Review

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Nachdem Drew Goddard mit "Cabin In The Woods" das Horrorgenre gehörig und genial auf links gedreht hatte, war sein lange geplanter, epischer Regienachfolger "Bad Times At The El Royale" ziemlich weit oben auf meiner Most Wanted-Liste des Jahres. Und sagen wir mal so: ich wurde auf einem extrem hohem Niveau leicht enttäuscht. Wenn das verständlich ist. Es ist einer dieser Filme, der zum Kultfilm gemacht ist und den man unbedingt nochmal sehen will, da sich viele Puzzleteile erst sehr spät zusammenfügen und überraschend drehen. Den Wiederspielwert hat das Opus im 60s-Look definitiv auf seiner Seite. Nicht nur weil man Thor nicht oft genug schlangengleich tanzen sehen will... Es geht um eine Nacht in einem ganz besonderen Hotel und eine Handvoll Gäste, die die legendäre Unterkunft gehörig verwüsten werden...

"Bad Times At The El Royale" ist ein komplizierter Fall, er fällt einem nicht einfach in den Schoß. Man muss dafür schon etwas tun, investieren. Er stellt seine Genre nicht derart auf den Kopf wie der erwähnte Vorgänger des Regisseurs, doch Erwartungen unterläuft er fast genauso geschickt. Außerdem ist der Soundtrack einer der Must Haves des Jahres und die Besetzung liest sich nicht nur heiß, sie ist es auch von den Zehen bis in die Haarspitzen. Das Hotel sieht gnadenlos gut aus und die Atmosphäre aus strömendem Regen und pulsierender Paranoia macht Eindruck, selbst über die (viel zu) ambitionierte Laufzeit. Es gibt einige wirklich pochend-spannende Szenen, Dialoge, Duelle, bei denen jeder halbwegs aufmerksame Zuschauer auf dem Stuhlrand wibbelt. Hemsworth mischt das Geschehen erst etwas zu spät auf und die verschachtelte Erzählweise kann einige Längen nickt kaschieren und Wiederholungen nicht interessant genug bemalen, doch insgesamt gibt es in diesem exquisiten Motel genug zu entdecken für drei Filme, was eine dicke, stylische Empfehlung locker rechtfertigt. Umso weniger man weiß und erwartet, desto besser. Wenig ist wie es scheint, die Grautöne der Gesellschaft waren selten so knallig.

Fazit: ein Hotel mit mehr doppelten Böden und überraschenden Kreuzungen, als man meint. Die Schatten der amerikanischen Vergangenheit, der Gewalt entkommt keiner. Böses, kantiges und oft sogar ungemütliches Teil, das sicher nicht den Mainstream erobern wird, aber dennoch seine Anhänger finden wird. Keine fünf Sterne, aber definitiv komfortabel und weit mehr als nur Tarantino-light. Ein Po zu weitläufig vielleicht, die Anlage... 

Details
Ähnliche Filme