Der Parapsychologe Dr. Markway lädt drei Menschen ein, mit ihm zu wissenschaftlichen Zwecken ein Spukhaus zu bewohnen. Eleanor, Thea und Luke finden sich sobald ein und können zunächst nicht ungewöhnliches feststellen, die Warnungen der Hausmeisterin finden sie eher amüsant. Doch als die erste Dunkelheit hereinbricht, beginnt der Horror. Die Wände knarren, Türen fallen von alleine zu und Schreie sind zu hören. Das Haus lebt und fliehen lassen will es keinen...
Wer immer noch denkt, alte Horrorfilme jagen heutigen abgestumpften Jugendlichen keinen Schrecken ein, der hat "Bis das Blut" gefriert noch nicht gesehen. Der Titel wirkt etwas dümmlich, deshalb wird er wohl auch so häufig übersehen. Doch in Wirklichkeit hat dieser Grusel aus den 60ern noch heute genug Wirkung, um eine schlaflose Nacht zu garantieren.
Dabei ist alles anders als bei modernen Horrorstreifen. Die Vorgeschichte geht sehr lang, alle Charaktere werden ausführlichst vorgestellt. Vor allem der vom Leben gebeutelten Eleanor hat man viel Platz eingeräumt. Einerseits sicher erfreulich, denn jede Einzelheit über die Figuren stellt sich im Nachhinein als wichtig heraus, andererseits dauert es dadurch einfach zu lange, bis der wirkliche Horror kommt. Wer aber die erste Stunde übersteht, sollte sich auf was gefasst machen. Was dann kommt, ist bis heute nur ganz selten erreicht worden. Obwohl man keinen einzigen Geist sieht, ist die Angst schier grenzenlos, die alte Kindergruselgeschichte vom spukenden Prachtschloss entfaltet eine unglaubliche Wirkung. Wenn das ferne Klopfen immer lauter wird und näher kommt, es an den Wänden kratzt oder ein Kind ruft, krallt man sich als Zuschauer regelrecht an den Sessel. Ein Gänsehautschocker vom Feinsten, bei dem kein einziger Schreckmoment gleich nachlässt, sondern die Angst gnadenlos bis zum verstörenden Ende bleibt. Zwei Schocks aus der Schlussviertelstunde werden mir auf ewig in Erinnerung bleiben, so erschrocken bin ich wirklich selten.
Umso erstaunlicher, dass Robert Wise dafür so gut wie keine Spezialeffekte benötigte. Der Horror kommt auf leisen Sohlen, alles spielt sich in der Phantasie des Zuschauers ab. Man sieht keinen einzigen Geist, dafür erscheinen alleine merkwürdige Wandverziehrungen, bei denen man glaubt, ein Gesicht zu erkennen oder die endlos langen Korridore geheimnisvoll. Komischerweise nimmt der Grusel genau dann ab, wenn Wise etwas zeigt, etwa die gewölbte Tür.
Für diejenigen, die immer noch glauben, dass Filme in s/w keine Wirkung haben, dem sei "Bis das Blut gefriert" empfohlen. Und natürlich allen anderen Filmfans auch, denn hinsichtlich der Fähigkeit, Angst zu machen, haben das bei mir bisher nur "The Sixth Sense" und "Shining" überboten. Außer den Schocks bekommt man noch eine Art Charakterstudie geboten, mich persönlich haben die ruhigen Szenen aber eher gelangweilt. Ich rate, sich das ganze Nachts anzutun, bitte ohne andere Mitbetrachter und ohne Licht, und euch wird das Fürchten gelehrt!