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Der Gerichtsmediziner Paul Herzfeld findet während einer Obduktion im Inneren einer Leiche einen Zettel mit der Handy-Nummer seiner eigenen Tochter Hannah. Nach einem Anruf stellt sich heraus, dass diese von einem Unbekannten entführt wurde und nun in einem Verlies gefangen gehalten wird. Die Polizei soll Herzfeld natürlich aus dem Spiel halten, wenn er seine Tochter nochmal lebend wiedersehen will, und stattdessen auf einen gewissen Erik warten, der ihm weitere Informationen liefern soll. Dieser Erik liegt mittlerweile tot am Strand von Helgoland und wird zufällig von der Comic-Zeichnerin Linda gefunden, die vor ihrem gewalttätigen Ex-Freund auf die besagte Insel geflüchtet ist. Per Telefon überredet Paul die junge Frau, die Leiche ohne großes Aufsehen in die Pathologie des örtlichen Krankenhauses zu schaffen und dort eigenhändig die Autopsie vorzunehmen, während er selbst sich zusammen mit einem seiner Praktikanten auf den Weg nach Helgoland macht. Die Hinweise, die Linda in dem Toten findet, führen kurz darauf schon zu weiteren Leichen. Alvart verfilmt Fitzek... das klingt jetzt ja nicht unbedingt nach 'nem match made in heaven, sondern eher nach einem aus der Badmovie-Hölle. Nach einigen Til Schweiger-"Tatorten" und dem echt traurigen Sido-Komödchen "Halbe Brüder" gelingt Christian Alvart mit "Abgeschnitten" immerhin die Rückkehr zu den eigenen filmischen Wurzeln, sprich: dem Thriller-Terrain seines Debüts "Antikörper" und dem reinrassigen Genre-Kino der gescheiterten US-Produktionen "Fall 39" und "Pandorum". Und handwerklich ist das Ganze nicht nur für hiesige Verhältnisse mal wieder ganz beachtlich ausgefallen, die Optik ist hochwertig, die Atmosphäre fröstelig kalt und mit einigen krude-brutalen Autopsie-Details und heftigen Body Props wird der Anschluss an härtere Serienkiller-Streifen geradezu gesucht. Leider stimmt inhaltlich so gut wie gar nichts, denn die Handlung wird ganz schön wirr-verhackstückt vor dem Zuschauer ausgebreitet und wäre bestimmt gerne überraschend und wendungsreich, ist aber gerade mal so abstrus, dass man beim Ansehen Sebastian Fitzeks Potboiler-Plotte noch förmlich rascheln hört. Einige echt gestelzt klingende Dialog-Zeilen, die sicherlich eins zu eins der Roman-Vorlage entstammen (man weißt ja, wie der Eumel schreibt) und vermutlich von keinem Schauspieler auf der Welt vernünftig aufgesagt werden könnten, trüben zusätzlich die Stimmung und ziehen die Chose flott auf Kolportage-Niveau runter. So wirklich spannend wird "Abgeschnitten" dabei leider nie, sondern begnügt sich damit, während seiner mit 120 Minuten als zu lange empfundenen Laufzeit sattsam bekannte Genre-Set-Ups und Standard-Situationen durchzuhecheln... nur irgendwie auf eine sehr viel peinlichere Art und Weise als in "Sieben" & Co. Ich sag's ja, die Rückkehr zu "Antikörper" ist Alvart vollauf geglückt, denn den hat man damals ja auch bestenfalls nur als Bauerntrampel-Version von "Das Schweigen der Lämmer" ausgemacht, aber nicht als ernsthafte Konkurrenz für Hollywood. Der deutsche Genre-Film bleibt also auch weiterhin leider so tot wie die Leichen auf Moritz Bleibtreus Sezier-Tisch... schade drum.

3/10

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