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„The Haunted“ dürfte wohl DER Klassiker des Gruselfilmgenres sein, welcher auch heute noch zu den besten Beiträgen dieses Genres gehört und von nur wenigen Filmen übertrumpft wurde, die dank heutiger Technik wesentlich ausgefeiltere Möglichkeiten haben den Horror auf den Zuschauer zu übertragen. Gemessen an der Zeit bleibt das Werk aber revolutionär wie einzigartig.

Im einführenden Rückblick erläutert ein Off-Kommentator die Geschichte des Hauses, des Erbauers, eines schicksalhaften Todes und die weitere Geschichte um Spukerscheinungen und rätselhafte Phänomene. Hübsch eingefangen in düsteren, beklemmenden Bildern präsentiert sich das Haus als verwunschener Mix aus Villa und Schloss, dass trotz allen Prunks mehr Horror als Glanz ausstrahlt. Künstlerische Verzierungen wirken wie dämonische Wesen, lang gezogene Flure wie ausweglose Labyrinthe und Schlafzimmer wie unwirkliche Gefängnisse.

In dieses Spukhaus zieht es den Wissenschaftler Markway, der den Beweis für übersinnliche Phänomene erbringen will. Dafür castet er eine Riege von empfänglichen Personen wie Eleanor, die ihr Leben lang ihre kranke Mutter pflegte und daher nie soziale Kontakte pflegen konnte, die fürs Übersinnliche empfängliche Theodora, die ein hohes Maß an Sexappeal ausstrahlt und Luke, den Neffen der Besitzerin, welcher aus dem Haus möglichst Kapital schlagen möchte.

Dafür, dass es im Häusele nicht mit rechten Dingen zugehen kann, gibt es genug Vorzeichen: Der Hausmeister kündigt Unheil schon am Tor an, seine Frau weist deutlich im Unterton auf mögliche Vorfälle hin und die Außenansichten beklemmenden des Hauses laden auch nicht gerade zur Übernachtung ein, strahlt es doch die Präsenz eines schlafenden Ungetüms aus.

Und so kommt es des Nachts auch zu ersten Phänomenen, die stets nach der Prämisse „Nichts zeigen, sondern mit der Phantasie der Zuschauer spielen“ stattfinden. Als besonders eindrucksvoll erweist sich dabei die kaum spürbare, mit Fingerspitzengefühl eingesetzte Musik, die den Zuschauer stets kaum spürbar berührt und unbemerkt umklammert. Hinzu kommen für damalige Zeiten sehr innovative Kameraperspektiven, die nicht nur aus allen möglichen Lagen das Geschehen einfangen. Sondern mit Hilfe von Spiegeln Gänge und Flure verzerren und so den Eindruck eines lebendenden Gemäuers suggeriert.
Ob Kratzen, dumpfes, bedrohliches Gepolter, oder Schreie: Sehr oft wird der Ton und nur selten visuelle Tricks wie das Eindrücken oder das plötzliche Schließen einer Tür genutzt. Und weil man hier nie etwas zu sehen bekommt, bleibt der Film undurchschaubar, dass Grauen nicht vorhersehbar.

Den ungleichen Charakteren beginnt schon bald zu dämmern, dass es nicht mit natürlichen Dingen zugeht. Besonders Eleanor zeigt sich als empfänglich und wird von allen Charakteren am intensivsten betrachtet. In inneren Monologen wird deutlich was für ein zwiegespaltener, von Ängsten und Hoffnungen getriebener Charakter sie ist, der seine eigene Beziehung zum Haus aufbaut und mit ihr „intim“ wird. Verglichen mit ihr bleibt der Rest relativ oberflächlich und unterentwickelt und kann nur aufgrund seiner Eigenheiten glänzen.

Als etwas überladen erweist sich die Einführung der Charaktere und die ersten Auftritte im „Geisterhaus“. Mit zu vielen Dialogen zugekleistert ist sie zu zäh und enttäuscht den Zuschauer, der mit Spannung die ersten übersinnlichen Auftritte erwartet, aber nichts zu sehen bekommt.

Fazit:
„Bis das Blut gefriert“, wie der deutsche irreführende Titel heißt, ist und bleibt ein Klassiker unter den Gruselfilmen und DER Genrebeitrag zum Thema „Spukhaus“. Was zu dieser Zeit mit beschränkten Mitteln von Robert Wise geschaffen wurde, bleibt an Innovativität und Spannung unübertroffen. Auch die durch die Bank weg guten Darsteller tragen ihren Teil dazu bei.

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