Es gibt Leute die zumindest etwas mit „Postman“ anfangen können. Ja, wirklich. Ich gehöre dazu. Auch wenn dieses weitere, überlange Costner-Epos nie die Qualität von „Dances with wolves“, „Waterworld“ oder „Open Range“ erreicht, ist es ein Film, bei dem man für drei Stunden in eine andere Welt versinken kann. Eben ein Film für Sonntagnachmittag, wenn das Wetter draußen so wirklich schlecht ist und man es sich auf dem Sofa bequem macht.
Costners erneuter Versuch ein Endzeitepos zu drehen, scheitert letztlich an seiner Belang- und Ziellosigkeit und ging deshalb auch an den Kinokassen baden. Wenn schon ein Endzeitepos, dann bitte auch eins mit Atmosphäre, denn an der mangelt es „The Postman“ doch deutlich. Überflutete er in „Waterworld“ noch die ganze Erde, so ist dieser Film in einer Westernlandschaft angelegt. Die Auswirkungen des Krieges sind kaum zu spüren und Reste der Zivilisation werden marginal gezeigt. Es fehlt dem Film zu Beginn einfach an einer stimmigen Einleitung, die bei uns Zuschauern Gänsehaut verursacht und postapokalyptische Endzeitstimmung aufkommen lässt. Leider wird nie auf die näheren Umstände der Katastrophe eingegangen.
Optisch ansprechend ist die Szenerie allemal, denn Costner weiß wie er die Landschaften einfangen muss, aber der Plot will sich derweil nicht entfalten. Costner selbst spielt den namenlosen Herumtreiber, der sich von jeder Menschenansiedlung fern zu halten versucht und sich ihr nur nähert, wenn er etwas zu Essen braucht. Er ist ein schweigsamer Antiheld, der sich durch das Leben wurschtelt und mit Berührungsängsten zu kämpfen hat.
Als er von dem eine neue, totalitäre Ordnung etablierenden, größenwahnsinnigen Tyrann General Bethlehem (Will Patton, „Armageddon“, „Gone in Sixty Seconds“) als Soldat zwangsrekrutiert wird und bald darauf flüchtet, findet er in einem Postwagen Unterschlupf, um sich bald als Postman durchzumogeln. Der nächstbesten Siedlung lügt er eine neue Regierung vor, darf dafür Samen spenden, essen und trinken, zieht aber weiter, um die Masche fortzusetzen. Klar, dass Bethlehem gar nichts von dieser aufkommenden Hoffnung wissen will und jeglichen Anflug von Ungehorsam in den Siedlungen unterbindet. Schließlich ist er der Chef hier.
Während Costner nach einem Konflikt mit Bethlehem in den verschneiten Bergen gesund gepflegt wird, baut einer seiner glühenden Verehrer derweil die Post zu einem florierenden Geschäft auf, das schnell Kontakte zu anderen Staaten knüpft und durchweg mit jungen, vor Eifer sprudelnden Jungamerikanern betrieben wird. Wieder wird Bethlehem zuschlagen...
So nett die Locations auch gefilmt sind, „The Postman“ krankt nun mal in vielerlei Hinsicht. Während die schauspielerischen Leistungen durchweg in Ordnung gehen, nerven die vielen Logikschwächen. Trotz der enormen Überlänge enthält Costner dem Zuschauer viele Informationen vor, um dafür sich und seine Rolle zum bekehrten Antihelden zu stilisieren. Alles entwickelt sich recht flux, ohne dass deutlich wird, wie und warum das nun alles von statten geht und wie es in den anderen Landesteilen aussieht.
Als Krönung gibt es dann final den alles entscheidenden Zweikampf mit Friede-Freude-Eierkuchen-Ende, auf das die Zukunft besser werde.
Fazit:
„The Postman“ ist der nett gemeinte Versuch Kevin Costners nach „Waterworld“ endlich ein richtiges Endzeitepos zu schaffen. Leider krankt der Film bei seiner enormen Laufzeit an seiner Ereignislosigkeit, fehlender Action, einer kaum spürbaren Endzeitatmosphäre und dem mangelhaften Drehbuch, dass sich einfach zu sehr um seine Hauptfigur kümmert. Dank der optischen Schauwerte, einigen netten Stunts und der gegebenen Möglichkeit in diese Welt zu versinken, bleibt mittelprächtige Unterhaltung über. Wie man es richtig macht, zeigte er 7 Jahre später mit „Open Range“.