Regiedebütant Mario Sorrenti ist in der Modewelt kein unbeschriebenes Blatt, denn als Starfotograf arbeitete er bereits mit zahlreichen bekannten Gesichtern und ist unter anderem für den Pirelli-Kalender 2012 mit Kate Moss und Milla Jovovich verantwortlich.
Bei seinem Erstling übernahm er auch gleich die Kamera, die zu den Stärken des geisterhaften Treibens zählt.
Dr. Andre Mason (Thomas Kretschmann) verlor vor Jahren seinen Sohn und erhält beim Medium Maya (Nadine Velazquez) einen Tee, der die Sinne erweitert und das Portal in eine Zwischenwelt öffnet. Nach einigen Forschungen wurde aus dem Tee ein Serum, mit welchem er und sein Team in einer abgelegenen Villa experimentieren. Dabei soll es nicht bei Halluzinationen bleiben…
Die Mischung erscheint ein wenig krude, denn Einflüsse waren augenscheinlich „Flatliners“, „Friedhof der Kuscheltiere“ oder auch „Das Ding aus einer anderen Welt“. Im Kern geht es um die mexikanische Legende des El Desincarnado, dem Fleischlosen, der sich von seinen Opfern Teile menschlicher Gestalt zurückholt. Der lässt in der heruntergekommenen Villa nicht lange auf sich warten.
Allerdings ist die Figureneinführung recht holprig. Niemand erhält mehr als einen oberflächlichen Background und auch im Verlauf offenbart keine Figur markante Eigenheiten, selbst die Beweggründe des leitenden Mason entpuppen sich als eher gehaltlos.
Insofern fungieren die Protagonisten vielmehr als Spielbälle des Paranormalen, was ab der zweiten Hälfte vermehrt in den Fokus gerät. Nach einigen geisterhaften Erscheinungen wie einem maskierten Mädchen auf einer Schaukel oder der Anwesenheit eines Verstorbenen geht es im Verlauf deutlich ruppiger zu.
Das liegt primär am Erscheinungsbild des Titelgebenden, der in seiner lehmartigen Form durchaus zu beeindrucken vermag, zumal das erstklassige Make-up ohne Dazutun von CGI auskommt. Zwar kommen die Gewaltmomente nicht über ein zerfetztes Gesicht hinaus, doch die düstere Atmosphäre weiß durchaus zu überzeugen. Hierzu trägt auch die versierte, zuweilen jedoch etwas rastlose Kamera bei, die auf Details des Interieurs achtet und um einige ungewöhnliche Perspektiven bemüht ist.
Als deutliches Manko entpuppt sich indes die Willkür einiger Verläufe. Manche Randerscheinungen müssen schlicht hingenommen werden, andere Begebenheiten werden nicht näher verfolgt und kaum hinterfragt, zudem ist das Timing nicht immer günstig, wodurch die Spannung stets ein wenig gedämpft wird. Manchmal springt das Geschehen ungelenk von Figur zu Figur, anstatt einen Handlungsstrang konsequent bis zu einer Pointe zu verfolgen, was der Dramaturgie nicht sonderlich zuträglich ist. Erst zum Finale, als das Gefüge bereits deutlich reduziert ist, kommen Abläufe schlüssiger daher.
So kommt es zwischen Aktivitäten der Zwirbeldrüse und Erbrechen am Morgen zu einigen jump scares, der Score ist mindestens okay, gleiches gilt für die Sounduntermalung und die Darsteller, wobei Kretschmann merklich zurückhaltend performt und phasenweise ein wenig unmotiviert erscheint. Aufgrund des gelungenen Setting und der eindrucksvoll gestalteten Monster bleibt ein leicht überdurchschnittlicher Eindruck zurück, der geringen Erwartungen gerecht wird.
Knapp
6 von 10