massiv unterfordert.
Bleiben einige wenige Netto-Spielminuten, in denen zumindest die ansprechend designte und umgesetzte Cover-Kreatur ihre Sekunden-Auftritte absolviert. Eine Entschädigung ist das allerdings nicht; vielmehr wünscht man sich einen Kontext der Marke „Das Relikt“ her, in dem sie angemessen und ohne übereifrige Ästhetisierung präsentiert wird: effektiv, funktional und tödlich.