Review

„Wieder ein Doktor! Die sind gefährlich, diese Menschen!“

Regisseur Victor Trivas hat offenbar nur drei Filme gedreht, zwei davon in den 1930ern und eben die deutsche Mad-Scientist-Horror-Produktion „Die Nackte und der Satan“ im Jahre 1959.

Ein solcher Film ist für das Deutschland der 1950er natürlich ziemlich ungewöhnlich und allein schon deshalb einen Blick wert. Bei näherem Hinsehen entpuppt er sich mit seinem reißerischen Titel (und Alternativtitel „Des Satans nackte Sklavin“) als – wer hätt’s gedacht – Exploitation-Trash, inspiriert von „Frankenstein“ und vermutlich zahlreichen weiteren Filmchen, die jener Klassiker maßgeblich beeinflusst hat. Gedreht in schwarz/weiß, präsentiert man dem Zuschauer einen durchgeknallten, überambitionierten Wissenschaftler Dr. Ood, klasse gespielt von Horst Frank, der nicht nur den Kopf seines ehemaligen Chefs Dr. Abel durch eine aberwitzige Maschine körperlos am Leben erhält, sondern auch das Haupt einer eigentlich sehr hübschen, aber buckligen Geistlichen dem einer Stripperin transplantiert (man beachte den Kontrast...). Die Selbstverständlichkeit, mit der all das passiert, ist durchaus amüsant und vor allem der sprechende Kopf Dr. Abels köstlich anzusehen, mit der lediglich angerissenen philosophisch-biologisch-medizinischen Frage „Bin ich ein Körper oder hab’ ich einen Körper?“, die viele Jahre später auch die Niveaurockgruppe „Die Kassierer“ stellen sollte, gaukelt das Drehbuch eine Tiefe vor, die es aber nie erreicht, und das muntere Treiben der Protagonisten wirkt bisweilen etwas unbeholfen, gestreckt und ratlos. Wirklich nackt ist zudem auch nie jemand und an blutige Effekte natürlich ebenfalls nicht zu denken. Ein paar expressionistisch angehauchte Bilder erfreuen da schon eher das Auge, während man sich mit der bizarren, naiven Welt des Wahnsinns, die den Drehbuchautoren entsprungen ist und nach ihren ganz eigenen Gesetzen zu funktionieren scheint, zu arrangieren versucht.

Insofern ein hochinteressantes Stück deutscher Kino-Geschichte, das durch die Trash-Brille durchaus passabel unterhält, einem Vergleich mit ernstzunehmenderen, ausländischen Genrewerken der gleichen Ära aber nicht standhält.

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